∘ Chapter 3 ∘

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Ich hatte diese Nacht überhaupt nicht geschlafen, deshalb sah ich aus wie ein Zombie. Die ganze Zeit hatte ich mir den Kopf zermartert, wie ich am blödsten meine Eltern vom Elternabend abhalten konnte. Einen auf krank machen? Das war vielleicht ne gute Idee. Aber dann musste ich mir wirklich was einfangen, denn meine Mom durchschaute sowas meistens. Da fiel mir ein, dass wir ja noch so ein altes Thermometer daheim hatten, was noch mit Quecksilber funktionierte. Also einfach kurz warm machen und é voila. Dann einfach nur noch krankspielend ins Bett legen. Aber der Trink funktionierte ziemlich oft. Und tatsächlich. Als ich nach der Schule allein zuhause war, machte ich das Thermometer warm, legte es neben mich, legte mich unter die dicke Bettdecke und machte meine Stirn mit heißem Wasser nass. Es dauerte nämlich nicht lange, bis mein Dad nach Hause kam und er war der verweichlichtere Teil meiner Eltern. „Milou, ich bin wieder da!" hörte ich die bekannte Stimme meines Vaters. Aber von mir kam keine Antwort, denn nun legte ich noch eine stufe drauf und ich machte ein hundeelendes Gesicht. „Ich bin hier..." murmelte ich mit extra rauer und verstellter Stimme. „Milou, was ist denn los?" fragte mich mein Vater besorgt, er war halt eben doch so weich wie Vanillepudding. Er fühlte besorgt meine Stirn, die ich extra nochmal mit warmen Wasser hatte überlaufen lassen. „Oje... sieht aus, als hast du Fieber..." er holte das Fieberthermometer aus dem Schrank, denn wir besaßen auch ein neues. Aber auch dafür hatte ich vorgesorgt. Ich hatte mich unter die dicke Decke gelegt, wo sich die warme Luft anstaute und so zeigte auch das neue Fieberthermometer eine erhöhte Temperatur an. „Ich glaube, du solltest dich erst mal ausruhen... soll ich Grandma anrufen, damit sie auf dich aufpasst oder kommst du alleine zurecht?" fragte mein Vater mich. Scheiße. Damit hatte ich jetzt überhaupt nicht gerechnet. Schockiert sah ich meinen Vater an, wie er das Zimmer verließ, um mir einen Tee und Wadenwickel zu machen. Das lief irgendwie nicht so wie geplant. Als dann Mom nach Hause kam, rief sie sofort Grandma an, damit sie herkam und auf mich aufpasste. Zwar mochte ich Grandma wirklich, wirklich gerne und sie war auch ein nettes altes Dämchen, aber sie war in ihren Behandlungsmethoden einfach etwas eigenwillig. Am Ende konnte ich es also doch nicht verhindern und so gingen meine Eltern einfach zu dem Treffen, wo der Lehrer die Schüler einfach nur komplett kritisierte. Ich angelte nach meinem Handy und schrieb Jordan eine Nachricht.

>Hey, Jordan...<
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Schon kurz nach meiner Nachricht ertönte der Klingelton meines Handys.

>Hey, Fee. Und, hast du es geschafft, deine Eltern abzuhalten, zum Elternabend zu gehen?<

>Nein, hab ich nich. Notfalltreffen. Jetzt.<

War meine letzte Antwort auf seine Nachricht. Es dauerte keine halbe Stunde, da stand er auch schon vor meiner Tür. Natürlich wollte Grandma ihn nicht reinlassen, aber irgendwann gab sie einfach auf, Jordan zu verscheuchen. „Hey, du vor dich hin rottende Mimose." meinte Jordan als mal wieder überraschend nette Begrüßung. „Schieb dir dein Mimöschen in den Arsch." war meine Antwort, ehe ich mich ihm zudrehte. Da sah ich, dass er gar nicht alleine hier war. Neben ihm stand der Neuzugang der Klasse, nämlich Charlet. Sie hob stumm lächelnd eine Hand als Begrüßung. „Wusste gar nicht, dass du Besuch dabei hast." meinte ich etwas erstaunt und nahm mir noch ein Zwieback aus der Verpackung, die auf meinem Nachttisch stand, und biss an den Ecken herum. Das Zeug war safe irgendwie 500 Jahre alt, sonst wäre das nich so hart. „Na ja, wir haben grad am Referat gearbeitet, was wir in Englisch machen sollen, als deine Nachricht gekommen ist. Und da bin ich einfach spontan mitgekommen. Muss ja meine Klassenkameraden auch mal kennenlernen." meinte Charlet mit ihrer weiblichen und zierlichen Stimme, von der man sie auch von einer zarten jungen Dame wie ihr erwarten würde. „Milou." meinte ich und streckte ihr meine Hand hin, die sie allerdings nach einem kurzen Handschlag wieder abwies. „Hab schon so einiges über dich gehört. Und das, wo ich doch erst zwei Tage da bin." meinte sie lächelnd. Fast automatisch verzog ich wieder mein Gesicht und ich wurde wieder grimmig. „Wir haben dir Stoff mitgebracht." meldete sich nun Jordan zu Wort, beinahe sofort zog ich ihm die Tüte mit den Gummibärchen aus der Hand und riss sie auf. Ich fühlte mich wie im 7. Himmel, als ich den Geschmack auf meiner Zunge fühlte. Viel besser als dieses elende Zwieback-Zeug. Ich machte auf meinem Bett etwas Platz für die beiden und gab das Zwieback Charlet, die das Zeug wirklich zu mögen schien. „Warum frisst du eigentlich Zwieback? Das Zeug ist hart wie Stein." „Hm, Keine Ahnung." lächelnd zuckte Chalet mir den Schultern. „Schmeckt einfach." ich verzog meine Mundwinkel und rümpfte die Nase. „Fee, wir sind aber noch aus einem anderen Grund hier." mischte sich nun Jordan wieder ein. „Wir dachten, dass wir dir vielleicht etwas beim Lernen helfen könnten, wenn deine Eltern dich lebendig davon kommen lassen." sofort rutschte ich ein Stück von ihnen weg, so, als wären sie ein Virus oder so. „Du hast das wirklich nötig, Fee." meinte Jordan nun nochmal ernster und schaute mich genauso ernst an. Erst musterte ich die beiden eine Weile, ehe ich endlich nachgab. „Na schön..." eine weile Aßen wir noch Zwieback und erzählten uns gegenseitig, wie scheiße unser Leben manchmal war. Allerdings verstummte ich aif einmal, als ich den Schlüssel im Schloss der Wohnungstür hörte. „Milou!" war das erste, was man von meiner wütenden Mom hörte und ich zuckte zusammen. Langsam stand ich auf und Schleichte aus dem Zimmer.

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