Kapitel VIII

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Ich lag noch friedlich und seelenruhig in meinem Bett als auf ein einmal mein Wecker meinte Alarm schlagen zu müssen.
07:10 Uhr
»Tja Wecker, ich kann dich nicht leiden aber wo du recht hast, hast du nunmal recht, mein Guter«,
sagte ich an ihn gewandt und stand widerwillig auf.
Jetzt spricht sie schon mit Gegenständen...
Ach, halt die Klappe.

Ich schlurfte Richtung Bad und stieg schnell unter die Dusche.
Währenddessen putzte ich meine Zähne.
Als ich damit fertig war, schlüpfte ich schnell in meine Unterwäsche.
Darauf folgte eine graue ripped Jeans und ein weißer Pullover.
Ich trocknete mein dunkles Haar und flocht es danach während ich die Treppen gemütlich runter ging.
Nur löste sich leider schon wieder eine Haarsträhne, als ich die letzten zwei Treppenstufen mit einem Sprung überbrückte.
Unten angekommen, tapste ich in unsere moderne Küche und aß entspannt mein Müsli.
Außerdem tippte ich ein bisschen auf meinem Handy herum.
07:34 Uhr
Also noch früh.
Was machte ich denn jetzt noch bevor ich in die Schule fuhr? Ich hatte echt keinen Bock auf irgendwelche dummen Blicke meiner dämlichen Schulkameraden.
Auch wenn es mir am Arsch vorbei ging, wer was von mir dachte oder sagte. Trotzdem nervte es.
Ich beschloss also, eine zweite Portion Müsli zu essen, einfach um Zeit zu schinden.
Als sich auch diese in meinem Magen wiederfand, stand ich auf und wusch mein benutztes Geschirr ab.
Daraufhin fiel mir mein Vater wieder ein. Ich seufzte.
Ich machte ihm ein Lunchpaket, sollte er in den Kühlschrank gucken wenn er nach Hause kam, hatte er wenigstens etwas zu essen.
Du meine Güte! Mein Papá kam ja heute zurück!
Frustriert stöhnte ich auf.
Wie konnte ich das denn nur wieder vergessen?!
Erneut polterte ich die Treppen hoch.
Diesmal allerdings, um meine Schultasche zu holen.
Dann verließ ich die Villa und lief auf mein Auto zu.
Meinen Papá würde ich wohl kaum besuchen, er würde mich so oder so nicht sehen wollen und ich würde ihn die nächsten Tage sowieso ertragen müssen.
Ich war grauenhaft.
Eine grauenhafte Tochter.
Ja natürlich.
Dein Vater schlägt dich, sobald du in seiner Nähe bist und verletzt dich ununterbrochen aber du bist grauenhaft. Wach auf, Lu!
Aber das alles war doch nur wegen des Alkohols! Er konnte doch nichts dafür!
Er war eben ein gebrochener Mann...

Sobald ich in meinem Auto saß, raste ich los und kam keine fünf Minuten später bei meiner Schule an.
Ich fuhr gerade auf den Parkplatz, da fühlte ich mich schon beobachtet.
Ich fühlte mich wie ein eindringlicher Käfer in einem Bienenstock.
Toll.
Wie ich dieses Gefühl hasste!

Ich stieg aus und flüchtete zum Eingang oder eher ins Gebäude.
Ich hätte noch einen Kaffee am Straßencafé in der Main Street holen sollen.
Ich war nämlich immer noch hundemüde.
Also beschloss ich, noch ein wenig zu trödeln, um dem Unterricht zu entgehen.
Desto näher ich der Abbiegung kam, desto lauter hörte ich Gemurmel und ein zusätzliches Donnern.
Donnern? Im inneren der Schule? Bist dir da auch ganz sicher?
Über meine innere Stimme konnte ich nur die Augen verdrehen.
Ich schlich leise an den Spinden entlang um zu sehen was da los war.
Ich lugte vorsichtig um die Ecke und wie sollte es anders sein, ich entdeckte eine kleine Schar Kinder.
Auch bekannt als Austins Gang.
Ich hielt den Atem an und lauschte heimlich.
Die mussten ja auch so leise murmeln!
Ich schnappte einige Gesprächsfetzen auf wie: Thomas Taylor... Trachtprügel—oder so ähnlich...nach dem Theater...schmerzhaft.
Dann hörte ich Schritte. Schnell ging ich rückwärts und lief dann ganz normal weiter, so als wüsste ich von nichts.
Da kam mir Buster entgegen.
Ich lächelte zuckersüß.
Verwirrt musterte er mich.
»Hi Buster!«, trällerte ich.
Ich hüpfte an ihm vorbei und spürte seinen verwirrten Blick in meinem Nacken noch solange, bis ich um die Ecke gehüpft war.
Selbst als mich meine Lehrerin anmeckerte, da ich ja—mal wieder—zu spät kam, hatte ich noch immer gute Laune.
Fröhlich wie ich war, ging ich meine Möglichkeiten durch den Jungs den Plan zu vermiesen.
Ich könnte sie aber theoretisch auch ins offene Messer rennen lassen.
Thomas Taylor war der Sohn des Detectives.
Und da sein Vater ein enger Freund der Familie war, war er es ja irgendwie auch. Welch eine Ironie...
Jedenfalls hatte Thomas irgendwelche Gerüchte von Austin und seiner Krabbelgruppe rum posaunt.
Aber das konnte ich Thomas nicht antun.
Für eine Trachtprügel war er viel zu nett und so wie ich Austin und seine Freunde kannte, hatten sie es verdient, den Plan vermiest zu bekommen.
Immerhin hatte Thomas den Mut Austin und seinen Freunden Mal eins auszuwischen.
Ich seufzte.
Nun gut. Ich würde Thomas wohl helfen.
Also fassten wir zusammen:
Thomas besuchte den Theaterkurs, den er auch leidenschaftlich ausführte.
In dem Theatersaal gab es kaum eine Möglichkeit sich zu verstecken oder irgendwen einzuschließen.
Aber ich würde für Thomas nicht mein Ass im Ärmel hergeben und für ihn jemanden übers Knie legen!
Zu aller erst, musste ich rausfinden wann der Kurs heute stattfand.
Also etwas leichtes.
»Pssst«, zischte ich meine Sitznachbarin an, von der ich zufällig wusste das sie ebenfalls diesen Kurs besuchte.
Überrascht wendete Clarissa sich an mich. Zufälligerweise wusste ich auch dass sie in Thomas verknallt war...
Ich schrieb ihr einen kleinen Zettel, in welchem die Frage stand, wann der Kurs stattfand und ob sie mir —Thomas Sicherheit zu Liebe—helfen wollte den Baddies eins auszuwischen.
Sie las den Zettel und zog ein verwirrtes Gesicht, nickte aber schließlich misstrauisch. Das war gut.
Ich grinste.
Der Krabbelgruppe würde Hören und Sehen vergehen!

In der darauffolgenden Pause, schlichen Clarissa und ich uns in das Schultheater und trafen unsere Vorkehrungen.
Etwa zehn Minuten vor Pausenende, hörten wir einen fröhlich pfeifenden Thomas hereinkommen.
Dieser fummelte irgendwie am Mikro herum und las sich dann laut und total dramatisch seinen Text durch.
Ich gluckste.
Wenig später kamen auch unsere kleinen Badbabys dazu.
Clarissa und ich befanden uns auf Position. Jetzt mussten die Jungs nur noch anbeißen und auf die Bühne kommen.
Wir hatten ein Seil auf den Boden gelegt und sobald Thomas aus Angst rückwärts laufen würde, würden wir das Seil spannen und die Jungs hinfallen.
Außerdem hatten wir noch ein kleines extra an der Decke hängen...
Ich unterdrückte es laut loszuprusten.
Thomas lief gerade rückwärts, da gab ich Clarissa das Zeichen und wir zogen gleichzeitig am Seil, sie auf der rechten, ich auf der linken Seite.
Und boom! Alle fielen total auf die Schnauze, mit Ausnahme von Tom.
In dem Moment ließ ich den riesen Sack, voll mit Mehl, herunterfallen und Clarissa schnappte sich Tom um dann zu verschwinden.
Jetzt prustete ich tatsächlich los.
Kichernd hüpfte ich auf die Badbabys zu.
»Da hat's euch wohl erwischt«, vermutete ich gespielt mitfühlend und klopfte dem knurrenden Austin auf die Schulter.
Danach betrachtete ich skeptisch meine mehlige Hand und klopfte sie sauber.
Gerade als ich Stimmen einiger Schüler und einer Lehrerin wahrnahm, verabschiedete ich mich und verschwand hinter der Bühne.
Da hörte ich auch schon das Kreischen der Lehrerin und kicherte los.
Schnell haute ich von diesem Ort ab und überließ es den bösen Babys das hier auszubaden.
Auf dem Weg zurück zum Unterricht, begegnete ich noch Thomas, welcher sich bedankte.
Ich winkte locker ab und hopste in den Unterricht.
Und obwohl ich gerade keine Lust auf meine Englischlehrerin hatte, war ich super gelaunt.
Lustigerweise, war die Stunde sogar recht entspannt.
Ich war gerade dabei in die Cafeteria zu hopsen, als ich grübelnd inne hielt.
Ich wusste nicht ob es so schlau wäre jetzt dort hinein zu gehen...
Andererseits konnte mir die Jungs eh nichts anhaben und wahrscheinlich waren sie sowieso nicht anwesend, sondern wuschen sich in diesem Moment. Und außerdem war ich wirklich hungrig.
Also zuckte ich mit den Schultern und hopste fröhlich weiter.
Ich trat in den großen Raum und stellte fest, dass ich richtig lag als ich dachte sie wären nicht anwesend.
Allerdings hatte ich trotzdem vor mich leise der Atmosphäre zu entziehen, sobald ich mein Sandwich ergattert hatte.
Die Cafeteriadame war heute mal wieder besonders zügig und freundlich. Ironie ließ grüßen...
Als ich dann endlich mein Rückgeld bekam, schnappte ich mir mein Sandwich und meine Tasche und machte mich aus dem Staub.
Jedenfalls wollte ich das...
Na super.
Gerade als ich durch die Türen treten wollte, kam eine superschlecht gelaunte, mir leider bekannte Gruppe auf mich zu.
Ich wollte eigentlich schnurstracks an diesen Teufelsbruten vorbei huschen, nur leider fiel dann Busters Blick auf mich. Erneut.
Dieser, stumpte seinen Freund Austin und nun blickten wirklich alle zu mir.
Ich lächelte übertrieben süß und winkte ihnen zu.
Wie in Zeitlupe kamen die Jungs auf mich zu. Ich schluckte.
Gib's zu du hast Angst!
So ein Blödsinn! Ich hatte keine Angst!
Nur hatte ich echt keine Lust mich weiter mit diesen Primaten rumzuschlagen!
Außerdem könnte ich, wenn ich wollte, sie alle übers Knie legen.
Eilig drehte ich mich um, darauf hatte ich gerade wirklich keinen Bock.
Der Anführer, Austin, packte mich am Arm und ich wandte
mich genervt der Bande zu.
»Oh nein Rodriguez! Das wirst du bereuen hörst du?!«
»Was meinst du genau?«
Ja gut ich stellte mich gerade dumm aber ich überlegte wie ich mich leise und langsam der Atmosphäre entziehen konnte...
Ach was Lu! Reiß dich zusammen!
Oder mach dich einfach aus dem Staub!
Na toll. Jetzt bekam sich meine innere Stimme schon mit sich selbst in die Haare.
»Stell dich nicht dümmer als du bist Lucía. Du weißt genau was ich meine und glaub mir das wirst du bereuen«, sagte Austin gefährlich leise.
»Austin nimm deine Badbabies und verzieh dich«, fauchte ich gereizt. »Wie hast du uns gerade genannt du Schlam—«
Weiter kam Buster nicht da ich ihm mein armes Sandwich in den Mund steckte und ihm die Wange tätschelte.
Mir fiel auf dass ich noch immer festgehalten wurde, also riss ich mich los und machte mich davon.
Der Scheißkerl sollte mir nicht noch einmal drohen, immerhin hatte ich nicht nur Tom gerade den Arsch gerettet.

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