Kathrina Kowaljow
Ich kippte den letzten Shot runter und erntete dafür einen kräftigen, wenn auch schiefen Applaus.
,,Ich hab gewonnen." jubelte ich und zeigte schadenfroh auf Kay. ,,Ich hab alle schneller ausgetrunken als du. Jetzt schuldest du mir einen Kuss!"
Kay lachte und schlug bei mir ein. „Ich hätte es wissen müssen."
Spencer, Frankie, Sue und Taylor schlugen ebenfalls bei mir ein, nur waren die noch um einiges mehr betrunken als ich. Mittlerweile war so gut wie niemand mehr auf dieser Party nüchtern, Brandon ausgeschlossen. Er wollte heute wohl nichts trinken, weshalb war mir unklar. Normalerweise gehörte er immer zur betrunken Meute. Ich hatte die Befürchtung das er vielleicht wusste das ich das Citalopram wieder nehmen musste. Auf dieses Thema war er nicht gut drauf zu sprechen.
Mit einem leisen Seufzer zog ich Kay zu mir und vereinte unsere Lippen. „Kann ich heute bei dir schlafen?"
Er grinste. „Und wie du das kannst."
Ich fuhr mit meiner Hand über seinen bedeckten Bauch und wanderte immer tiefer, solange bis ich da angekommen war, wo Kay meine Hände am liebsten hatte. „Ich kann es kaum abwarten."
Seine Hand fand den Weg zu meinem Arsch und drückte zu. „Und ich erst."
Kay war ein Hauptgewinn. Er war verdammt heiß und beliebt, super nett und reich. Was will man mehr von einem Mann? Sogar der Sex ist unglaublich. Es gibt nichts an seinem Aussehen was nicht perfekt ist. Liebe wird total überbewert. Bei meinen Eltern existierte keine Liebe und sie hatten sich scheiden lassen und Kay's Eltern waren so verliebt gewesen - dass es beinahe gruselig war, aber hatten es ebenfalls getan. Also wo war der Sinn, wenn es immer nur auf Schmerz hinauslief? Kay würde mich nicht verletzten, weil wir uns nicht liebten. Wir hatten einfach unseren Spaß und verstanden uns gut. Er war ein sehr guter Freund mit dem ich über alles reden könnte - wenn ich wollte. Und ich fühlte mich geborgen bei ihm.
,,Kat!" Kris wank mich zu sich, weshalb ich genervt stöhnte. Er musste mir immer dazwischenfunken, so dass es langsam einfach nur noch nervtötend war. Er musste doch sehen, dass ich gerade was zu tun hatte. Ich hatte das Gefühl, dass er nicht wollte, dass ich mit Kay abhing. Kris war genauso verklemmt wie Diana und langsam hatte ich keine Lust mehr dieses Getue zu ertragen.
,,Ich war beschäftigt." motzte ich, als ich bei ihm ankam.
,,Das hab ich gesehen. Was ist das eigentlich zwischen dir und ihm?" Er wirkte böse.
,,Das was schon die ganzen Zeit läuft... Sag mal, was ist auf einmal dein Problem?" fragte ich wütend. „Du hörst dich an wie Di."
Er antwortet mir nicht, sondern sah mich nur mit verschränkten Armen an. Mir ist schon aufgefallen, dass ihn etwas störte seitdem ich zurück gekommen war. Ich dachte es wäre, weil wir so lange nicht mehr gesprochen hatten. Aber so wie er sich gerade verhielt, lag es tatsächlich an Kay.
,,Hey, Kris. Komm schon! Du bist total komisch seit ich aus Spanien zurück bin. Hab ich irgendwas falsch gemacht?"
Ich hörte mich verunsicherter an als beabsichtig. Kris und ich hatten schon öfters
gestritten, aber das hier war etwas anderes. Er war so passiv aggressiv in den letzten Wochen. So als würde er seine Wut verstecken wollen, aber langsam aus allen Nähten platzen.
,,Es ist nichts."
,,Warum glaub ich dir das nicht?"
,,Vielleicht aus dem selben Grund, weshalb ich dir nicht glaube, dass du mit deinen alten Gangster-Freunden abgeschlossen hast?"
Der Themenwechsel warf mich aus der Bahn, weshalb ich ihn aus großen Augen aussah. Der Alkohol stieg mir zu Kopf. Ich war so wütend auf ihn in diesem Moment. Er hatte mir den Abend vermiest. Die Party sollte mich davon ablenken, dass Max bald aus dem Gefängnis kam. Doch nicht mal ein Abend war mir vergönnt. „Wie kommst du denn jetzt da drauf?"
Er nickte mit seinem Kopf Richtung Eingangsbereich des Ferienhauses und verschränkte seine Arme vor der Brust.
Ich schluckte. Scheisse!
Le und Kelly standen am Eingang und ließen ihre Blicke durch die Menge schweifen. Kelly und ich waren keine Freundinnen. Wir mochten uns nicht, aber kamen miteinander aus. Meistens zumindest. Sie war ebenfalls vor ein paar Jahren in die Untergrundszene reingerutscht und wenn man einmal drin war kann man nicht mehr so einfach raus. Seidenn man bringt den Sohn des Anführers hinter Gitter, so wie meine Anwälte. Dann hatte man für eine Weile seine Ruhe. Und sobald er rauskam, konnte mich nur noch Glück retten. Ich war mir fast sicher, dass Max mich umbringen würde. Wundern würde es mich nicht und die Mittel hatte er.
,,Lee will mich nur was fragen. Die gehen gleich wieder."
„Kat... es ist nicht mein Problem, wenn du wieder mit denen in Kontakt trittst. Mir ist klar, dass sie dir wichtiger sind, als wir."
„Komm schon... Du weist das das nicht wahr ist."
„Dann beweise es mir."
Langsam wurde ich wirklich hilflos. „Und wie soll ich das machen?"
„Wenn du das nicht weist, dann ist mir die Antwort schon klar."
Kris schüttelte enttäuscht mit seinem Kopf und ging zu Diana, welche bei ihrer kleinen Schwester stand und zu uns starrte. Ich zuckte mit den Schultern und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. Kris stellte sich neben sie und sie legte ihren Arm um seine Taille. Aber er schob ihren Arm weg, weshalb sich ein bedrohlicher Wir reden dann! Ausdruck auf ihrem Gesicht ausbreitete.
Ich sah zu Lee, welcher mit seiner Hand fuchtelte. Leise seufzend schloss ich für einen Moment meine Augen. Noch hatte ich nicht genug Alkohol intus, um das morgen alles vergessen zu haben und vermutlich wird der morgige Tag nicht mit einem Filmriss anfangen. Also werde ich mit diesem beschissenen Tag wohl leben müssen.
Ich reckte mein Kinn in die Höhe und ging auf meine alten Freunde.
,,Hey." lautete meine schlichte Begrüßung.
,,Kat. Es ist schön dich wieder zusehen!" Kelly setzte ein falsches Lächeln auf, was ich erwiderte. Nein, ich mochte sie einfach nicht...
,,Kann ich nur zurückgeben, Honey."
Sie pustete eine grüne Haarsträhne aus ihrem Gesicht und verdrehte ihre Augen, ging aber nicht weiter auf meinen Spitznamen ein.
„Kommen wir zu dem, weshalb wir hier sind." meldete sich Lee zu Wort und lenkte meine Aufmerksamkeit somit auf sich.
,,Halt dich kurz, bitte. Ich hab dann noch was zu tun." Ich drehte mich kurz um und sah zu Kay. Er zwinkerte mir zu, was ich erwiderte. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich widmete mich wieder den zwei Nervensägen vor mir.
„Max wird demnächst aus dem Knast rauskommen und du kennst doch seinen Dad. Max wird wieder anfangen zu dealen und diesmal nicht nur an die kleinen Fische. Sondern auch an die Mafia und die Arabische Emirate. Verstehst du worauf ich hinaus will?"
Nein.
Es war zwar nicht wirklich verwunderlich, dass Max und sein Vater anfingen größere Haie ans Land zu ziehen, aber gleich ihre Drogen an die Mafia zu verkaufen ist riskant. Selbst für die beiden.
Max' Vater aka Henry Wallace ist der bekannteste Dealer ganz Amerikas. Er dealt nicht nur mit Drogen, sondern auch mit Waffen, Menschen, gestohlenen Autos oder anderen scheissteuren Sachen, welche Menschen kaufen wollen. Nur eben illegal. Das alles läuft hinter seiner Anwaltskanzlei. Falsche Konten, Falsche Namen und Mittelsmänner. Wenn man etwas wollte besorgte er es einem. Und er war verdammt nochmal gefährlich.
,,Das sie mehr Geld machen?"
,,Nein! Das die Wallace's noch skrupelloser und mächtiger werden. Die werden jeden umbringen, welcher sich gegen ihr Handeln stellt. Das heißt, dass du so schnell wie möglich wieder bei uns einsteigen musst. Glaub mir, wenn ich dir sage das du sie nicht als Feinde haben möchtest."
Ich war sprachlos. Meine Worte blieben in meinem Hals stecken. Er wurde staubtrocken. Und schon war ich komplett nüchtern und hatte das tiefe Bedürfnis mir irgendwas zu schmeißen.
,,Ist das 'ne Drohung, oder was?"
Er schüttelte seinen Kopf. „Ist nur ein gut gemeinter Rat."
Kurz warf ich einen Blick zu Brandon, welcher misstrauisch zu uns rüber linste, weshalb ich meine Stimme senkte und einen Schritt auf die beiden zu ging. „Ich werde nicht wieder bei euch einsteigen. Ich bin raus. Endgültig!"
Kelly ballte ihre Hände zu Fäusten und fletschte ihre Zähne. Ist sie ein Hund, oder was?
,,Das betrifft uns alle!" schmetterte sie mir entgegen. „Du weist wie er ist. Er wird seine Wut an uns auslassen."
,,Das ist mir scheissegal. Ich werde meine Meinung nicht ändern."
Ich war schon ein paar Meter von den beiden entfernt, als ich Kelly lachen hörte. Ihr Lachen ging mir durch Mark und Knochen. Es war so abscheulich und selbstgefällig. Ihre Worte jedoch hätte ich nicht erwartet.
,,Kein Wunder das Max dich nur ausgenutzt hat!" rief sie zu mir rüber. „Er hat dich fallen lassen wie eine heiße Kartoffel und interessiert sich einen Scheißdreck für dich."
Ich zuckte zusammen und blieb wie angewurzelt stehen. Ein Schuss mitten ins Herz!
Tränen stiegen mir in die Augen und meine Fäuste ballten sich zu einer undurchdringbaren Kugel. Durch meinen Tränenschleier konnte ich sehen wie sich ein paar Schaulustige zu uns drehten. Unteranderem meine Freunde.
Ich drehte mich zu dieser Giftkröte und blickte ihr hasserfüllt entgegen. Wie konnte sie wagen so weit zu gehen?
Ich wollte auf sie losgehen, sie schlagen, sie anbrüllen. Aber jemand hielt mich zurück.
,,Ich weis das es wehtut, aber du bist auf Bewährung." flüsterte mir Brandon ins Ohr. Ich biss auf meine Lippe bis ich Blut schmeckte. Wann würde es endlich aufhören wehzutun? Das alles war schon so lange her. Mittlerweile müsste ich doch über alles hinweg sein.
Brandon führte mich in das Badezimmer nebenan. Ich warf Kelly einen letzten abwertenden Blick zu, bevor ich sie aus den Augen verlor. So ein Miststück...
Mein Cousin schloss die Tür hinter sich und sah mich an, aber ich senkte meinen Kopf.
Zu Stolz oder was?
,,Wie kann sie sowas sagen?"
,,Ich weis es nicht." Er setzte sich neben mich auf den Rand der Badewanne und legte beruhigend eine Hand auf meinen Rücken. Zumindest versuchte er mich zu trösten. Es war nicht gerade seine Stärke.
„Max ist deine Vergangenheit. Lass nicht zu das er deine Gegenwart einnimmt und deine Zukunft zerstört. Du hast besseres verdient als seine Welt."
Ich nickte und zwang mir ein Lächeln auf. „Du hast recht."
Für eine Weile war es still. Ich genoss die Ruhe. Nach dem Stress war es angenehm. Niemand sagte etwas, bis es an der Tür klopfte. „Ist alles okay bei euch da drinnen?" ertönte Kay's dumpfe Stimme. „Ich hab alle weggeschickt, Babe. Wenn du bereit bist, dann komm nach oben."
„Danke, Baby. Ich komm gleich."
Brandon wartete ein paar Sekunden, um sicher zu sein, dass Kay weg war. „Du solltest daheim schlafen."
„Wieso? Dich hat es doch noch nie gestört, wenn-" Mir ging ein Licht auf. Natürlich wusste er bescheid. ,,Woher weist du, dass ich die Pillen wieder nehmen muss?"
,,Ich hab Mom und Dad darüber reden hören." gab er zu, weshalb ich seufzte. Es war lieb, dass er sich Sorgen machte. Aber ich war alt genug außerhalb zu schlafen und Kay's Anwesenheit würde mich von Max ablenken.
„Dieses Mal ist es anders. Ich bin schon groß und Kay ist mein Freund. Hier bin ich sicher."
Er wirkte zweifelnd, aber letztendlich schien mein überzeugender Blick ihn weich werden zu lassen. „Gut, aber wenn was ist, dann ruf mich an."
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All the way to him
ChickLitSie kommen aus unterschiedlichen Welten. Und doch sind sie füreinander bestimmt. Geld, Glamour, Luxus, Macht - diese vier Wörter beherrschten Kat's Leben. Sie hatte das Leben, was alle wollten. Kat war die Königin Beverly Hills und jeder beneidete...