Hunger Games~Stray Kids

Kapitel 5

Jeongin Pov:

Nervös knetete ich meine Hände, welche ich auf meinem Schoß abgelegt hatte. Keine Minute ist es her, dass die Sponsoren Chan aufgerufen hatten und nun saß ich hier vollkommen alleine unter den restlichen 22 Tributen, die ich alle nur vom sehen her kannte und nicht mal die Hälfte von ihnen benennen konnte.

Es war soweit, dass wir einzeln aufgerufen wurden, um dem Spielmacher und den Sponsoren unser können zu zeigen, damit wir am Ende mit Punkten zwischen 1 und 12 bewertet werden konnten, wobei 12 die höchste war.

Ich musste tatsächlich zugeben, dass ich das nicht mal so schlimm fand. Schlimmer fand ich eher die Tatsache, nun hier allein sitzen zu müssen, da Chan als aller erstes aufgerufen wurde.

Neben mir auf der Bank saß Distrikt 2. Das Mädchen, Jiwoo, schenkte mir nicht wirklich viel Aufmerksamkeit und warf mir nur ab und zu verächtliche Blicke zu, aber der Junge, Matthew, konnte seine Augen nicht von mir lassen, was mich nervöser machte, als es sollte.

Ich versuchte mich abzulenken, indem ich versuchte ein paar Worte aufzuschnappen, die 9 und 10 von sich gaben. Das Mädchen und der Junge aus 10 unterhielten sich schon die ganze Zeit mit dem Jungen aus 9, welcher extrem niedliche Sommersprossen hatte. Auch an sich, schienen mir die drei fast schon wie normale freundliche Teenager, mit welchen ich mich unter anderen Umständen sicher gerne angefreundet hätte.

Ein paar Tributpartner unterhielten sich miteinander und die einzigen Distriktkreuzungen waren nur in 10 und 9, und in 3 und 4, wo sich ein gewisser Minho mit einem hübschen schwarzhaarigen Jungen unterhielt.

Für die schweigenden Leute, welche entweder versuchten sich auf das Kommende vorzubereiten oder die Tribute genau zu studieren, fiel jegliche Art von Kommunikation eher nonverbal aus.

Matthew betrachtete mich tatsächlich von oben bis unten und mittlerweile konnte ich mir sicher sein, dass ich mir das nicht nur einbildete.

,,Sag mal, kleiner..." Fing er nun an zu reden. ,,Glaubst du wirklich, dass du auch nur den Hauch einer Chance hättest zu gewinnen?"

Ich hielt die Luft an. ,,W-wieso sollte ich das nicht können?" Ich hörte ein spöttisches Lachen aus seiner Richtung, da ich mich noch immer nicht getraut hatte, zu dem neben mir sitzenden Jungen aufzusehen.

,,Sieh dich doch an. Schwach, klein. Und du denkst, du könntest hier gewinnen?" ,,Ich mache das hier nicht freiwillig..." Versuchte ich mich leise zu verteidigen. Matthew lachte noch etwas lauter auf, weshalb nun auch andere auf uns aufmerksam wurden.

,,Das sah aber anders aus, als du dich für dieses Gör gemeldet hast." Ich presste meinen Kiefer aufeinander und ließ zu, dass sich meine Fingernägeln in meine Handflächen bohrten, woraufhin meine Knöchel weiß anliefen.

,,Dieses Gör war meine Schwester. Was hätte ich tun sollen? Sie sterben lassen?" ,,Sie wäre vermutlich besser durchgekommen als du." ,,Sagt wer?" ,,Ich!"

,,Und seit wann ist dein Wort Gesetz?" In dem Moment, an welchen diese Worte meinen Mund verließen, wusste ich, dass ich einen gewaltigen Fehler begangen hatte.

Ruckartig stand Matthew auf und baute sich vor mir auf. ,,Was denkst du eigentlich, wer du bist, huh?" Vor Schreck rutschte ich auf der Bank etwas zurück und prallte mit dem Rücken gegen die graue, kalte Wand hinter mir.

Da presste sich eine kleine Hand gegen Matthews Brust und eine wütende Hyuna schubste ihn leicht zurück, was ihr erneut meinen Respekt einbrachte. Auch Woojin aus 7 und der hübsche Junge aus 3, mit welchem dieser Jisung sich beim Training gestritten hatte, hielten Matthew nun etwas zurück und der schwarzhaarige sagte: ,,Es reicht, Matthew. In der Arena hast du noch genug Zeit zum kämpfen, also lass den kleinen in Ruhe! Sei nicht dumm und setz dich wieder hin!"

Man konnte Matthew ansehen, dass er sich nicht gerne etwas befehlen ließ, allerdings setzte er sich tatsächlich wieder auf seinen Platz. Woojin warf mir ein aufmunterndes Lächeln zu und setzte sich wieder zu seiner Distriktpartnerin, Jimin. Der andere hübsche Junge betrachtete mich kurz noch, ehe auch er sich wieder hinsetzte.

Hyuna hingegen zog mich von Matthew weg, damit ich mich nicht wieder neben ihn setzen musste. ,,Idiot..." Murmelte sie und wollte mich scheinbar zu sich und Edawn bringen, wurde allerdings Jisung und dem Sommersprossenjungen aufgehalten.

,,Hey, gehts dir gut?" Fragte Jisung mich besorgt. Ich wurde etwas rot und sah zu Boden, ehe ich nickte. ,,Puh, na dann ist ja gut. Ich bin übrigens Jisung und du Jeongin, richtig?" Ich nickte erneut, ehe auch der Sommersprossenjunge etwas sagte: ,,Ich bin Felix, aus 9." ,,Ähm, hi. Ich existiere auch noch. Ich bin Dahyun. Gleicher Distrikt wie der Idiot neben mir." Stützte sie ihren Arm auf Jisungs Schulter ab, welcher daraufhin begann zu schmollen.

Als Hyuna merkte, dass ich hier wohl gut aufgehoben war, ließ sie mich mit einem Lächeln bei den dreien stehen und ging zu Edawn zurück.

,,Sag mal, war die kleine, für die du dich gemeldet hast, wirklich deine Schwester?" Fragte Felix mich neugierig. Ich nickte und sah auf. ,,Ja, Somi. Sie ist grade 12 geworden." ,,Noch so jung..." Murmelte Dahyun. ,,Wie alt seid ihr denn?" Fragte ich sie mit schiefgelegten Kopf.

Felix atmete aus. ,,Er ist so niedlich!" Quitschte er mit seiner dunklen Stimme, was mich fast zum lachen gebracht hätte, mich zeitgleich aber auch wieder rot werden ließ.

,,Ich bin siebzehn." Antwortete Dahyun. ,,Ich auch." Meldete sich Jisung. ,,Same here!" Grinste Felix. ,,Oh, also bin ich offenbar der einzige sechzehnjährige hier?" Fragte ich sie etwas enttäuscht.

Jisung legte nachdenklich den Kopf schief. ,,Ne, ich glaube Seungmin aus 5 ist auch sechzehn. Jo, Seungmin, wie alt bist du?" Rief er schamlos zu dem Jungen aus 5. Dieser sah kurz auf und rief: ,,Sechzehn!" Zurück, ehe er sich wieder mit IU, aus seinem Distrikt unterhielt.

,,Jup, er ist sechzehn." Grinste Jisung, stolz, über seine Bestätigung. Fasziniert sah ich den Jungen an. Er war so schamlos, so glücklich und unbeschwert und das, obwohl er keine zwei Wochen davon entfernt ist, vielleicht in Stücke gerissen zu werden.

Felix schüttelte amüsiert den Kopf. ,,Jisung, du bist ein Idiot." Unsicher besah ich mir die Freundschaft der beiden. ,,Ist das überhaupt erlaubt?" Verwirrt sahen die drei mich an. ,,Was denn?" Fragte Dahyun nach.

,,Naja, Freundschaften schließen." Erklärte ich mich. ,,Siehst du hier irgendwen, der es verbietet?" Fragte Jisung mich. ,,Das Kapitol?" ,,Süßer, vielleicht hast du es noch nicht mitbekommen, aber was das Kapitol mir sagt, geht mir eigentlich so ziemlich am Arsch vorbei." Aus Reflex legte ich meinen Zeigefinger gegen seine Lippen, welchen Jisung amüsiert wieder hinunter nahm.

,,Jeongin, sei ganz entspannt. Wer weiß, was in zwei Wochen mit uns passieren wird. Ich denke, dass wir die Zeit, welche wir noch haben, so gut wie möglich genießen sollten. Und ich denke, dass es dafür keine bessere Art gibt, als diese Zeit mit Freunden zu verbringen." 'Die du höchstwahrschinlich umbringen musst', erlaubte ich es mir in Gedanken zu ergänzen.

,,Außerdem, wenn Felix sich einen Crush erlauben kann, darf ich mir wohl Freunde erlauben." Während Felix rot anlief und gegen Jisungs Oberarm haute, lachten Dahyun und Jisung ihn nur aus. ,,Ich hab keinen Crush!" Fing Felix an abzustreiten.

Doch plötzlich quieckte er auf und versteckte sich leicht hinter Jisung. ,,Er hat mich angesehen!" Quietschte er, überraschend hoch, auf.

Mein Blick wanderte zu dem Jungen aus 11, welcher schwarze Haare hatte und recht muskulös aussah. Auch hatte er ein sehr schönes Gesicht, wie ich feststellen musste. Und tatsächlich schaute er grade amüsiert zu Felix rüber und wandte dann wieder seinen Blick ab, um seine Gesichtszüge wieder unter Kontrolle zu bekommen.

Lächelnd schüttelte ich meinen Kopf. Diese Leute sind verrückt! 

,,Yang Jeongin" Schallte mein Name durch die Lautsprecher und ließ mich nicht nur zusammenzucken, sondern auch mein Lächeln verlieren.

,,Na los. Das wird schon. Hau sie vom Hocker!" Lächelte Dahyun aufmunternd und auch die Jungs stimmten ihr lächelnd zu. Mein Blick wanderte fast automatisch zu Hyuna und Edawn, welche mir ebenfalls ein Lächeln schenkten und stumm die Worte: ,,Fighting!" Mit den Lippen formten.

Ich atmete tief durch, ehe ich durch die Tore, in den Raum mit dem Spielmacher und den Sponsoren trat.