Kapitel 16.1 - Ein Deal um die Wahrheit

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Ein Deal um die Wahrheit

Es war keine Überraschung, dass ich zuerst dachte, Elliot meinte einen anderen Leon, immerhin war dieser Name nicht außergewöhnlich, doch als er mir daraufhin eine erstaunlich genaue Beschreibung lieferte, blieben keine Zweifel übrig. Erstaunen verankerte sich tief in mein Herz, als würde mich diese Emotionen nicht mehr losgelassen wollen.Die Wahrheit stand mir unmittelbar bevor und jede Frage, die mein Verstand bildete, rauschte in ihrer Euphorie durch meinen Kopf.

»Ich hatte wohl den richtigen Riecher«, scherzte Cyrian in einer beiläufigen Bemerkung und schenkte mir ein Schmunzeln, das gänzlich frei von Arroganz und Überheblichkeit war. Es war rein und zeugte von wahrer Freude, etwas das im vollkommenen Kontrast zu seiner anderen Persönlichkeit stand, so wurde mir allmählich bewusst, dass wir einen weiteren Übergriff des Fluches überstanden hatten, wenngleich sich seine Macht vor uns erhoben hatte, wie eine Welle, die unbarmherzig gegen Klippen schlug.

»Offensichtlich«, war das Einzige, was ich erwiderte. Nach unzähligen Stunden des missglückten Suchens, erschien mir unser Glück zu schön, um wahr zu sein, doch der scheinbare Traum entpuppte sich als Realität und ich konnte es kaum erwarten, Avril die glückliche Nachricht zu überbringen.

»Warum sucht ihr diesen Mann?«, unterbrach die leise Stimme des Jungen meine Gedanken. Mittlerweile hatte sie an Stärke verloren, so beschlich mich ein ungutes Gefühl. Dass es dem Jungen körperlich gut ging, hatten wir Cyrian zu verdanken, doch wie es um seine Psyche stand, konnten wir nicht auch nur erahnen. Ich war mir keinesfalls sicher, aber der Gedanke an Leon schien ihn zu verängstigen. Vermutlich hätte er uns nie etwas davon erzählt, wenn wir ihn nicht gerettet hätten.

»Wir sind keine bösen Leute«, beantwortete ich seine indirekte Frage und wenngleich das Feuer seiner Angst nicht erlosch, so konnte ich es mit meinen Worten im Zaum halten. Erleichterung stieg in mir auf, auch wenn ich wusste, dass sie keiner Befreiung gleichkam.

Elliot antwortete mit einer kaum merklichen Auf- und Abbewegung seines Kopfes. Die blauen Augen leuchten dabei wie kleine Sterne, die unter dem Schirm des Vertrauens standen.

»Könntest du uns sagen, wo er ist?«, hakte der Silberhaarige nach, nachdem er seine Aufmerksamkeit zurück auf den Schwarzhaarigen gelenkt hatte. Um seinen Worten sanften Nachdruck zu verleihen, legte er seine Hand auf die rechte Schulter des Kindes. Dabei streichelte er mit Daumen über die zerlumpte Kleidung, gerade einmal so fest, dass Elliot es vernahm.

Nach einem kurzen Zögern schüttelte er jedoch den Kopf. Er traute sich nicht einmal den Blick zu heben, während er nervös seine Hände knetete.

Ich schluckte, bevor ich es mit einem Kloß im Hals erneut versuchte: »Es ist wirklich wichtig.«

Weiterhin blieben seine Lippen versiegelt, als wäre er von einer höheren Macht dazu berufen worden, trotzdem versetzte mir sein Schweigen einen Stich. Mittlerweile schien auch Cyrian bewusst zu sein, dass etwas Größeres hinter Leons Verschwinden steckte. Zwar handelte es sich noch immer um vage Vermutungen, doch ein Gefühl, tief in meinem Herzen, wusste, dass es nur diese eine Wahrheit gab. Ein Geheimnis lauerte auf uns, das an die Grenzen einer Verschwörung nagte, doch ob es ein gutes Ende mit sich brachte, lag im Dunkeln, umgeben von tiefer Finsternis.

»Man hat es verboten«, sagte Elliot und noch immer lag sein Blick auf dem Boden, »Vom Tiger, Skorpion und Adler.«

Ratlos suchte ich Cyrians Blick, der scheinbar genauso wenig aus Elliots Worten filtern konnte wie ich. Die Wahrheit legte großen Wert darauf, unerkannt im dichten Nebel zu hausen, doch das Gefühl, das so unverhofft in meinem Herzen entstanden war und nun mit voller Stärke meine Gedanken antrieb, erreichte neue Größen.

Der fünfte GottWo Geschichten leben. Entdecke jetzt