Kapitel XXXVIII

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Der Kugelschreiber kratzte über das Papier meines kleinen Schreibblocks.
Zwei Latte Macchiato und ein Glas Wasser mit Sprudel, schrieb ich.

»Darf es sonst noch etwas sein?«
Nachdem mein Timer vorhin geklingelt, und mich aus der Welt von Moby Dick zurück in die Realität katapultiert hatte, war ich mühsam, da mein Hintern eingeschlafen war, durch das Fenster zurück geklettert und hatte mich auf den Weg zur Arbeit gemacht. Ich sollte definitiv wieder mehr Sport machen.
Und dann sollte ich mehr tun als nur meine Arme zu trainieren und Kampftechniken auszuprobieren.

Jedenfalls, war meine melancholische Laune wieder verflogen als ich zwei Stunden später im Café kellnerte.
Wieso genau, wusste ich nicht.
Aber ich war mir ziemlich sicher, dass es was mit Rosalia, meiner Chefin, zutun hatte.
Diese Frau war einfach zu gut für diese Welt.
Und sie erinnerte mich sehr an meine Abuela.
Rosalia hatte mir, mit einem Zwinkern, ein Stück meines Lieblingskuchens aufs Haus gegeben.
Manchmal da hatte ich das Gefühl, dass Rosalia mehr über mich, und auch jeden anderen hier, wusste, als mir lieb wäre. Diese Frau hatte Adleraugen. Und kein Detail blieb ihr erspart. Ihr fiel nämlich alles auf.

»Mhh. Doch. Einen Bananenkuchen. Bitte«, erwiderte der Gast den ich gerade bediente.
»Sehr gerne.«
Zügig bereitete ich einige Bestellungen vor und brachte dem Pärchen wenig später seine eigene.
Jedenfalls sah es ganz so aus als wären sie ein Paar.
Mein Blick huschte zum Eingang als die Glocke über der Tür läutete und ich wollte gerade schon zurückzucken, da hielt ich abrupt inne.
Austin.
Und ich dachte den wäre ich erstmal los.
Ich wollte mich gerade heimlich davonstehlen, als meine Chefin plötzlich vor mir stand.
Innerlich stöhnte ich.
Denn keine Sekunde später, fing sie an über Austin zu reden.
»Ein sehr hübsches Kerlchen nicht?«, fragte sie.
Ich zog die Augenbrauen zusammen und schielte dreist zu dem Kerl rüber der mich, komischerweise, plötzlich und unbedingt auf ein Date einladen wollte.
Seine Augen fanden die meinen und er zwinkerte mir zu.
Ich verdrehte die Augen.
»Hmm, schade nur, dass Schönheit nicht alles ist«, murmelte ich.
»Was hast du gesagt?«, fragte Rosalia lächelnd nach.
Rasch wandte ich den Blick von Austin ab, der, leider Gottes, gerade zu mir rüber laufen wollte.
»Nichts, nichts«, erwiderte ich rasch.
Rosalia betrachtete mich mit diesem merkwürdigen Blick, den sie immer aufsetzte wenn sie wieder was witterte. Der sechste Sinn dieser Frau bestand wirklich darin Geheimnisse herauszufinden und in anderer Leben herumzuwühlen.
Aber irgendwie machte sie das charmant und nur noch liebenswerter.
Ich konnte es gerade so unterdrücken zu seufzen als Austin vor mir und meiner Chefin zum stehen kam.
»Hi.«
»Guten Tag, junger Mann«, erwiderte meine Chefin charmant.
Ich beäugte beide seltsam, denn Austin's Blick war nur auf mich gerichtet obwohl er uns beide gegrüßt hatte und Rosalias Blick war auf mich und Austin gerichtet.
»Na ich lass euch Mal allein, aber Lucía, Schätzchen, vergiss die Kunden nicht.«
Ich starrte Austin weiter an.
Für mich war er mal ein Buch mit Sieben Siegeln, Schlössern und Ranken mit Dornen und dann war es wieder so, als würde ich ihn wie eine verdammte Zeitung am Morgen bei einem Kaffee lesen.

»Ach und Lucía, ihr seid wirklich ein zuckersüßes Paar«, rief sie auf Spanisch über ihre Schulter.
Kein Gast hörte es, dafür war es zu unruhig im Café, was nicht zuletzt daran lag, dass die meisten weiblichen Gäste Austin mit Blicken verschlangen und tuschelten.
Doch mein Kopf schnellte zurück zu meiner Chefin die grinsend in ihrem Büro verschwand.
Ich fühlte Austin's Blick weiterhin auf mir.
Meine Haut kribbelte schon total, doch ich ignorierte dieses seltsame Gefühl geflissentlich und machte, mit einem letzten verstohlenen Blick zu Austin und hochrotem Kopf, auf dem Absatz kehrt.

Ein Paar! Austin und ich!
Pah! Wäre Rosalia nicht meine Chefin und sonst so liebenswürdig wäre mein innerer Pitbull längst auf sie losgegangen.
Aber ich hielt ihn an der Leine und mich unter Kontrolle.
Hastig lief ich durch die ganzen Tische hindurch und sammelte das leere Geschirr ein, fragte ob die Gäste zufrieden waren oder ob es noch etwas sein durfte.
Ich merkte, dass Austin sich an einen Tisch gesetzt hatte.
Es dauerte nicht lange bis Susanna ihn wie Beute betrachtete und fragte was er denn haben wollte.
Während ich einen Gast weiter weg bediente, schielte ich immer wieder heimlich zu den beiden rüber.
Ich wettete, dass sie ihre Nummer gleich gratis zur Bestellung hinzulegte! Wieso ging Austin nicht einfach mit ihr auf ein Date?
Sie hatte mehr Erfahrungen, mehr Kurven, mehr mehr! Und weniger Probleme.
Und sehr viel weniger Intelligenz und Schamgefühl.
Das war gemein. Und...gar nicht so unwahr.
Denn es stimmte ja schon irgendwie auch wenn das echt fies klang.
Sollte sie doch mit ihm ausgehen.
Es war bekannt, dass Austin sich weniger um Intelligenz und ähnlichem scherte. Ihm waren Kurven und Erfahrungen wichtiger.
So einfach war das!
Wieso kratzte mich das ganze überhaupt so auf?
Es ging mir gegen den Strich, dass ich so dachte. Dass ich mir vorstellte...sie beide in einem Bett und...
Mir wurde schlecht.
Ich schüttelte mich, bei dem Gedanken.
Igitt.

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