Chapter 4 ✔️

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Der süße Duft von Wald, Vanille und ein dezenter Geruch von Männerparfüm steigt mir in die Nase und lässt mich wohlig aufseufzen. Ich spüre ihn, meinen Mate. Noch ist er nicht hier. Nur ich kann ihn spüren und riechen, da ich einen ausgeprägteren Geruchssinn habe.

Zu gern würde ich ihm jetzt entgegenkommen und in die Arme fallen. Ihm mein Herz öffnen und mich ihm anvertrauen. Doch kann ich es nicht. Ich wäre nur eine Last für ihn, eine Behinderung. Ich würde ihn von seinem normalen Leben abhalten. Ich spüre jetzt schon seine starke, kraftvolle Aura, die mich fast um den Verstand bringt.

Es wird mir einiges klar: Ich werde nie einen Mate haben und allein mit ein paar Katzen enden. Nein, keine Katzen. Die mögen mich nicht. Hunde, ja Hunde. In ein paar Jahren werde ich mir einige Hunde zulegen.

So schnell ich kann verdecke ich mein Geruch und hoffe inständig, dass er mich noch nicht bemerkt hat. Schließlich ist er ja noch nicht einmal anwesend. Aber er nähert sich, weshalb ich aufstehe und so gut es geht in den Wald verschwinde. Kaum eine Sekunde später spüre ich, wie meine Knochen knacken.

Sofort renne ich los, ohne zu wissen wohin, einfach nur fort. Mich plagen die Gedanken, dass mich keiner will und ich die anderen einfach in Ruhe lassen sollte. Doch bin ich zu egoistisch, um meine Familie zu verlassen. Und plötzlich, in dieser unachtsamen Sekunde, falle ich über die Wurzel eines relativ großen Baumes. Dabei knalle ich mit meinem Kopf gegen etwas hartes, wodurch ich ein starkes Schwindel Gefühl bekomme und mein Bewusstsein verliere.

Langsam aber sicher komme ich wieder zu mir. Jedoch weiß ich nicht wo ich bin und wie viel Zeit vergangen ist. Das wusste ich davor zwar auch nicht, aber egal. Ich weiß, dass ich bei Werwölfen bin und nicht bei ahnungslosen Menschen, wenigstens etwas Gutes.

Langsam spüre ich, wie wieder Blut in meinen Körper fließt und ich versuche meine Finger zu bewegen.

Voller Erfolg. Zuerst die Finger von der rechten Hand, dann von der Linken. Klappt. Super. Nun versuche ich meine Augen zu öffnen und auch dies verläuft ohne Probleme. Mann, bin ich gut. Ich lasse meinen "Blick" einmal durch den Raum gehen. Dabei kann ich keine Auren ausmachen. Anscheinend bin ich allein, aber woher kommen dann die Stimmen?

"Wir sollten es ihm sagen. Er hat ein Recht darauf. Außerdem habe ich nicht vor einen Kopf kürzer zu werden!", beschwert sich Damon über etwas. Wie es aussieht bin ich zu Hause. "Ja schon, aber findest du nicht, dass sie es ihm sagen sollte? Schließlich ist es ihre Sache", erwidert Ryder.

Ich blicke hier nicht mehr durch. Worüber reden sie? Und wer sind er und sie?

Ich versuchte mich bemerkbar zu machen, doch aus meinem Hals kommt kein einziger Ton. Doch so schnell gebe ich nicht auf. Dann eben über den Mindlink.

"Jungs? Könnt ihr mich hören? ", spreche ich über unseren Kanal. Kurz darauf geht eine quietschende Tür auf und zwei Jungs betreten den Raum. Meine Jungs.

"Hey Xeni, wie geht es dir?", fragt Ryder mich vorsichtig. "Ganz gut. Bloß ist mein Hals etwas trocken, weshalb ich nicht sprechen kann." "Hier, trink was Schwesterchen. Das wird dir helfen", kommt mir Damon mit einem Glas Wasser entgegen und hält es mir gegen die Lippen, damit ich etwas trinken kann. In großen Schlucken trinke ich das Wasser sofort leer und es hilft in der Tat.

Ich räuspere mich kurz: "Also, was ist passiert und wo bin ich?", frage ich sofort, ohne meine Neugierde zu verstecken. "Wir haben dich auf dem Fest verloren und sind dich im Wald suchen gegangen. Wir haben uns alle große Sorgen um dich gemacht. Dann haben wir dich gefunden, aber du warst nicht allein", erzählt mir Damon von den Geschehnissen.

Scheiße, ich war nicht allein? War er bei mir?

"Ja und als wir..." "Wer war bei mir? Wer war es?", unterbreche ich ihn. "E... Es war dein Mate. Er...", und ab da höre ich ihm nicht mehr zu. Die Chance, dass ich ihn nicht kennenlernen werde und er ein normales Leben führen kann liegt jetzt bei 20%. Schließlich besteht ja noch die Hoffnung, dass er mich gar nicht will oder ich, Sturkopf, mich einfach querstelle. Schon schießt mir die nächste Frage durch den Kopf: Ist er hier?

"Jungs? Ist...ist er hier? Also mein Mate?", frage ich mit bebender Stimme. "Um ehrlich zu sein, Xenia, hat er darauf bestanden, dass du bei ihm im Rudelhaus behandelt wirst", klärt mich Ryder auf.

Moment. Ich bin bei ihm? Anscheinend war die Vermutung, dass ich zu Hause bin, doch falsch.

Das kann aber gar nicht sein. Welcher normale Werwolf ist in der Lage, solche Forderungen zu verlangen? Ich meine, wir sind eine Beta-Familie, also das männliche Geschlecht bei uns. Keiner darf sowas verlangen, nicht einmal der Mate.

Außer...? Nein, das kann nicht sein. Er ist doch nicht etwa ein...?

Wahrscheinlich an meiner schockierten Miene bemerken meine Brüder worüber ich gerade nachdenke, denn Ryder setzt zum Reden an: "Wir haben noch nichts gesagt. Wir dachten, also ich dachte, es wäre besser, wenn du mit ihm darüber reden würdest und so. "

Ja, vielleicht sollte ich es ihm sagen. Dann hätte ich diese Erniedrigung, die auf mich wartet, schneller hinter mir. Außerdem könnte ich dann keine Bindung zu ihm aufbauen und das erleichtert einem alles. Ich will nämlich die Enttäuschung die er dann hat nicht spüren wollen und die leere die in mir dann entsteht, nachdem wir eine Bindung zu einander aufgebaut haben, wird unerträglich. Also nicke ich in die Richtung der Jungs. Vorsichtig helfen sie mir dabei, mich aufzusetzen und dann auf die Beine zu stellen. Mit Damon an meiner linken und Ryder an meiner rechten Seite laufe ich los. Sie führen mich einen langen Flur entlang und mehrere Stufen hinauf. Nachdem wahrscheinlich einige Minuten vergangen sind bleiben wir stehen. "Wir sind da, Kleine. Viel Glück da drinnen", versucht Damon mich aufzumuntern. Kurz darauf spüre ich wie er und auch Ryder mich verlassen und gehen.

Langsam macht sich Nervosität in mir breit. Ich habe Angst. Angst davor, wie er reagieren wird, was er zu mir sagen wird. Einerseits will ich ihn sein Leben ungestört leben lassen, aber andererseits weiß ich, dass ich ohne ihn nicht auskommen werde.

Langsam hebe ich meine zitternde Hand und lasse sie drei Mal gegen die schwere Tür knallen und sofort wieder fallen. Von innen sind ein lautes Poltern, dann laut stampfende Schritte zu hören, die auf mich zu kommen.

Nun kommt die Stunde der Wahrheit.

A black worldWo Geschichten leben. Entdecke jetzt