„Ich liebe dich"
Ich weiß, dass er es nicht erwidern wird. Ich weiß, dass es praktisch unmöglich ist. Trotzdem ist da diese verdammte Hoffnung, dass ich die Zeichen bisher falsch gedeutet habe oder dass ich einfach Glück habe. Eine Träne läuft meine Wange hinunter und ich wische sie schnell weg.
Sein Blick ist ausdruckslos, ich kann ihn nicht deuten. Aus Angst vor seiner Antwort denke ich meinen Blick und rede schnell weiter.
„Ich weiß, dass du es nicht tust. Ich weiß, dass du mich anders ansiehst als sie. Ich wollte es dir nur einmal gesagt haben, damit du es weißt. Du bedeutest mir die Welt."
Ich sehe, wie er ansetzen will, um etwas zu sagen, aber ich bin noch nicht fertig.
„Egal was es ist, du kannst es mir sagen. Egal wie es dir geht, ich werde mich um dich kümmern. Ich liebe deine Haare, besonders wenn der Wind durch sie fährt und ich liebe es, wie sie im Sonnenlicht aufleuchten. Ich liebe, wie deine Augen aufleuchten, wenn du eine Idee hast und wie du dann immer kurz mit der Nase zuckst. Ich liebe deine Leidenschaft, wenn dich etwas begeistert. Du bist sowohl im Verhalten, als auch im Aussehen perfekt."
Ich hole noch ein letztes Mal tief Luft und schaue dann zu ihm hoch. Nicht erwartungsvoll, eher gequält lächelnd. Er schaut noch immer ausdruckslos.
„Wenn du weißt, dass du mir nichts bedeutest, wie kannst du mich dann lieben?"
In dem Moment spüre ich, wie mein Herz bricht. Nicht genau in der Mitte und nicht in einer Zickzacklinie, auch nicht in einem Zug. Ich fühle, wie die dünnen Wände, die nach jahrelangem Hoffen nur noch von einem Faden gehalten werden, einstürzen. Langsam. Und ich spüre den Schmerz der Scherben, die sich in mein Inneres bohren.
„Tut mir leid", sage ich und neige meinen Kopf, bevor ich mich abwende und langsam gehe. Ich stolpere um eine Ecke, dann breche ich vor physischen und psychischen Schmerzen zusammen. Er ist meine Welt. Er war meine Welt. Und jetzt bin ich alleine. Denn seine Welt ist zerbrochen und ich stehe in den Scherben. Die scharfen Kanten und spitzen Ecken bohren sich in meine Fußsohlen. Leise fällt der Schnee und bedeckt die Spitzen mit einem weichen Mantel. Wenn man sie verdeckt, kann man sich einbilden, dass all diese Scherben gar nicht existieren.
Ich bleibe sitzen und der Schnee bedeckt irgendwann auch mich. Leise legt er sich auf mich, bis ich auch verschwunden bin. Menschliche Konturen unter einer weißen Decke.
Menschliche Konturen, die nicht mehr lachen werden.
Menschliche Konturen, die sich nicht mehr bewegen werden.
Menschliche Konturen, die kein Leben mehr bergen.
Am nächsten Morgen wird er sie nicht mehr sehen können.