Annie Leonhardt

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Die Bässe drangen leise vom Erdgeschoss in das Zimmer in dem sie saßen. Armin, Mikasa, Eren, Marco und Mina wollten unbedingt Partyspiele spielen und zwangen Annie mitzumachen. Diese hatte so viel von der Bowle intus, dass es sie wahrscheinlich nicht einmal mehr interessiert hätte, wenn riesige nackte Leute die Villa von Bertholds Eltern angegriffen hätten und alle Menschen dort drin aufgefressen. 

Abwesend beobachtete sie Mikasa, während diese ihr einen Platz zwischen Armin und Mina auf dem Sofa zuwies. Sie bekam mit wie Marco sich beschwerte, weil Jean nicht da war und wie dieser ein paar Momente später den Raum betrat. 

Annies Blickfeld war ein wenig verschwommen und sie hatte das Gefühl die Zeit raste nur so. Sie ließ sich weiter in das flauschige Sofa sinken, es knarzte leise. Sie stellte sich vor das niemand sie sehen könnte, während sie in ihrem weißen, verwaschenen Pullover im Sofa versank und Mikasa beobachtete. Die halb-asiatin erzählte irgendetwas und fuchtelte mit einer Flasche herum.

Auf einmal stand sie vor ihr. Erwartungsvoll schaute sie Annie an. Was wollte sie von ihr? „Annie, steh auf, so funktioniert das nicht.“, schimpfte Mikasa. Annie drückte sich bloß ein wenig weiter ins Sofa rein. Warum sollte sie aufstehen? 

Der Alkohol hatte sie schläfrig gemacht und sie sah nicht ein warum sie ausgerechnet auf Mikasa hören sollte. Die Stimmen der anderen hatte sie längst auf stumm gestellt. Während sie fasziniert Mikasa beobachtete, wie diese vor ihr stand und sie zum aufstehen zu überzeugen, kam der blonden ein Gedanke. Sie könnte Mikasa zum schweigen bringen indem sie sie küsste.

Nein, Nein, Nein. Annie gab sich selbst innerlich eine Backpfeife.

Das klang verdammt Lesbisch. Lesbisch für Mikasa? „Nur über meine Leiche.“, murmelte sie so leise das es niemand bemerkte. 

Ihre besoffenen Gedanken hatten sie abgelenkt und so bemerkte sie Mikasa erst als es schon zu spät war. Plötzlich saß die halb-asiatin anzüglich auf ihrem Schoß und schaute ihr tief in die Augen. Ruckartig schreckte Annie auf. 

Wieso saß Mikasa plötzlich auf ihrem Schoß? Wieso wunderte es niemanden von den anderen? Wieso guckten alle so ungeduldig? Und vor allem… Wieso schlug ihr Herz plötzlich so schnell? 

Annie überlegte sich ob sie protestieren sollte, schluckte ihre Worte jedoch wieder runter, als sie bemerkte wie attraktiv Mikasa aussah. Diese beugte sich gerade noch ein Stück in ihre Richtung und strich sich mit einem verschmitzten Lächeln eine Haarsträhne hinters Ohr. 

Auf einmal küsste Mikasa Annie.

Auf diese Art wurde Annie erst ein einziges mal in ihrem Leben geküsst und da hatte sie sich ganz sicher nicht darüber gefreut. Als die schwarzhaarige langsam ihren Mund öffnete und mit ihrer Zunge Annies Mund zu erkunden, gab deren sorgsam aufgebaute Schutzmauer nach und mit einem resignierte Seufzer erwiderte sie den Kuss. Es fühlte sich so gut an. 

Mit jeder Sekunde wurde der Kuss intimer und Annie fing an sich zu wünschen, dass der Kuss nie enden würde. 

Schließlich löste sich Mikasa wieder von ihr. Mit einem letzten unauffälligen Zwinkern stand sie auf und setzte sich zurück auf ihren Platz neben Eren.

Verwirrt ließ sich Annie zurück ins Sofa gleiten. Ihr Herz pochte immer noch so laut, dass sie Angst hatte, das Mina, die neben ihr saß, es hören könnte. Erschöpft schloss sie die Augen und redete in Gedanken auf sich selbst ein. Komm runter, Annie. Das sollte nichts heißen, sie ist besoffen. Selbst wenn, du wirst dich jetzt nicht verlieben. Erst recht nicht in ein Mädchen. Von Liebe und körperlicher Nähe hast du genug für den Rest deines Lebens.

Gerade bei diesem Satz strömten die Erinnerungen an ihren letzten Kuss dieser Art wieder in ihren Kopf und ihr wurde schlecht. 

Verbissen versuchte sie auf andere Gedanken zu kommen, jede Ablenkung war ihr recht.

Don't leave my sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt