Mit dem Klang der Violine
Obwohl ich die Nacht über nicht viel Schlaf hatte, wachte ich am nächsten Morgen früh auf. Es war so früh, dass die Sonne gerade erst am Horizont auftauchte und den Himmel in altbekannten Farben färbte. Die Sterne waren längst verschwunden und hatten lediglich den Mond in Form einer blassen, runden Scheibe zurückgelassen, der beständig durch das Spektrum an Harmonie schien.
Das einzige Fenster in unserem Raum war geöffnet worden, sodass frische Luft ins Zimmer wehte, und als ich nach links sah, erkannte ich, dass Avril längst nicht mehr in ihrem Bett lag. Dennoch sorgte ich mich nicht, denn ich hörte aus dem kleinen, kompakten Badezimmer, das an unsere Wohnung angrenzte, ein leises Plätschern, was mich vermuten ließ, sie wusch sich gerade.
Noch etwas schlaftrunken richtete ich meinen Oberkörper auf und registrierte dadurch, wie Cyrian noch immer seelenruhig in seinem Bett lag. Sein Brustkorb hob und senkte sich rhythmisch im Takt seiner Atmung, wodurch er ein friedliches und harmonisches Bild ergab. Die Decke versteckte ungefähr die Hälfte seines Körpers und war zerwühlt und zerknittert, ganz so, als hätte er mit einem schlimmen Albtraum zu kämpfen gehabt.
Schmunzelnd betrachtete ich ihn, bevor ich die Gelegenheit nutzte und mir schonmal frische Klamotten anzog. Danach weckte ich den Zeitgott geduldig, da er sich die ersten Male lediglich zur anderen Seite rollte. Schließlich jedoch öffnete er seine Augen und glücklicherweise schien die Kraft des Trankes noch immer anzuhalten. Etwas verwirrt sah er sich um, bevor er zu registrieren schien, wo er sich befand.
Auf seinen Lippen erschien ein schmales Lächeln: »Morgen Pandora. Wo ist denn Avril?«
»Im Bad«, antwortete ich knapp und ließ von dem Verfluchten ab, um ihm seine Kleidung zu reichen. Provisorisch hatte man ihm in Akelicis mehrere Oberteile und Hosen mitgegeben, trotzdem kombinierte er jedes Teil mit seinem Mantel, wodurch er deutlich edler aussah, als wir es waren, aber das störte mich nicht.
»Danke«, entgegnete der Zeitgott, als sich der Schlüssel zur Tür des Badezimmer in seinem Schloss umdrehte. Ein leises Klicken ertönte und nur wenige Sekunden später öffnete sich die Tür. Avril trat in den Raum, bereits fertig für den Tag. Von ihrem nächtlichen Moment der Schwäche, den natürlich nur ich mitbekommen hatte, erkannte man nichts mehr, so saß auf ihrem Gesicht die altbekannte Fassade der tapferen und lebensfrohen Kriegerin.
»Es ist frei«, forderte sie uns indirekt auf uns zu beeilen und obwohl ich erkannte, dass Cyrian am liebsten protestiert hätte, nickte dieser nur und verschwand als Zweiter im Bad.
Tatsächlich brauchte der fünfte Gott etwas länger, vermutlich da zu seiner Zeit noch vieles nicht erfunden war, trotzdem meisterte er die Situation gut. So schnell es ihm möglich war, beendete er seinen Waschgang, worauf auch ich bald fertig aus dem Badezimmer kam.
Wir nahmen das Wichtigste von unseren Sachen mit, bezahlten unten am Tresen für eine weitere Nacht und als wir endlich draußen auf den Straßen Kaikuonos standen, begannen sich die Gassen allmählich wieder zu füllen.
»Sollen wir uns aufteilen?«, fragte Cyrian unüberlegt, »Vielleicht finden wir ihn so schneller.«
Gerade wollte ich protestieren, dass eine Aufteilung unvorteilhaft wäre, da fiel mir Avril ins Wort: »Gute Idee. Warum eigentlich nicht?«
»Bist du dir sicher?«, stellte ich die Gegenfrage und musterte sie mit einem skeptischen Blick.
»Nun, in erster Linie suchen sie nach euch. Wenn ihr zusammen sucht und ich alleine, gehen wir kein Risiko ein.«
Ich zögerte, doch traurigerweise leuchtete mir ihr Argument ein, so bestätigte ich lediglich mit einem stummen Nicken. Wir sollten einfach hoffen, dass sich die Angelegenheit schnell klärte.
DU LIEST GERADE
Der fünfte Gott
Fantasy»𝑍𝑒𝑖𝑡 ℎ𝑒𝑖𝑙𝑡 𝑘𝑒𝑖𝑛𝑒 𝑊𝑢𝑛𝑑𝑒𝑛 𝑢𝑛𝑑 𝐺𝑜̈𝑡𝑡𝑒𝑟 𝑠𝑐ℎ𝑜𝑛 𝑔𝑎𝑟 𝑛𝑖𝑐ℎ𝑡.« Seit Jahrtausenden herrschen die vier Götter Argon, Enja, Kalani und Cleo über die magische Welt Cytron. Zusammen mit ihren Verwandten, besonderen Personen...