Kapitel 8

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Changbin Pov:

Seufzend sah ich auf die Stadt hinunter. Sie war so völlig anders, in der Nacht. Fast schon hübscher. Wenn man nur nicht in der Ferne die ganzen Jubelschreie der Kapitolbewohner hören würde.

Ich saß auf der breiten Fensterbank des riesigen Fensters im Wohnzimmer. Meine Beine hatte ich angezogen und meine Arme drum gelegt. Statt einer dieser flauschigen Schlafanzüge, welche in meinem Kleiderschrank hingen, trug ich eine Jogginghose und ein ärmelloses Shirt, einfach, weil ich es nur so kannte und es auch nur so am bequemsten hatte.

Meine Gedanken schwirrten um die Hungerspiele, welche morgen ihren Anfang finden sollten. In weniger als 24 Stunden werde ich in einer Arena um mein Leben kämpfen, falls ich bis dahin nicht schon tot sein sollte.

Ich legte meinen Kopf auf meinen Knien ab und schloss krampfhaft meine Augen. Ich wollte nicht allzu sehr an das morgige Geschehen denken, da ich angst hatte, mir zu große Sorgen zu machen. Das ganze zu sehr zu durchdenken.

Aber letztenendes kam man nunmal nicht drum herum.

Irgendwann kommt der Moment, an dem alles Still um einem wird und man keine andere Wahl hat, als sich in seinen Gedanken zu verlieren.

Und dieser Moment war nun bei mir gekommen. So sehr ich sowas auch hasste. Ich wollte kein tiefgründiger Mensch sein, der alles Haar genau durchdenkt. Ich hatte einfach nur panik davor, dass wenn ich zu viel über die Spiele nachdenke, ich mir zu viele Gedanken darüber mache, was sein könnte und in eventuelle Panik verfalle.

Und das wäre nun wirklich extrem ungünstig.

Ich hob meinen Kopf wieder, als ich Schritte hörte, die sich mir näherten. Ich beobachtete, wie Solar sich mir gegenüber auf der Fensterbank nieder ließ.

Sie sagte kein Wort und sah, wie ich wenige Minuten zuvor, auch einfach nur stumm aus dem Fenster, runter auf die Stadt.

,,Du kannst nicht schlafen." Stellte sie fest. Es wäre irrelevant gewesen zu fragen, ob ich nicht schlafen konnte, denn dies war wohl offensichtlich. Und das wusste sie auch.

Ich nickte langsam. ,,Du auch nicht." Ein leichtes Schmunzeln bildete sich auf den Lippen der älteren. ,,Ich wollte mir eigentlich nur ein Glas warme Milch machen. Aber mir ist aufgefallen, dass ich das eh vergessen kann." Erläuterte sie mir.

Wenn man Solar das erste mal sah, würde man gar nicht einschätzen, dass man auch solch ein normales Gespräch mit ihr führen kann. Ja, sie ist stark und das nicht nur körperlich, aber irgendwo ist sie doch auch nur ein verlorenes Mädchen, dass leben will.

,,Warum kannst du das nicht?" Fragte ich sie mit schiefgelegtem Kopf. ,,Lay schläft und diese Mikrowelle ist verdammt laut. Denkst du ich habe Lust, ihn wieder in sein Bett bringen zu müssen, nur weil er danach keine Lust mehr hat zu schlafen?" Fragte sie mich retorisch. Ich schmunzelte belustigt.

Lay war unser Mentor, 27 Jahre alt und der Gewinner der 71. Hungerspiele. Allerdings hatte er die Hungerspiele nur gewonnen, da er damals einfach nur schiss vor den anderen hatte und sich so lange versteckt hatte, bis der letzte Tribut ertrunken war. Ja, Lay war der erste Sieger, der es tatsächlich durch die Hungerspiele geschafft hatte, ohne auch nur einen Menschen zu töten.

,,Warum kannst du nicht schlafen?" Fragte Solar mich aufmerksam und legte den Kopf schief.

Ich seufzte leise. ,,Mein Körper will ruhe, aber mein Verstand schreit mich an." Antwortete ich ihr ruhig. Verstehend nickte sie und schaute mit mir zusammen aus dem Fenster.

Trotzdem bemerkte ich, wie ihr Blick ab und zu noch zu mir schwiff. ,,Changbin, ich kenne dich nun schon seit du klein bist. Ich weiß wahrscheinlich besser, was in dir vorgeht, als alle anderen. Und das ist auch gut so." Fragend sah ich auf.

,,Es ist gut, zu zweifeln. Es ist gut, Angst zu haben und sich Sorgen zu machen. Grade diese Angst, macht einen vorsichtig. Wie mit dem Feuer. Ohne die Angst vor dem Feuer, dass es dich verbrennt, würdest du unvorsichtig damit umgehen und dich irgendwann verbrennen. Verstehst du, was ich meine?" Ich nickte langsam und stützte meinen Kopf erneut auf meinen Knien ab.

Eine Zeit lang blieb es wieder still zwischen uns und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, bis Solar mit einem Grinsen wieder das Wort erhob.

,,Was ist das eigentlich mit dir und Felix aus 9?" Ich lächelte unauffällig und sah sie fragend an. ,,Was soll da sein?" Sie schnaubte amüsiert auf. ,,Ich bitte dich. Schon seit wir uns dem Kapitol auf den Wagen vorstellen mussten, hast du deine Augen nicht von dem kleinen gelassen."

Amüsiert schüttelte ich den Kopf. ,,Er ist niedlich, dafür kann ich nichts und du kannst es auch nicht abstreiten." Verteidigte ich mich ruhig.

Solar zuckte lächelnd mit den Schultern und nickte zustimmend, ehe sie sich sanft auf die Knie haute und aufstand.

,,Na komm, Changbin. Wir brauchen schlaf. Morgen wird ein langer Tag und das wird höchstwahrscheinlich unsere letzte Chance sein, in einem warmen, gemütlichem Bett zu schlafen." Ich nickte leicht.

,,Ich gehe gleich. Versprochen." Fügte ich auf ihren strengen Blick hinzu. Leicht lächelnd gab sie mir einen leichten Kuss auf die Stirn, ehe sie sich wieder in ihr Schlafzimmer begab.

Ich sah noch ein letztes mal auf das Stadtleben bei Nacht hinunter.

Sollte das wirklich das letzte mal sein?

Hunger Games~Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt