Vorgeschichte

66 6 1
                                    

Kurze Info:
Das hier ist meine erste richtige Geschichte!

Songs:
Fake Smile - Ariana Grande
Perfectly Wrong - Shawn
Mendes
Someone New - Banks
Viel Spaß beim lesen.

Vor etwas über einem Jahr:
Wie sonst auch jeden Tag, lief ich etwas träge durch meine High School und hielt Ausschau nach meiner besten und einzigen Freundin Ellie.
Ich lief vorbei an der Gruppe der Emos, einigen Nerds, den Kiffern und außerdem machte ich einen Riesen Bogen um die Bande.
Ich verdrehte die Augen.
Bis ich an einer Ecke ganz weit weg von allem und jedem ankam.
Und da ich eindeutig die normalste dieser Schule, aber gleichzeitig auch die größter Außenseiterin war, setzte ich mich auf die Bank wie es mir passte und verdrückte einen kalten Cheeseburger aus der Mensa, welchen ich noch ergattern konnte.
Ich hasste kaltes Essen.
Den Kopf schüttelnd versank ich Gedanken an Ben.
Mein Ben. Wie sehr ich ihn doch vermisste.
Es tat weh, dass er so beschäftigt am College war und meine Nachrichten oft ignorierte.
Ich sehnte mich so sehr nach ihm dass es mir beinahe das Herz zerriss.
Ich sah ihn solange nicht mehr, dass ich fast vergaß wie er roch und wie seine Nähe sich anfühlte.
Dieser unglaublich schöne und gleichzeitig schreckliche Schmerz der Liebe, wenn du jemanden so sehr liebtest, das es schon weh tat.

Ich träumte jeden Tag von ihm, meistens träumte ich Dinge die mich verwirrten und verunsicherten und dann fragte ich mich, was er im Moment wohl so tat.
Sowie jetzt gerade.
Aber abgesehen davon dass ich ihn wie eine Irre vermisste war ich doch sehr glücklich und hatte ein relativ gutes Leben zur Zeit.
Denn es lief rund. Meine Eltern liebten mich und ich sie.
Meine Noten waren blendend. Es ging mir blendend.

»Lucia!«
Verdattert hob ich meinen Kopf und sah Ellie.
Jene zeigte auf Ben.
Meine Augen weiteten sich, war das real?
War er wirklich hier?
»Ben?!«
Ich war verwirrt und starrte ihn einige Sekunden entgeistert an.
Er erwiderte den Blick nicht.
Stattdessen streckte er die Arme aus.
Ich wartete keine Sekunde länger und rannte in seine Arme.
Er hob mich hoch, seine Hände lagen auf meinem Hintern und ich fühlte mich seltsam.
Es war mir peinlich und es fühlte sich irgendwie falsch an. Ich ignorierte das Gefühl der Unbehaglichkeit.
Gegensätzlich des Gefühls, schlang ich die Arme um ihn.
Ich fühlte mich wie ein anhängliches nerviges Äffchen als ich ihn umklammert hielt.
Meine Nasenspitze stupste an seine Nasenspitze und Ben hielt sich nicht länger zurück denn keine Sekunde später, küsste er mich.
Ich seufzte in den Kuss hinein.
Ich hatte ihn sehr vermisst.
Endlich fühlte und schmeckte ich ihn wieder und es war toll.
Ich befahl meinem Magen das flaue Gefühl loszuwerden.
»Was machst du hier?«
Ich sah ihn voller Freude und Hingabe an.
»Was ist mit dem College?«
»Und wie...ich meine wann—«
Er unterbrach mich grinsend und sagte:
»Ganz ruhig Süße, fragen kannst du später.
Was zählt ist doch das ich jetzt hier bin.«
Er streichelte meine Wange.
»Hach! Das ist so süß!«
Mein Blick, sowie auch Bens, huschte zur Seite und wir starrten Ellie an und wie auf Befehl fing ich an zu lachen. Ben schien etwas erschrocken zu sein und das Lächeln das sich danach auf seine Lippen stahl, sah falsch aus. Ich ignorierte auch das.
Ich hätte damals ja kaum ahnen können wie wichtig dieses Gefühl war und wie recht es hatte...
Unsere Hände verschlüsselten sich miteinander und wir gingen rüber zum Schulhof.
Auf einer abgenutzten Bank redeten und turtelten wir weiter.
Gerade als Ben mich küssen wollte, schrie ich:
»Fang mich!«
Daraufhin rannte ich weg.
Er lachte und rannte mir hinter her.
»Hab dich!«
»bekomme ich jetzt meinen Kuss?«
Mein Gesicht näherte sich seinem.
»Nö«, hauchte ich gegen seine Lippen. Dann drehte ich mich um und ging davon.
Ich konnte durch meinen Augenwinkel erhaschen wie er deprimiert seine Hände in die Hosentaschen steckte, dann war ich auch schon in meiner Klasse.

Gott war der Unterricht langweilig, wir alle wussten wie man Sätze richtig schrieb und formulierte.
Und als es endlich klingelte, und ich meine Klasse verließ, war ich glücklich gleich wieder in Ben's Arme zu laufen.
Ich rannte den Flur fast schon hinunter.
Ich blickte zur Seite und sah Ben.
Wie angewurzelt blieb ich stehen.
Das was ich da sah...es machte mich alles andere als glücklich.
War das etwa Ellie? Ben und Ellie?
Zusammen?
Mir kullerte eine Träne über meine Wange.
Die beiden lösten ihre Lippen voneinander und nachdem ein undefinierter Laut meinen Mund verließ, starrten mich beide geschockt an. Als wäre ich diejenige gewesen, die die beiden gerade hintergangen hatte.
»Lucia...«
Ben bekam nichts weiter raus.
Nur »Lucia«. Das war alles was ihm einfiel.
Ich drehte mich verletzt, gedemütigt, um, meine Miene regungslos. Noch immer wünschte ich mir das ich träumte.
»Ich kann das erklären Lucia«, sagten sie beide im Chor.
Als wäre das hier eines dieser verdammten Romane. Fast hätte ich bitter aufgelacht. Klar konnten sie das.
Aber ich tat es nicht.
Ich träumte nicht.
Ein letztes Mal drehte ich mich zu ihnen, Ben kam einen Schritt auf mich zu um es mir wahrscheinlich zu erklären doch ich konnte nicht.
Ein Schluchzen entkam meiner Kehle.
»B-bist du nur hier...um mir mein Herz zu brechen?!«
Der Satz kam nur lächerlich krächzend und heiser aus mir heraus, da ich mit allen Mitteln versuchte meinen Zorn und meinen Schmerz zu unterdrücken.
Ich schloss die Augen.
»Wie lange...w-ie...das mit euch...«
Ich schloss die Augen und atmete tief durch, »wie lange geht das schon so?!«
Nach dem nervigen Stottern beendete ich endlich mal einen vollständigen Satz.
Sie sahen sich an und ab da, gab es keine Rücksicht meinerseits mehr, es zerriss etwas in mir.
Ich rannte, ich wurde schneller und schneller.
Ich rannte gefühlt durch die gesamte High School.
Hauptsache ich kam am Ausgang an.
Mich starrte jeder an. Und es kümmerte mich nicht. Ihre Blicke scherten mich einen feuchten Dreck.
Ich lief an den Spinden vorbei und rempelte beim Laufen einen der Badboys an, ich glaub er hieß Austin... Er fluchte und warf mir noch Beleidigungen an den Kopf als ich
davon rannte, raus aus meiner Schule, ohne mich zu entschuldigen.
Ich wollte meine Gedanken ordnen und suchte einen ruhigen Platz, an dem ich ganz allein für mich sein konnte.
Schließlich fand ich eine Bank, etwas abgelegen von der Schule, in einem Park.
Ab da, ging mein Geschluchze los.
Tränen überkamen mich und ich konnte nicht mehr.
Ich konnte nicht mehr dagegen ankämpfen.
Zwei Jahre Liebe und sechs Jahre Freundschaft zerstört, für immer zerstört.
Ich verlor nicht nur meine große Liebe sondern auch meine aller beste Freundin, die ich seit ich in Seattle lebte kannte. Und das tat so viel mehr weh.
Aber genau deswegen könnte ich ihr das niemals verzeihen.
Ich war fix und fertig und in die Schule konnte ich nicht zurück.
Nicht jetzt.
Ich wollte einfach nur nach Hause, in mein Bett, zu meiner Mamá, und nirgendwo sonst hin.
Nicht mal für Literatur lernen du Streber?
»Halt die Klappe«,
flüsterte ich.
Ich war doch nicht mehr ganz dicht.
Immer diese nervige innere Stimme! Ich hatte gerade die zwei wichtigsten Menschen in meinem Leben verloren und da dachte ich schon wieder an die Schule?

Gedankenverloren ging ich das restliche Stück zu mir nach Hause. Gerade als ich nach meinem Schlüssel kramte hörte ich ein Rums und Geschluchze.
Verwirrt öffnete ich leise die Tür und schlich mich den Flur entlang, Richtung Küche.
Was ich aber sah ließ den übrig gebliebenen Fetzen meines Herzens in Millionen von kleinen Teilen zerspringen.
Es roch nach Alkohol.
Mein Vater saß weinend am Boden und zwar in einem Haufen von Scherben.
Und das meinte ich nicht nur im übertragenen Sinne sondern tatsächlich wortwörtlich.
»Papá?«
Ich zitterte, wie sollte ich reagieren?
»Sie ist tot Lucia.«
»Tot«, wisperte er hinterher.
Mit weit aufgerissen Augen sah ich in das markante, von Umrissen des Mondscheins, welches in den Raum fiel, umgebene, Gesicht meines Vaters.
Und da wurde es mir klar.
Was ich eben erlebt hatte war nicht halb so schlimm wie das hier.
Dieser Tag, hatte mein Leben verändert. Für immer.

fading awayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt