Ymir

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Beruhigend strich Ymir der kleinen blonden durch ihre langen Haare und umarmte sie tröstend. Sie konnte es nicht ertragen, wenn ihre Freundin weinte. Krista war nach außen hin immer gut gelaunt, sie lächelte immer und hatte für jeden eine helfende Hand. 

„Du musst mehr auf dich selbst achten.“, grummelte Ymir,“Du musst es nicht immer allen recht machen, die halten dich sowieso schon für ne Göttin.“ Flüsternd, so das Krista es nicht hörte, fügte sie hinzu:“Was du ja auch irgendwie bist.“ 

Krista lächelte schräg und schaute zu der brauhaarigen hoch. Wieder einmal errötete Ymir, als sie das liebevolle glitzern in den Augen ihrer Freundin sah. 

Sie selbst war mit ihren 1,72m ein ganzes Stück größer als die 1,46m große Krista. Die beiden waren bereits seit zwei Jahren ein Pärchen, allerdings nicht offiziell, alle dachten die beiden wären bloß beste Freundinnen. Krista wischte sich die Tränen weg und schlang ihre Arme um Ymirs Hals:“Ich verspreche dir, dass ich ein bisschen mehr ich selbst bin in Zukunft.“ 

Zärtlich streichelte Ymir ihr über die Wange und vergrub ihre Hand in den blonden Haaren. Als Krista sich auf die Zehenspitzen stellte, zog sie ihr Gesicht näher heran und küsste sie zärtlich auf den Mund. 

Nach einer Weile lösten sie sich voneinander und versanken in einer langen Umarmung. Kurz darauf hörte Ymir ein leises schniefen. Sie dachte sich nichts dabei, es kam vor das Krista auf einmal Schnupfen bekam. 

Die braunhaarige schloss müde die Augen und lehnte sich an die Wand der Turnhalle, hinter der die beiden standen. Als sie auf einmal einen feuchten Fleck auf ihrer Brust spürte realisierte sie, dass Krista weinte.

Erschrocken beugte sie sich zu ihr runter, so dass die Gesichter der beiden Mädchen auf einer Höhe waren. Ymir strich ihr sanft die Tränen von der Wange und hob das Kinn der kleinen blonden ein Stück an, um ihren Blick aufzurichten und ihr in die Augen zu schauen. 

„Krista, was ist denn los?“, fragte Ymir, mit einem sanfteren Tonfall als der, den sie normalerweise benutzte. Krista schniefte noch einmal leise und senkte dann wieder den Blick. 

„Ich möchte mich nicht immer verstecken müssen, ich hab keine Lust mehr darauf, dass keiner weiß wer ich wirklich bin.“, sagte sie trotzig und löste sich aus der Umarmung. „Du willst dich outen? Du warst doch diejenige die am Anfang darauf bestanden hat, es geheim zu halten und die das perfekte Mädchen weiter spielen wollte.“, antwortete Ymir ein wenig sarkastisch und richtete sich wieder auf. 

Mit einer erhobener Augenbraue schaute Krista zu der sommersprossigen Schwedin auf und erwiderte schnippisch:“Du wolltest dich doch auch nicht outen, also tu nicht so heilig.“, dann fügte sie noch ruhig hinzu,“Ich will mich nicht streiten. Ich wollte nur darüber reden.“ 

Ymir lachte leise und fasste sich fassungslos an den Kopf:“Ich hätte beinahe vergessen wie perfekt du bist.“ Sie legte einen Arm um Kristas Schultern und schob sie in Richtung Schulhof. 

„Von mir aus outen wir uns, eine Bedingung habe ich aber!“, meinte sie mit einem mahnenden Tonfall. Verunsichert wartete die kleinere der beiden auf die Bedingung, sie traute dem sportlichen Mädchen mit den dunklen Augen so einiges zu. 

Einmal hatte sie sich eine Art Rollenspiel zum Geburtstag gewünscht. Krista hatte eingewilligt, da sie ihr eine Freude machen wollte. 

Bei dem Rollenspiel hatten sich die beiden behelfsmäßig als Soldaten verkleidet. Krista hatte den Namen Historie bekommen, Ymir den Namen Titania. Im Endeffekt war es jedoch hauptsächlich lustig gewesen.

Die beiden hatten viel herumgealbert und danach hatten sie sogar ihre Unschuld verloren.

