Beklemmung

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💫💫💫 Danke für 5000 Reads. Ich kann es kaum fassen. 😮
Euch einen schönen Sonntag.💫💫💫

Die nächsten zwei Wochen sind die absolute Hölle. Ich agiere wie ferngesteuert und tue nur das, was ich tun muss. In der Schule ignoriert Izzy mich und auch meine Anrufe und Nachrichten beantwortet sie nicht. Ich esse und schlafe kaum noch und in mir hat sich das Gefühl von Leere ausgebreitet.

Auch Alec fehlt mir unglaublich und ich habe das Gefühl, das ein Teil von mir mit ihm aus der Tür gegangen ist. Nie zuvor habe ich mich so verloren gefühlt wie jetzt.
Ich liege in meinem Bett und ignoriere meinen Wecker. Mir fehlt die Kraft um aufzustehen und so bleibe ich einfach liegen. Wen kümmert es schon, ob ich hier sterbe. Wieder beginne ich zu weinen, dabei dachte ich wirklich, ich hätte keine Tränen mehr in mir.

Nach einer Weile höre ich unten im Wohnzimmer das Telefon klingeln, aber ich ignoriere es. Mein Handy ist seit einer Weile ausgeschaltet, weil mich sowieso niemand mehr anruft. Von Alec hatte ich auch nichts mehr gehört und wahrscheinlich war das auch besser so. Das Klingeln schallt laut durch das Haus und ich vergrabe mich unter meinem Kissen, um es nicht mehr hören zu müssen.
Irgendwann hört es schließlich auf und ich bin dankbar dafür. Wieder versuche ich erfolglos zu schlafen und wälze mich in meinem Bett herum.

Dann höre ich plötzlich unten etwas und im nächsten Moment ertönt die Stimme meines Vaters durch das Haus. "Magnus? Bist du da?" Ich bin nicht in der Lage zu antworten und bleibe einfach regungslos liegen. Die Tür geht auf. "Da bist du ja. Was ist passiert und warum habe ich seit geschlagenen 9 Tagen nichts mehr von dir gehört?" fragt er und kommt zu meinem Bett. Besorgt legt er eine Hand auf meine Stirn und diese kleine Geste der Fürsorglichkeit lässt erneut alle Dämme brechen.

Ich weine wieder und mein Vater sieht mich hilflos an. Schließlich setzt er sich auf mein Bett und streckt die Arme nach mir aus. Schluchzend lege ich den Kopf auf seine Beine. Als kleiner Junge habe ich oft so bei ihm gelegen, während meine Mutter mir eine Geschichte vorgelesen hat, aber das letzte Mal das mein Vater mich trösten musste, ist über ein Jahr her und er hatte nur mechanisch über meinen Kopf gestreichelt. Dieses Mal ist es liebevoll. "Mein Junge." murmelt er immer wieder und ich weine nur noch mehr.

Immer wieder hat er gefragt, was los ist aber ich kann nicht antworten. Meine Brust ist wie zugeschnürt und ich kann nicht aufhören zu weinen. Schließlich steht er auf und lässt mich alleine. Dankbar für die Ruhe, kuschel ich mich wieder in mein Kissen, aber nach kurzer Zeit ist es nass.

Irgendwann höre ich Stimmen aber ich reagiere nicht. Jemand betritt mein Zimmer aber ich sehe nicht hin. Mir ist alles egal.
"Er spricht nicht mit mir. Meinst du, ich soll einen Arzt rufen?" höre ich die Stimme meines Vaters und ich würde gerne lachen. Kein Arzt der Welt kann mir helfen.
"Lass uns alleine." höre ich eine Stimme und ich erkenne Maryse. Trotzdem bleibe ich liegen und starre die Wand an und weine noch immer. Ich kann es nicht stoppen, zu groß ist der Schmerz in mir. Mein Vater verlässt den Raum und Maryse setzt sich zu mir.

"Sieh mich an Magnus." sagt sie aber ich kann nicht. "Ich sagte, du sollst mich ansehen." sagt sie streng aber dann wird ihre Stimme weicher. "Magnus, bitte. Dein Vater ruft sonst einen Arzt und so wie du aussiehst, nimmt der dich sofort mit." Mit großer Anstrengung richte ich meine Augen schließlich auf sie und erschrocken stelle ich fest, dass sie ebenfalls geweint hat.

"Ist was passiert?" frage ich heiser und sie lacht trocken auf. "Du fragst mich, ob etwas passiert ist? Natürlich. Du bist wie ein Sohn für mich Magnus und wenn du leidest, leide ich ebenso. Niemand erreicht dich und ich kann nur ahnen, was passiert ist." Ich seufze leise. "Was denkst du denn, was passiert ist?" frage ich.

"Ich sehe Izzy, wie wütend sie ist uns gleichzeitig wirkt sie so traurig. Dann sehe ich meinen Sohn. Er spricht kaum noch, trainiert wie ein Wahnsinniger und er sieht einfach nur verloren aus." Wieder schluchze ich und werfe mich in ihre Arme. "Sie fehlen mir so sehr." entkommt es mir und sie streichelt mir über den Kopf. "Ich weiß." murmelt sie und beginnt mich wie ein Baby zu wiegen. "Alles wird wieder gut." sagt sie immer wieder und irgendwann muss ich eingeschlafen sein, denn als ich die Augen wieder öffne, bin ich alleine und auf meinem Nachttisch steht eine Tasse mit Hühnersuppe. Maryse weiß, wie sehr ich ihre Suppe liebe, aber ich bekomme immer noch nichts herunter.

Mein Vater späht durch die Tür. "Du bist wach." stellt er fest und kommt herein. "Magnus, du musst etwas essen. Du bist so dünn geworden." Er sieht mich an und ich nicke. "Später ok?" Seufzend sieht er mich an. "Ich weiß nicht, was passiert ist und wenn du es mir nicht erzählen willst, kann ich das gut verstehen. Ich bin ein schlechter Vater und war das ganze Jahr nicht für dich da. Es tut mir so leid mein Junge." Ich starre ihn an.

"Schon gut Dad. Ich verstehe das. Jetzt besser denn je. Du hast die Liebe verloren und ich weiß wie das ist. Es ist ein tiefes Loch und man kommt da nicht wieder heraus. Es ist, als wäre man völlig verloren auf dieser Welt und die Zeit steht still." Überrascht sieht er mich an.

"Magnus, habe ich wirklich verpasst, dass mein Sohn sich verliebt hat?" fragt er und beisst sich auf die Unterlippe. Ich nicke und beginne zu erzählen. Von Versprechungen, die ich gegeben habe und nicht halten konnte, von der Liebe und meiner besten Freundin, die ich enttäuscht habe. Es tut gut alles loszuwerden und er ist mein Vater. Er ist meine Familie und das Einzige, was ich noch habe.

Hidden KissesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt