12. Kapitel

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Das Treffen gestern lief verdammt komisch. Er wirkte so distanziert, still und hörte nicht richtig zu. Es war fast so, als wäre er nicht anwesend gewesen, doch ich wusste nicht wieso. Er saß die ganze Zeit einfach so da und schaute ins nichts. Ich versuchte mit ihm zu reden, doch egal was ich sagte, er sah mich nur mit diesem leeren Blick an. Es war schon ein Wunder, dass er atmete und blinzelte. Ansonsten tat er nämlich nichts.

Egal wie oft ich nachfragte, was los sei, er antwortete immer dasselbe. 'Nichts'.

Dass ich nicht lache.

Tage später

"Wieso tut er das?", fragte ich traurig ins Telefon. "Vielleicht hat er keine Zeit?", fragte Nadine, doch als ich die blauen Haken, hinter meinen Nachrichten sah, entwich mir doch glatt eine Träne. "Er hat gelesen.", gab ich knapp von mir. "Ich weiß es wirklich nicht, vielleicht hatte Steve recht?", versuchte sie vorsichtig zu fragen, doch es änderte nicht daran, dass ich mich noch schlechter fühlte. "Nad, ich muss jetzt auflegen. Wir sehen uns.", ich legte sofort auf und schmiss mich auf mein Bett.

Warum tat er das? Erst machte er mir Hoffnung und dann stieß er mich weg.

Wieso muss das so unglaublich weh tun? Gerade waren wir uns doch so nah gekommen.

Ich hatte ihm bestimmt um die 50 Nachrichten geschrieben. Vielleicht war es übertrieben, doch ich wollte wissen, was los war. Vielleicht war ihm etwas passiert, vielleicht hatte er keine Zeit oder vielleicht war ich nur ein Zeitvertreib.. doch über letzteres wollte ich nicht nachdenken.

(...)

Tage, eher gesagt Wochen vergingen und ich erhielt kein Lebenszeichen von ihm. Hatte ich etwas falsch gemacht? Ich hatte so viele Fragen, aber so wenig antworten.

"Ich kann mir dein rumgeheule echt nicht mehr anhören, ganz ehrlich, wir fahren heute mach Hawkins", sagte Nadine plötzlich zu mir, als ich ihr mal wieder aufzählte, wieso er mich ignorieren könnte. Entgeistert sah ich zu ihr, "Das geht doch nicht!". "Und wie das geht! Und wir werden es tun! Heute nach der Arbeit!", befahl sie.

Nach der Arbeit

"Was wenn er mich nicht sehen will?", fragte ich unsicher, als wir vor dem Schwimmbad standen. "Hallo? Du bist Joselin J Johnsen, zeig ihm wo der Hammer hängt!", versuchte sie mich zu überreden.

Doch bevor ich widersprechen konnte, schnappte sie sich mein Handgelenk und steuerte auf den Eingang los.

"So! Du wirst da jetzt reingehen und ihn zur Rede stellen!", befahl sie mir und schubste mich Richtung Tür, die nach draußen führte.

Okay, ganz ruhige Jose. Du schaffst das. Du musst bloß mit ihm reden und ruhig bleiben. Vielleicht hatte er ja einen guten Grund? Bestimmt.

Ich trat die letzten Schritte zur Tür an und öffnete sie langsam.

Und siehe an, dort saß er.

Gerade als ich auf ihn zulaufen wollte, blieb ich abrupt stehen. Was tat er da? Geschockt blickte ich auf die Szene vor mir. Er hatte seinen Arm um die Hüfte von dieser Mrs Wheeler gelegt und schien mit ihr zu Flirten. Das kann doch nicht wahr sein!

Plötzlich drehte sie sich um und sah in meine Richtung.

Von der Entfernung konnte ich schon ihr triumphierendes zu grinsen sehen. Ekelhaft.

Nun drehte sich auch Billy um und ich konnte für eine Millisekunden Schock in seinen Augen sehen, doch so schnell der Blick auch kam, verschwand er. Er wandte sich wieder dieser Schreckschraube zu und flüsterte ihr irgendwas ins Ohr, woraufhin sie falsch auflachte.

Und was machte ich? Ich stand wie angewurzelt da und konnte mich kaum bewegen.

Ich sah, wie er sich wieder auf seinen erhöhten Platz setzte, seine Sonnenbrille aufsetzte und so tat, als hätte es mich nie gegeben.

Ich hätte niemals gedacht, dass ich es sage, aber Steve hatte recht.

Sofort drehte ich mich um und rannte weg. Weg von dem, was mir das Herz brach. Weg vor ihm.

"Jose! Warte, bleib stehen!!", hörte ich, wie Nadine mir hinterherschrie, doch ich konnte nicht stehenbleiben, ich konnte nicht mehr an diesem Ort bleiben.

An meinem Motorrad angekommen, stieg ich sofort drauf, doch bevor ich losfahren konnte, stand Nadine vor meinem Bike. "Geh mir bitte aus dem Weg, Nad", bat ich sie, da ich sie wirklich ungern überfahren wollte. "Hör zu. Ich weiß nicht was passiert ist, aber du kannst vor deinen Problemen nicht weglaufen! Was hätte die Jose vor ein paar Monaten gemacht? Sie wäre zu ihm gegangen und hätte ihr gewaltig ihre Meinung gesagt! Vielleicht hätte sie sich auch geprügelt, aber wegrennen war nie eine Option!", schrie sie.

Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

Sie hatte recht.

Niemals hätte ich mich so einschüchtern lassen. Niemand spielte mit meinen Gefühlen, sonst hat er es ordentlich zu spüren bekommen. Langsam entspannte ich mich ein wenig und setzte meinen Helm ab. Verwirrt schaute ich nach oben. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass es angefangen hat zu regnen.

"Du hast recht.", gab ich selbstsicher von mir und stieg vom Motorrad ab.

Billy. [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt