Kathrina Kowaljow
Als ich den Chemiesaal betrat richteten sich alle Blicke auf mich. Auch mein Lehrer hielt einen kurzen Moment inne. Leises Getuschel war zu vernehmen und es wurde zunehmend unruhiger. Ein Gefühl der Genugtuung rauschte durch meine Adern.
Jessy aka Brillenschlange, erhob sich und räusperte sich. „Im Namen des Schulrates heiße ich dich herzlich willkommen zurück und wünsche einen angenehmen Schulfortgang."
Mit schief gelegten Kopf sah ich sie an und kaufte demonstrativ auf meinem Kaugummi. Brillenschlange war schon immer komisch. Trotzdem lächelte ich sie an. Diese Geste konnte man deuten wie man wollte, aber für mich hatte sie keine Bedeutung. „Ja... danke?"
Desinteressiert schlenderte ich durch die Reihen. Jeder Blick folgte mir solange bis ich mich auf meinen Platz setzte, dann wendeten sie sich alle ruckartig von mir ab. Neben mir saß Kay. Komischerweise saßen wir oft nebeneinander. Wir hatten in den letzten Jahren mehr miteinander gemacht, als mir lieb war. Aber er war attraktiv und konnte mir beinahe jeden Wunsch von den Lippen ablesen. Das ist mir gestern auf meiner Willkommen-Zurück Party wieder mal aufgefallen.
Seine dunkel Mähne fiel ihm ins Gesicht, als er sich zu mir drehte. Er schenkte mir ein charmantes Strahlen, wobei seinen gerade Zähne zum Vorschein kamen. „Diese Schule war verloren ohne dich."
„Du meinst, du warst verloren ohne mich."
Er beugte sich zu mir und drückte mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Das hab ich dir gestern deutlich bewiesen."
Kay und ich waren nicht zusammen, aber wir führten eine einfach Freundschaft-Plus Beziehung und machten kein Geheimnis daraus. Wir konnte mit anderen schlafen oder unser Arrangement beenden, wenn einer von uns die Schnauze voll hatte. Doch da weder er noch ich Beziehungsmenschen waren würde es vermutlich nicht so schnell enden. Es war ein guter Spaß für zwischendurch und ich war nicht alleine. Wir waren das Power-Couple schlecht hin. Beinahe jedes Mädchen wäre nichts lieber als an meiner Stelle.
Kris räusperte sich. „Erspart uns bitte euer Bettgeflüster."
Er saß vor mir und hatte sich genervt zu uns gedreht. Als wäre es das erste Mal, dass er Kay und mir dabei zuhören müsste. Ich glaube er hatte uns sogar schon mal im Bett erwischt, aber meine Erinnerungen waren nach jeder Party nicht mehr die verlässlichsten. Vielleicht hat ihn die Beziehung zu Diana auch etwas verklemmter gemacht.
„Kein Grund mich direkt anzugiften."
Gelangweilt ging der Unterricht an mir vorbei. In jeder Ecke hörte ich meinen Namen flüstern. Es war ein berauschendes Gefühl Gesprächsthema Nummer 1 zu sein. Wenn jeder über dich spricht, als wärst du das perfekte Mädchen, dann fühlst du dich auch wie eines. Dieses Gefühl hielt mich am Leben.
Kay legte seinen Arm um meine Schulter, während wir das Klassenzimmer verließen. Di und Kris liefen Händchehaltend neben uns her. Die beiden waren echt süß zusammen, obwohl es mich wunderte, dass es soweit kam. Keiner der beiden hatte mir je erzählt, dass Gefühle für den anderen da waren, was ein wenig komisch war. Denn eigentlich erzählte mir, gerade Di, immer alles.
Plötzlich rempelte jemand Kay's Schulter, der sich daraufhin genervt umdrehte. „Was soll das? Kannst du nicht aufpassen?"
Auch ich drehte mich seufzend zu dem Übeltäter um und blickte geradewegs in schöne braune Augen. Der Neue kratzte sich am Nacken und räusperte sich. „Tut mir echt leid. Ich war in mein Buch vertieft."
Mein Blick fiel auf seine Hand, in der er ein halb zerflettertes Buch hielt. Good Omens von Terry Pratchett. Es war eines seiner besten Werke. Das der neue das zu schätzten wusste, machte ihn für mich etwas sympathischer.
„Schau gefälligst wo die hinläufst und nicht in dein dämliches Buch." zischte Kay und ballte seine Hände zu Fäusten.
Von der Seite näherte sich Jade und klopfte Kay freundschaftlich auf die Schulter. Jade war ein netter Kerl. Er war im Footballteam, aber hing nicht mit seinen Teamkollegen ab. Solange ich ihn kannte hatte er schon immer eine Schwäche für Streuner. Anscheinend war der Neuling nun unter seinem Schutz. Man konnte sich glücklich schätzen Jade als Freund zu haben. Ich hatte dieses Privileg verspielt. Nie sagte er etwas schlechtes über eine Person, auch wenn sie nicht gerade nett zu ihm gewesen war. Er war zu allen hier lieb und höflich, sogar zu mir. Obwohl er allen Grund hatte es nicht zu sein. Ich zwang mich meinen Kopf nicht zu senken, sondern mit erhobenen Haupt stehen zu bleiben. So etwas konnte ich mir nicht leisten. Schwäche war etwas für Babys.
„Er wird das nächste Mal mehr aufpassen," sagte Jade und sah zu dem neuen. „Nicht wahr, Josh?"
Also doch Josh...
„Natürlich." Er nickte hektisch.
Kay schnaufte verächtlich und zog mich näher zu sich. „Du kannst dich glücklich schätzen, dass ich Jade gut leiden kann, Nerd. Sonst hättest du ein blaues Auge."
Verwirrt runzelte ich meine Stirn. Wieso war so aggressiv? Normalerweise war er viel ruhiger und gelassener. Besorgt bemerkte ich seine zitternden Finger und dann traf mich ein Geistesblitz.
Ich stellte mich vor ihn und suchte den direkten Blickkontakt. Seine Pupillen waren gigantisch.
Meine Hand fand den Weg zu seiner Wange und meine Lippen berührten seine. „Hast du was genommen? Beruhig dich bitte."
Ich drehte mich zu Josh und Jade. „Entschuldigt uns. Kay ist ein bisschen neben der Spur und wir holen uns wohl lieber erstmal was zum Essen. Nicht wahr, Babe?"
Er nickte und legte seinen Arm wieder über meine Schulter. „Geht mir einfach aus den Augen."
Jade sah uns kopfschüttelnd hinterher, weshalb ich mich unbehaglich näher an Kay schmuste. Er mochte auf Drogen sein, aber er war trotzdem alles was ich momentan hatte. Nicht das mich störte, dass er was genommen hat. Lediglich das er es in der Schule vor Jade nicht zu verbergen versucht hatte, war mir ein Dorn im Auge.
Kay küsste mich. „Ich bin froh das du wieder da bist."
Ich grinste breit, vielleicht ein bisschen zu stark. „Ich freu mich auch."
DU LIEST GERADE
All the way to him
ChickLitSie kommen aus unterschiedlichen Welten. Und doch sind sie füreinander bestimmt. Geld, Glamour, Luxus, Macht - diese vier Wörter beherrschten Kat's Leben. Sie hatte das Leben, was alle wollten. Kat war die Königin Beverly Hills und jeder beneidete...