Bei der Erinnerung an diesen Tag musste Krista lächeln. Als ihr wieder einfiel, dass Ymir eine Bedingung aufstellen wollte, wurde sie wieder ernst. Ymir kostete die Sekunden, in denen Krista nervös wartete voll aus. 

Nach ein paar Augenblicken sagte sie schließlich mit einem schelmischen Grinsen:“Wenn wir älter sind, dann heiraten wir.“ Einen Moment stockte Krista und lief hochrot an, dann fing sie prustend an zu lachen. Ymir schaute sie kurz gespielt beleidigt an und stieg dann ins Lachen mit ein. Sich eine Lachträne aus den Augenwinkeln wischend, stellte sich Krista auf die Zehenspitzen und gab ihrer Freundin einen Kuss auf die Wange. Mit leicht roten Wangen zog diese sie weiter, sie wollte das Outing nun schnell hinter sich bringen.

Als sie nur noch ein paar Meter von ihren Freunden entfernt waren, stoppten sie automatisch. 

Ymir atmete tief ein, hielt Kristas Hand noch fester und schaute sie lächelnd an:“Bist du dir sicher? Du musst das nicht machen…“ Entschlossen nickte diese:“Ich möchte das sie mich kennen, so wie ich bin.“ 

Auf der Wiese saßen Armin, Eren, Mikasa, Berthold und Reiner. Connie und Sasha lagen lachend ein Stück daneben, auf dem grünen, leicht ausgetrockneten Gras und küssten sich verspielt. 

Als Ymir sich räusperte schauten sie, mit roten Wangen, auf. Als Krista unsicher anfing zu sprechen, wurden auch die anderen aufmerksam. „Wir wollten euch etwas beichten.“, erst stotterte sie, doch dann wurde ihre Stimme zunehmend sicherer,“Ymir und ich sind mehr als nur befreundet. Wir sind schon seit einer Weile zusammen, also so richtig, versteht ihr was ich meine?“ 

Eine Minute herrschte totale Stille, dann grinste Eren leicht und sagte schließlich:“Cool, ihr habt echt Glück“ Verdutzt blickte Krista in die Runde, keiner schien überrascht, geschockt oder gar angeekelt zu sein.

„Euch macht es nichts aus? Das wir lesbisch sind?“

Ringsherum Kopfschütteln. Fassungslos setzte sich Krista neben ihre Freunde auf den Rasen. „Und davor habe ich Angst gehabt.“, murmelte sie  und spielte mit einer ihrer blonden Haarsträhnen rum. Connie rückte jetzt auch wieder näher zu den anderen:“Ich hatte es sowieso schon vermutet.“ Ymir schnippte ihrer Freundin leicht gegen den Hinterkopf und setzte sich neben sie. „Ihr stört doch niemanden mit eurer Sexualität. Ihr seid nun einmal so geboren.“, sagte Mikasa wohlwollend und beendete damit das Thema. 

Entspannt lehnte sich Krista gegen Ymirs Schulter.

Leise fing sie an zu summen, nach ein paar Tönen stieg auch Ymir ein und sang leise den Text. Es war als wär den beiden überhaupt nicht klar, dass noch andere auf der Wiese saßen, die Welt bestand nur aus ihnen.

"Oh rabbit, my claws are dull now so don't be afraid...
I can keep you warm, as long as you can just try... To be brave!

Yes I know I'm a wolf, and I've been known to bite,
But the rest of my pack... I've left them behind.
And my teeth may be sharp, and I've been raised to kill...
But the though of fresh meat... It's making me ill!

So I'm telling you... That you'll be safe with…
Me…“

Die andere schwiegen andächtig, als die beiden das Lied beendeten. „Ihr könnt echt toll singen. Ihr solltet euch mal überlägen bei einem Schulfest oder so aufzutreten.“, meinte Sasha schließlich. Krista errötete leicht und versteckte ihr Gesicht in Ymirs mittellangen, dunkelbraunen  Haaren.

Diese grinste bloß und fragte:“Wo sind eigentlich Pferdefresse und Sommersprossen?"

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Oh, ich lebe noch.... Ich hab voll viel Stress mit der Schule inm letzter Zeit, deswegen habe ich so lange gebraucht aber das nächste Kapitel ist schon fast fertig! Mich würde es freuen wenn ihr mir mal sagen würdet, wie euch die Geschichte insgesamt bisher so gefallen hat (da wir jetzt schon bei der Hälfte angelangt sind) Danke das ihr meine Geschichte lest, fühllt euch allle geknuddelt! <3

Don't leave my sideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt