Kapitel 9

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Felix Pov:

Unsicher rutschte ich auf meinem Platz im Flieger hin und her. Vor mir waren die anderen Tribute und bekamen nacheinander irgendwas unter die Haut gespritzt.

Ich schluckte nervös und faltete meine Hände in meinem Schoß. Neben mir saß Minho und neben Minho, Jeongin.

Beide hatten kein Wort bis jetzt gesagt und auch Jeongin sah so aus, als ob er sich gleich übergeben würde.

Von jetzt an waren es nurnoch Minuten, bis wir in die Arena mussten.

Lange, qualvolle Minuten.

,,Wenn du die ersten Minuten in der Arena überlebt hast, besteht für dich eine 40% Chance, den Tag zu überleben." ~Baekhyun. ,,Mehr nicht?" ~Ich. ,,Das ist alles, was du kriegen kannst, Felix." ~Baekhyun

Ich erinnerte mich genau an die Worte, welche Baekhyun, der Mentor meines Distriktes, vor ein paar Tagen zu mir gesagt hatte. Ich wusste, dass er damit versucht hatte mir zu helfen, aber um ehrlich zu sein, hatte er mir damit nurnoch mehr Angst gemacht.

Vor mir saß Yeji, welche mich jedoch keines Blickes würdigte und ohne mit der Wimper zu zucken zuließ, dass man ihr die Nadel unter die Haut rammte.

Ich hingegen zuckte allein schon bei dem Anblick zusammen und genauso, schien es Jeongin auch zu gehen.

Minhos Blick wanderte ebenfalls zu dem Kleinen. ,,Das ist ein Aufspürer." Sagte Minho. Jeongin zuckte leicht zusammen. ,,W-was?" ,,Ein Aufspürer. Du bekommst ihn unter die Haut, damit sie wissen, wo du bist. Er tut aber nicht weh. Ist höchtens einen Milimeter breit." Sagte er, mit überraschend sanfter Stimme.

Tatsächlich schien Jeongin sich dadurch etwas zu beruhigen. Jisung saß etwas weiter von mir weg und hatte das ganze mitbekommen, was ihn dazu veranlasste, Minho etwas perplex anzuschauen.

Doch dann wanderte Jisungs Blick zu mir und er schenkte mir ein sanftes Lächeln. Ich erwiderte dieses so gut wie möglich und klammerte mich an meinen Sitz, ehe die Frau mit der Spritze auch bei mir angekommen war.

,,Arm!" Etwas eingeschüchtert hob ich meinen Arm, ehe auch schon der leichte Schmerz hindurchzischte.

,,Autsch!" Murmelte ich leise und rieb mir meinen Arm vorsichtig. Minho schien das ganze schon wieder viel lockerer zu nehmen, als ich.

Die Zeit in dem Flugzeug ging viel zu schnell vorbei und ehe ich mich versah, wurde ich schon von zwei Wachen in einen kleinen Raum geführt, mit einer Art Säule, in welche ich mich gleich stellen sollte, um in die Arena hochgefahren zu werden.

Im Raum stand Baekhyun, nicht mein Stylist. Darauf hatte er bestanden.

Ich schluckte nervös. Baekhyun kam auf mich zu und nahm mich in den Arm. Eine Zeit standen wir einfach nur so da und sagten nichts.

Mit einem durchatmer ließ er mich los und betrachtete mich besorgt von oben bis unten, ehe er zu dem Klamottenständer ging und mir meine Jacke umhing.

Er biss sich auf die Unterlippe und sah mich mit einem gezwungenen Lächeln an, wohingegen ich vermutlich blasser war, als die Wand.

,,Du kannst das schaffen, Felix."

Unsicher sah ich ihn an. Seufzend umarmte mein Mentor mich erneut. ,,Renn von dem Horn weg. Sofort. Baue Fallen, such dir was zu Essen. Halte dich von den anderen Tributen fern. Mach bloß keine dummheiten!" Riet er mir und ich konnte erkennen, dass er fast genauso aufgeregt war, wie ich.

,,Dummheiten?" Fragte ich ihn leise. ,,Was für dummheiten?" Baekhyun löste sich von mir. ,,Unterschiedliches. Du kannst das am besten selbst einschätzen. Versuch das Kapitol ja nicht unter Druck zu setzen. Das kann böse enden."

Verwirrt sah ich ihn an. ,,Was meinst du damit?" Baekhyun seufzte erneut. ,,Bei den Hungerspielen spielst du nach ihren Regeln. Nicht nach deinen. Das würde nicht gut ausgehen."

,,Gab es so etwas schon mal?" Fragte ich ihn. ,,Das jemand nicht nach den Regeln des Kapitols gespielt hat?" Baekhyun nickte vorsichtig.

,,Ja, eine gewisse Katniss und Peeta aus Distrikt 12. Sie waren die Tribute der 74. Hungerspiele. Am Ende waren nurnoch sie übrig und...sie dachten, dass wenn sie damit drohen, sich gegenseitig mit Beeren zu vergiften, dann lässt das Kapitol sie beide gehen."

,,Und?"

,,Was denkst du, warum es keinen Sieger der 74. Hungerspiele gibt, Felix?"

Ich schluckte leicht. ,,Das Kapitol ist grausam." Musste ich mal wieder feststellen. ,,Ich weiß. Es ist ein grausamer Gegner." ,,Was kann ich dagegen tun?" Fragte ich ihn. ,,Mach es dir nicht zum Gegner!"

Ich schluckte unsicher. ,,Keine Dummheiten, also..." Wiederholte ich seine vorherigen Worte leise.

,,30 Sekunden." hörte ich die Stimme durch die Lautsprecher schallen. Mit großen Augen sah ich zu Baekhyun. Mit einem traurigen Blick schob er mich zu dem Podest.

Ich spürte, wie die Panik in mir hoch kroch. ,,Baekhyun." Er sah mich aufmerksam an.

,,Ich will nicht sterben."

Baekhyun schloss seine Augen und öffnete sie leicht glasig und mit schmerzverzerrten Gesichtsausdruck wieder.

,,Ich glaube daran, dass am Ende alles gut wird, Felix. Ich glaube an dich." Sagte er mir und umarmte mich noch ein letztes mal.

,,15 Sekunden."

Nun wurden auch meine Augen glasig, als Baekhyun mich vorsichtig auf das Podest schob. ,,Bitte, pass auf dich auf, Kleiner. Gib die Hoffnung nicht auf." War alles, dass ich noch hörte, bevor sich die die Glasröhre um mich herum verschloss. Mein Atem ging stockend und panisch drückte ich meine kleinen Hände gegen das Glas, nur um in Baekhyuns traurige Augen sehen zu müssen.

Schon fuhr das Podest, auf dem ich stand, nach oben. Ich versuchte meinen Atem unter Kontrolle zu bekommen um nicht zu hyperventilieren.

Schon hielt das Podest, genau um die Mitte des Horns verteilt, auf welchem ich jetzt schon Schwerter, Pfeil und Bogen und vielerlei Rucksäcke ausmachen konnte.

Um uns herum befand sich nur Wald. Unendlich großer Wald.

Die anderen Tribute standen, genau wie ich, auf ihrem Podest, verteilt um das Horn.

Neben mir, jeweils mit gut 10 Meter Abstand, standen Minho und Chaeyoung und sahen konzentriert auf das Füllhorn vor sich.

Ich presste meine Lippen aufeinander und versuchte keine Schnappatmungen zu bekommen.

Ich hatte Angst.

,,50"

,,49"

,,48"

,,47"

,,46"

Ich biss mir auf die Unterlippe und schluckte schwer. Mein Herz wurde ganze schwer und ich versuchte meine Konzentration zu halten.

,,30"

,,29"

,,28"

Ich wollte nicht sterben. Bitte nicht. Nicht so, nicht hier und nicht jetzt.

,,15"

,,14"

,,13"

Ich formte meine Hände zu Fäusten und spürte, wie meine Fingernägel sich in meine Handflächen bohrten.

,,10"

,,9"

,,8"

Jetzt gab es kein zurück mehr. Die Worte Moral und Normen mussten wir nun hinter uns lassen. Kein Bedauern. Jetzt ging es auf Leben oder tot.

,,3"

,,2"

,,1"

,,0"



Hunger Games~Stray KidsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt