14-Henry der siebte

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"Mama!"

Lautes Fußgetrappel kommt von den Treppen. Stöhnend lasse ich das Messer, mit welchen ich die Brote geschnitten habe, auf die Theke fallen.

"Mama! Oscar ist schon wieder auf meine Legoeisenbahn getreten", beschwert sich Fynn über seinen kleinen Bruder, den ich weinend aus dem Flur höre. Wahrscheinlich krabbelt er wieder selbstständig die Stufen hinab, weil Fynn das Gitter offen gelassen hat. "Und das will ich nicht!"

Wütend verschränkt der Junge seine Arme vor der Brust, mich mit diesem Blick anschauen, der sagt: Du kannst nur auf meiner Seite dieses Mal sein.

Und seine lockigen Haare hängen ihm vor den Augen. Genau wie bei seinem Vater, der nun mit Oscar auf den Armen in die Küche kommt und dessen Nase mit einem Taschentuch ausschnaubt.

"Schaut mal, wen ich weinend auf der Treppe gefunden habe", gibt der Mann leicht meckernd von sich. "Dabei hatten wir doch so eine gewisse Regel, die besagt, dass das Gitter immer geschlossen wird."

Vorwurfsvoll blickt er zu Fynn, der nur beleidigt weg schaut und seinem Vater aus dem Weg geht. Sein Anliegen ist ihm gerade wichtiger.

"Mama. Jetzt sag Oscar, dass er nicht auf meine Legoeisenbahn treten darf", fordert der jüngere der beiden Lockenköpfe, mit einem Fuß fest auf den Boden stampfen.

"Sag es ihm doch selber, Fynn", mischt sich Harry ein, unseren zweiten Sohn nun in seinen Hochstuhl setzen, wo dieser bleibt und mal wieder nur unverständliches Zeug blabbert. "Schließlich bist du alt genug, um es ihm selbst zu sagen. Und er versteht dich. Mehr als noch vor zwei Jahren."

Kopfschüttelnd sieht der Vierjährige weg, wobei seine Locken leicht hin und her wackeln. "Nö."

Mit einem flehenden Blick schaut mein Ehemann zu mir, danach betteln, dass ich nun auch etwas sage.

Also gehe ich um die Theke herum, nehme Fynn auf meinen Arm, ehe ich sage: "Wenn du mit dem Eisbären von Oscar spielt, oder Lucas dir seinen Kreisel gibt, dann beschwert sich doch auch keiner der beiden darüber." Zustimmend nickt mein Ältester. "Warum kannst du das dann, als großer Bruder und Vorbild nicht auch?"

"Weil Oscar immer alles kaputt macht. Lucas nimmt nur den Schornstein ab!", erklärt er mir, worauf ich fast schon nicken muss.

Oscar ist der ältere der beiden Zwillinge, die vor knapp zwei Jahren auf die Welt kamen. Lucas der Jüngere und ruhigere. Er kommt auch mit Fynn besser klar, während Oscar schon jetzt das Temperament seines Vaters hat. Fynn ist da eher so eine Mischung aus mir und Harry, der aber vor allem sehr pampig wird, wenn es um seine Spielsachen geht.

"Beim nächsten Mal erklärst du Oscar klar und deutlich, dass er nicht dein Spielzeug kaputt machen darf", teile ich ihm mit. "Zeig ihm, wie man damit umgehen muss, dann könnt ihr auch zusammen spielen und das macht viel mehr Spaß."

"Wenn er dann aber meine Legoeisenbahn wieder kaputt macht, dann darf er nie, nie wieder mit mir spielen. Nur noch Lucas", kontert der Junge, ehe er mir den Rücken zu dreht und auf seinen Stuhl klettert, wo er noch etwas schmurrend auf sein Frühstück wartet.

"Apropo Lucas", meldet Harry sich zu Wort. "Den hole ich mal."

Alleine mit Fynn und Oscar, von denen der Kleinere an dem Ärmelsaum seines Pullis sabbert, schneide ich genügend Brötchenhälften, die ich dann in den Korb lege und zum Tisch bringe, der bereits gedeckt ist.

Zum Glück haben wir Wochenende, ansonsten wäre dieser Tag viel zu chaotisch.

Harry und ich müssten die Jungs alle drei gleichzeitig fertig machen, während wir selber auch irgendwie akzeptabel für die Arbeit aussehen müssen. Und Lucas und Oscar anzuziehen stellt jeden Morgen eine neue Herausforderung dar.

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