∘ Chapter 2 ∘

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Schuldbewusst schlurfte ich ins Wohnzimmer, denn ich hatte irgendwie schon eine Idee,warum ich ins dorthin kommen sollte. Denn ich hatte, obwohl ich heute im Unterricht Null komma Null aufgepasst hatte, so am Rande mitbekommen, das bald mal wieder ein Elternabend war und jetzt wurden die ganzen Briefe dafür verschickt. Und ich wusste, da ich nicht unbedingt Mr Darrisons Lieblingsschülerin war, würde er alles über meine schlechten Noten und mein Benehmen auspacken. Denn ich schmiss viele unangebrachte Kommentare, sagen wir es einfach mal so. Und mal lachten alle, mal waren alle genervt. Wie's eben so war. Mal so und mal so. „Was denn..." fragte ich genervt, als ich im größten Zimmer unserer Wohnung angekommen war. „Du hast uns gar nichts vom Elternabend deiner Schule erzählt." meinte meine Mom streng. Sie hasste Geheimnisse und das wusste ich genau. „Hab heut nicht aufgepasst." redete ich mich raus. Obwohl, konnte man es eigentlich rausreden nennen? Es war ja irgendwie auch die Wahrheit. „Ich hab doch gesagt, du musst deine Schule ordentlich machen, sonst werden dein Handy und dein Auslandsjahr nach Norwegen gestrichen. Das haben wir schon mehrmals ausdiskutiert und ich werde dir das solange eintrichtern, bis du das umsetzt." meinte meine Mutter mit ihrer Killerstimme, also so ne, die einem wirklich Angst macht, und mit ihrem bösen Blick. Oh man. Sie war wirklich, wirklich, WIRKLICH sauer auf mich. „Und wie sieht es überhaupt mit deinen Noten aus? Du hast uns lange nichts erzählt. Verbirgst du etwa was?" der Blick meiner Mom wurde prüfend und sie musterte mich, von dem blauen Papier in ihren Händen aufsehend. „Nein, tu ich nich. Hab die Noten vergessen und weiss se nicht mehr." aber meine Mom lies nicht locker und fragte mich immer mehr aus, ehe ich nicht mehr standhalten konnte und ich die Flucht ergriff. „Ihr könnt mich mal." meinte ich, zu meinen Eltern den Mittelfinger gezeigt. Die Tür zu meinem Zimmer knallte ich zu, der Weg dorthin war mir wie eine Ewigkeit vorgekommen. Und das, obwohl er gerade nicht mal einen Meter entfernt war. Uff. Erschöpft lies ich mich auf mein Bett fallen, das alles andere als ordentlich war, wie das meiste in meinem Zimmer eigentlich. Alles einfach nur achtlos auf Haufen geschmissen. Mir egal, wie es hier aussah, solange ich alles wiederfand. Ich nahm mein Handy wieder in meine Hand und scrollte meine Kontakte runter, bis ich Jordan's Name entdeckte und ihn anrief. Ein zwei Minuten klingelte es, ehe er zum Glück abnahm. „Was gibt's Fee?" fragte er. Fee war mein Spitzname, weil ich mit vollem Namen Milou-Felina hies. Komischer Name, ich weiß. Aber was sollte ich daran ändern? Ich hies eben so und damit musste ich leben. „Meine Mom wurde mal wieder zur Furie!" meinte ich dramatisch und lachte. „Echt mal, die geht mir auf den Sack." Nur ein leises Brummen von Jordan. „Nur deswegen hast du mich angerufen?" ich konnte schon an seiner Stimme hören, dass er das Gesicht verzog. „Klar." ich grinste. Ein genervtes Seufzen von Jordan am Telefon. „Was ist denn passiert, dass deine Mutter so sauer ist?" fragte er dann schliesslich. „Na ja, also, Mr Darrison hat doch heute irgendnen Scheiß vom Elternabend gelabert , ne? Tja, der Brief ist schon da." meinte ich und zuckte mit meinen Schultern. „Du weisst schon, dass du jetzt tief in der Scheiße steckst, oder? Mr Darrison wird Alles über dich ausplaudern, du musst dir da echt was einfallen lassen." erklärte Jordan, ich meinte, in seiner Stimme eine kleine Prise Besorgnis hören zu können. „Mach dir mal keine Sorgen. Soooo viele schlimme Sachen mach ich gar nicht. Pass nur nicht auf und hab schlechte Noten. Na und? Zumindest hab ich noch keinen Verweis. Und das ist schon eine Meisterleistung, gib's zu!" meinte ich triumphierend. „Na ja, schon, aber Fee, denk doch mal nach. Wenn deine Eltern das von Mr Darrison zu hören kriegen, dann hassen dich deine Eltern vielleicht erst mal ne Weile. Du solltest dir wegen deinen Noten echt was überlegen. Ich kann dir beim Lernen helfen, wenn du willst." ich verzog meine Mundwinkel. Igitt, Lernen. Ich verstand den Dreck sowieso nicht. „Vielleicht. Mal überlegen." mit diesen Worten legte ich einfach auf und schaute wieder an die Decke. Wenig später war die Stimmung beim gemeinsamen Abendessen mit der Familie sehr angespannt. Ich verspürte keinerlei Hungergefühl und so hob ich den Brokkoli einfach immer wieder mit der Gabel auf und lies ihn fallen, was in der Creme-Soße ein klatschendes Geräusch erzeugte. Ich schaute lustlos auf meinen Teller, der mittlerweile das Aussehen wie auf dem Schlachtfeld des Ersten Weltkriegs besaß. „Milou, hör auf mit dem Essen zu spielen. Das macht man nicht." als meine Mom sich wieder ihrem Teller zuwandte, äffte ich sie erst mal nach. Tatsächlich aber legte ich die Gabel hin und schaute nur mit verzogenem Gesicht das Essen an. „Iss doch bitte wenigstens die Hälfte." meinte meine Mutter nörgelnd und sah mich an. Ich verdrehte nur die Augen. „Ich hab aber keinen Hunger..." murmelte ich leise nuschelnd vor mich hin. „Milou, ich hab gesagt, du sollst was essen." meinte meine Mutter nun mit Nachdruck. „Ich hab aber keinen Hunger!" blaffte ich sie an und schaute wütend drein. „Das reicht! In dein Zimmer!" meinte meine Mom wütend und zeigte auf den Flur, offenbar hatte ich eine Grenze überschritten. Na ja, ich hatte kein Problem damit. Wütend stiefelte ich auf mein Zimmer und schlug die Tür hinter mir zu. Wenigstens hatte ich meine ruhe vor der. Währenddessen dachte ich ein wenig nach. Über dies und über das. Keine ahnung. Aber hauptsächlich über die Neue. Wie sie so war? Nett hatte sie ja schon ausgesehen. Na ja. Vielleicht könnten wir uns ja irgendwie anfreunden, vielleicht. Weiss ich nicht. Vielleicht finde ich das ja morgen heraus, wenn meine Eltern mich nicht wegen dem Elternabend vorher schon gekillt haben.

 Love you darling Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt