Kapitel XXXVI

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»Lucía?«
Auch als die Stimme des Anrufers ein drittes Mal erklang, antwortete ich nicht. Nach einigen Sekunden, legte die besagte Person auf, da es ihr anscheinend zu blöd wurde.
Doch auch dann bewegte ich mich keinen Nanometer.
Ich presste mir mein Handy noch immer ans Ohr, obwohl meine Hände so zitterten.
Oder viel eher, weil sie so zitterten.
Erst als es plötzlich extrem laut an meinem Ohr zu schrillen begann, fuhr ich zusammen und warf das Telefon von mir, als hätte ich mich verbrannt. Verflucht sei dieser Wecker! Hatte ich den denn nicht schon ausgestellt?!
Ich seufzte und fuhr mir gestresst übers Gesicht.
Ich glaubte daran, dass die Stimme eines jeden, mit dem man einmal gesprochen hatte, im Kopf blieb.
Und die Stimme von gerade, kam mir ungeheuerlich bekannt vor.
Ich war mir sogar sicher, dass er es war. Denn ich könnte seine Stimme nie, niemals, vergessen.
Allerdings wusste ich nicht wieso.
Wieso jetzt?
Wieso nicht schon früher?
Aber irgendwie machte das alles urplötzlich Sinn.
Der weiße Lada vor dem Anwesen und das mulmige Gefühl in mir als ich das Auto bemerkt hatte und es davon gerast war...
Der unerwartete Anruf, der aus dem Nichts kam.
Er musste es gewesen sein.
Die Frage war nur, warum.
Warum war mein Bruder plötzlich wieder da und versuchte Kontakt zu mir aufzunehmen?

»Und wer kann mir sagen welches Element die Ordnungszahl drei hat?«, hallte die monotone Stimme von Mrs Marks, meiner Chemielehrerin, im Raum wider.
Oh echt Mal, sie war heute als Vertretung für Ms Clarke hier und ihr Unterricht war sowieso schon zum einschlafen und dann kam noch diese öde Stimme hinzu. Und zu allem Überfluss, hatte ich ja letzte Nacht kein Auge zugetan!
Und nach dem mysteriösen Anruf, von dem ich mir sicher war, dass er von meinem Bruder ausging, erst recht nicht.
Fast hätte ich meinen Kopf auf den Tisch geknallt. Dann wäre ich jetzt wenigstens wach.
Ja, aber dann hättest du auch höllische Kopfschmerzen.
Auch wieder wahr...
Wieso gibst du mir in letzter Zeit eigentlich immer Recht?
Ich weiß auch nicht, normalerweise liegst du ja wirklich im Unrecht...?
Was beschwerst du dich eigentlich?
Ha. Ha. Du bist ja so lustig Lucía.
»Miss Rodriguez! Sie vielleicht?«, fragte meine Lehrerin fröhlich und unterbrach damit meinen inneren Monolog.
Ein bisschen weniger Enthusiasmus würde am frühen Morgen nicht schaden. Trotzdem...
»Lithium, das erste der Alkalimetalle, hat die Ordnungszahl drei, Ma'am«, gab ich leise seufzend von mir.
Meine Lehrerin lobte mich und betonte Mal wieder dass ich später unbedingt etwas im chemischen Bereich machen sollte und meine Klassenkameraden sich ein Beispiel an mir nehmen sollte und bla bla bla.
War ja nicht so als hätte ich eins der Elemente entdeckt oder gar das Periodensystem, die Frage die sie gestellt hatte, war einfach leicht, nichts weiter.
Nimm das Kompliment doch einfach an, seufzte meine innere Stimme.
Hmpf.
Ohne es zu wollen, schweiften meine Gedanken wieder zu meinem Bruder.
Ich war mir immer noch sicher, dass er der anonyme Anrufer war.
Aber bisher hatte sich diese dumme Nummer nicht mehr gemeldet.
Und ich verfluchte mich dafür, keinen Mucks von mir gegeben zu haben.
Noch nicht mal geatmet hatte ich!
Vielleicht hätte ich jetzt mehr Antworten, hätte ich geredet...
Gott, das war ja alles so verflucht makaber!
Innerlich seufzend, zupfte ich an dem Verband an meiner Hand herum.
Ich hatte schon so einige schräge Blicke dafür abbekommen.
Hatten die sich denn noch nie geschnitten? Ich mein' es passierte doch jedem Mal dass man Scherben aufsammelte und sich plötzlich an schmerzhafte Dinge erinnerte und dann die Fäuste ballte...und blutete.
Gut, vielleicht, sogar wahrscheinlich, war ich da die einzige.
Aber das tat doch nichts zur Sache!
Jeder verletzte sich eben Mal, da brauchte man nicht gleich so zu gaffen als hätte man einen Hund gekocht!
Warte Mal einen Hund?
Oh mein Gott!
Flash!
Wie konnte ich ihn die Tage über denn so vernachlässigen?!
Ich hatte ihn total vergessen!
Hibbelig rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her was mir einen bösen Blick von meinem Sitznachbar einbrachte, der Nervosität hasste.
Ich konnte doch keine fünfzehn Minuten mehr warten!
Ich musste Blanco fragen wie es Flash ging. Und zum Teufel wieso er sich nicht gemeldet hatte!
Und weißt du was du noch tun musst?, zwitscherte meine innere Stimme lieblich.
Nein, was denn noch?
Die Tür ölen. Das hast du schon die letzten Male vergessen.
Ich klatschte mir gegen die Stirn, was mehr Aufsehen erregt hatte, als ich beabsichtigt hatte.
Mit hochroten Wangen sank ich tiefer in meinen Stuhl. Die anderen hielten mich ja noch nicht für seltsam genug.
Oh Boden tu dich auf! Bitte.
Verdammt ich hätte es tatsächlich wieder vergessen die Tür zu ölen.
So ein Mist!
Gern geschehen.
Mhm.

Sobald es zur Pause klingelte, stürmte ich aus dem Raum und zögerte gar nicht lange, da rief ich Blanco auch schon an.
»Blanco, komm schon, jetzt geh doch ran!«, nuschelte ich in Richtung Boden und nudelte in meinem Rucksack rum um einen Stift zu finden.
Ich klemmte mir das Handy zwischen Ohr und Schulter und schrieb mir hastig auf den Unterarm das die Tür noch geölt werden musste, damit ich das auch ja nicht vergaß.
Mein Cousin ging natürlich nicht ran.
Ich verdrehte die Augen und schmiss den Stift zurück in meinen Rucksack.
Keine Sekunde später, nestelte ich an meinem Reißverschluss herum.
Man es war echt scheußlich kalt.
Was hatte ich mir nur dabei gedacht, ein langärmliges Shirt und eine Strickjacke anzuziehen?
Morgen würde ich mir definitiv einen- oh nein halt!
Ich hatte doch noch einen Pullover in meinem Spind!
Hastig lief ich durch den Flur und öffnete meinen Spind.
Und tatsächlich, war dort ein Pulli unserer Schule.
Auf dem roten Pulli stand in fetten Lettern Go Tigers!
Zusätzlich war ein fetter, fauchender Tigerkopf auf dem Rücken abgebildet.
Wer hatte sich eigentlich dieses dämliche Logo ausgedacht?
Blöde Basketballspieler!
Und das sagte ich nicht nur weil Ben, mein Ex-freund, auch so an Basketball interessiert war und früher auch auf dieser Schule gespielt hatte.
Ben war wirklich ein Mistkerl erster Klasse.
Ich fragte mich was aus Ellie geworden war...
Sie war, nachdem ich die beiden beim Knutschen in der Öffentlichkeit, erwischt hatte, wie vom Erdboden verschluckt.
Es kursierte das Gerücht sie wäre umgezogen.
Keine Ahnung ob das wahr war, aber um ehrlich zu sein, interessierte es mich auch nicht. Oder sollte es nicht.
Sie hatte mich mies hintergangen und war auch Mitschuld an meinen Vertrauensproblemen und -Ängsten.
Da konnte sie wohl kaum erwarten, dass ich mich mich fragte wie es ihr wohl ging oder wo sie gerade so war.
Tut sie ja auch nicht.
Jaja.
Wieder Mal die Augen über mich selbst verdrehend, streifte ich mir den Pulli drüber und schloss meinen Spind.
Gerade als ich in die Cafeteria wollte, kam mir eine bekannte Gruppe entgegen.
Ich stöhnte frustriert.
Nicht die schon wieder.

🤔😵‍💫🤫

Hej Hej!🥳

Ich hab mal wieder neues Lesematerial für euch.
Was denkt ihr warum Lucías Bruder plötzlich aufgetaucht ist?😳

Ein Vögelchen hat mir gezwitschert, dass er noch zu haben ist. Er soll ziemlich gut aussehen. 😏
Späßchen

Votet gerne, das freut mich immer riesig.
Küsschen.😘

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