11. Kapitel

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Wir gingen in den Raum, wo unser Film lief und setzten uns in die letzte Reihe mittig. Heute war sehr wenig los, nur ein paar vereinzelte Pärchen saßen weiter vorne.

Wir unterhielten uns noch und aßen ein wenig Popcorn. Als sich das Licht dämmerte, verstummten alle Stimmen und alle sahen zu der großen Leinwand. Der Film fing an, doch ich sah immer wieder aus dem Augenwinkel zu Billy. Irgendetwas an ihm zog mich förmlich an.

Wir waren bestimmt schon bei der Mitte des Filmes und Billy sah gebannt auf den Film. Ich hatte die Hoffnung, er würde mich genauso oft ansehen, wie ich ihn. Vielleicht bildete ich mir auch nur etwas ein. Etwas enttäuscht ließ ich mich in den Sitz fallen und legte meine arme an den Armlehnen ab. 

Nun sah Billy zum ersten Mal zu mir, doch ich konnte seinen Blick nicht definieren. Vermutlich war er einfach verwirrt, weshalb ich mich so zurückfallen ließ. Lange blieb der Blick nicht, da er wieder nach vorne sah und auf den Film achtete. Um ehrlich zu sein, wusste ich nicht einmal worum es ging, da ich mich die ganze Zeit auf ihn konzentriert hatte.

Doch plötzlich spürte ich, wie Billy's Hand meine berührte. Ich schielte nach unten zu unseren Händen und sah, wie er sie in seine nahm. Dann sah ich zu Billy, der mich auch ansah.

Wir sahen uns in die Augen und es schien so, als würde alles um uns stehen bleiben. Ich hörte nur noch die gedämpfte Musik, des Filmes laufen. Unsere Köpfe kamen sich immer näher und mein Herz schlug mir bis zum Hals. Er sah kurz auf meine Lippen und dann wieder in meine Augen.

Alles in mir schrie, tu es!

Und bevor ich überhaupt weiter denken konnte, schloss er den letzten Abstand zwischen uns und legte seine Lippen auf meine. Seine unglaublich weichen Lippen.

Alles in mir schien zu explodieren. Es war, als hätte ich dieses Gefühl schon lange gebraucht, obwohl ich es nicht einmal wusste.

Blitze durchfuhren mich und die Schmetterlinge in meinem Bauch flogen Marathon.

Ich wollte, das dieser Moment niemals endet.

Leider lösten wir uns nach einer Weile wieder, doch es war wunderschön. Er und ich sahen uns noch eine ganze Weile an und ich kriegte das Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht. Daraufhin musste er auch mit seinen perfekten Zähnen lächeln. Wie kann jemand nur so perfekt sein?

(...)

"Sehen wir uns nächsten Samstag?", fragte ich, da ich die Woche viel arbeiten musste und mich morgen und Freitag mit Nadine traf. "Ich muss gucken,  aber wir schreiben", bestätigte er  und zwinkerte mir zu. Daraufhin öffnete ich schon die Tür und ging hoch in meine Wohnung.

Ich schmiss mich auf das Sofa und dachte über den Tag nach. Meine Wangen taten schon vom Lächeln weh. Ich würde fast schon behaupten, das heute der schönste Tag meines Lebens war.

Ich sah auf die Uhr, die mir 20:34 Uhr anzeigte und beschloss Nadine anzurufen.

"....und ihr habt euch dann wirklich geküsst? Und danach nochmal?", fragte sie ungläubig, woraufhin ich nur mit einem "ja" antwortete. "Ich freue mich ja wirklich total für dich, aber ich habe wirklich vieles von ihm gehört.", sprach sie und ich verdrehte die Augen. "Hat dir Steve den Scheiß eingeredet?", fragte ich angepisst. "Er klang ziemlich glaubwürdig", gab sie etwas beschämt zu. "Nadine, ich habe ihn doch kennengelernt. Du weißt doch das Steve ihn schon seit Jahren hasst, wegen dieses albernen Schul-Ranges. Dann kommt auch noch dazu, dass er eifersüchtig auf ihn ist, auch wenn du das jetzt nicht hören willst.", gab ich genervt von mir. "Ist ja gut.. ich will nur nicht das er dich auch verletzt, wie ein gewisser jemand", murmelte sie ins Telefon. Ich hasste dieses Thema, ich wollte nicht daran zurückdenken. Das wusste sie.

Wir unterhielten uns noch ein wenig, doch verabschiedeten uns dann, da wir uns sowieso morgen sahen.

Als ich aufstand, sah ich zuerst auf mein Handy. Samstag, 22.08.1985 , 11:02 Uhr. Ich müsste mich so langsam fertig machen, da ich um 12 Uhr losmusste.

Ich machte mir also meine Haare und schminkte mich dezent, um kurz darauf das Haus zu verlassen. Draußen stand auch schon mein Baby und ich fuhr mit einem lauten aufheulen los. Ich liebte dieses Motorrad.

"Hey Nad", ich umarmte Nadine kurz und setzte mich dann gegenüber von ihr. Manchmal nannte ich Nadine 'Nad', doch das kam relativ selten vor.

Ich sah mich etwas um und mir viel auf wie sehr ich es vermisst hatte hier zu sitzen. Ich liebte dieses kleine Café. Ganz am Anfang hatte Nad es mir gezeigt und seitdem ist es eine Tradition geworden. Doch in der letzten Zeit hatten wir beide keine Zeit gehabt. Umso mehr genossen wir die Zeit gerade.

Ich bestellte mir wie immer einen Latte macchiato und einen Blaubeer-Muffin, während Nadine sich ein Stück Erdbeerkuchen bestellte und einen Kakao.

Im Moment schien alles perfekt zu laufen, doch hätte ich gewusst, was alles noch passieren würde, hätte ich es nie so weit kommen lassen.

Billy. [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt