8-Dieser Platz ist schon reserviert!

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"Ich hasse anstehen", mault Harry neben mir, ungeduldig von einem Fuß auf den anderen treten. Währenddessen habe ich mich bei ihm eingehakt und entdecke gerade einen kleinen Rest an blauer Farbe in seinem Nacken, über den ich mit einem leicht angefeuchteten Finger wische.

Der Mann neben mir beschwert sich, obwohl ich diejenige mit den angeschwollen Füßen und Rückenschmerzen bin. Schließlich bin ich schwanger.

Nachdem meine Großeltern zum Kaffee trinken kamen und wir alle zusammen Harrys Geburtstag feierten entschieden wir uns, auch noch zusammen den Abend zu verbringen, worauf wir ein Restaurant aus suchten, vor dem der Lockenkopf und ich nun schon in einer Schlange stehen und warten.

Denn scheinbar sind wir nicht die einzigen, die heute hier essen möchten. Zum Glück haben wir jedoch einen Tisch reserviert.

"Warten ist so langweilig und mir tun die Füße weh", beschwert sich mein Verlobter weiter, wehleidig zu mir runter schauend. "Außerdem ist es kalt."

Er soll sich mal nicht so haben.

Ich trage nämlich das kurze Kleid und darüber die schwarze Jeansjacke, durch die der Wind pfeift. Nicht er!

"Wir sind gleich dran", meine ich an ihn gewandt. "Dafür, dass du dreiundzwanzig geworden bist, weinst du mir die Ohren wie ein Baby voll", teile ich ihm dann mit, worauf sich sein Blick sofort verdunkelt.

Doch dann kommt es nur locker von ihm: "Wie ein süßes Baby. Außerdem ist das deine Vorbereitung dafür, wenn der Kleine draußen ist", bevor wir endlich rein in das warme Restaurant kommen und er einem Kellner unseren Namen nennt.

"Styles", wiederholt dieser den Namen, ehe er nickt und uns durch die Menschenmasse durch zu einem großen runden Tisch führt, an den wir mit unserer ganzen Familie passen werden. Und unserem Spezialgast, von dem Harry nichts weiß.

Natürlich musste ich sie einladen, nachdem der Lockenkopf all die vergangenen Jahre alleine feierte. Sie geht mittlerweile in die zweite Klasse und erzählte mir so viel als ich sie besuchte. Auch, dass sie immer traurig war, ohne Harry Weihnachten oder seinen Geburtstag zu feiern.

"Geht es?", aufmerksam mustert der Mann mich, nachdem ich ihm meine Jacke überreichte und mich auf den Stuhl langsam sinken lasse, dabei ein wenig Luft ausblasse.

"Mmh", versichere ich ihm beruhigend, seine Hand ergreifend, als er endlich neben mir sitzt. "Mach dir keine Sorgen."

"Darf ich Ihnen schon etwas zu Trinken bringen, während Sie auf Ihre Gäste warten?", erkundigt sich der freundliche Kellner bei uns, dem Harry natürlich warnende Blicke zu werfen muss.

Er kann es nicht ablegen, mich vor allem zu beschützen, selbst wenn mein Bauch jedem auf hundert Meter Entfernung entgegen schreit, dass ich bereits vergeben bin. Und ich hab das Gefühl, dass er mich noch mehr an sich zieht, seitdem er von meiner Schwangerschaft weiß.

Der Vorfall damals im Boxclub hinterließ halt seine Spuren. Nicht nur in Form der hellen Narbe auf meinem Bauch.

"Möchtest du einen Apfelsaft, oder lieber ein Wasser, Baby?", wendet Harry sich liebevoll an mich, womit er nur zur Hälfte zuvorkommend sein möchte. Ihm geht es zusätzlich auch darum, dass ich kein Wort mit dem Kellner wechsle.

"Mir reicht ein Wasser vollkommen aus", gebe ich jedoch meine Bestellung bei dem Typen in unserem Alter auf, dem Harry nur zu murrt, dass er eine Cola nimmt. "Kein Bier?", harke ich verwirrt nach, gleichzeitig sanft über seine Wange streichend, wodurch sich die Anspannung in seinem Gesicht etwas schlaft.

"Nein. Keine Lust und außerdem muss uns jemand doch nach Hause fahren", entgegnet er, einen Kuss auf meiner Wange platzierend.

Räuspernd deute ich auf mich selbst, nach seiner Aussage, worauf er beginnt zu lachen. "Was?"

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