Crazy Witches

Du-weißt-schon-wer kehrt zurück

Und da war sie schon wieder. Die Trickstufe. Kyra hatte zwar extra beim letzten mal die Stufen gezählt, allerdings war ihr nicht aufgefallen, dass sie gerade die Treppe hoch lief und nicht runter, wie beim letzten mal. Sie hatte sich schon reichlich intelligent gefühlt, als sie die dritte Stufe übersprungen hatte, aber als sie kurze Zeit später in der dritten Stufe von oben steckenblieb, war der Höhepunkt des Tages auch wieder vorbei. Zurück am Boden der Tatsachen (wortwörtlich, nachdem sie steckenblieb erschrak sie, stolperte und fiel erstmal hin) sah sie sich erst um, um sicher zu gehen, dass keiner diese Peinlichkeit gesehen hatte, versuchte sie sich selbst zu befreien.
Nach einem langen und unerbittlichen Kampf, bei dem Kyra nur knapp mit dem Leben davon kam, schaffte sie es ihren Erzfeind zu besiegen und lief tanzend und singend weiter zum Gemeinschaftsraum, der kleinen Zwischenfall war schon fast wieder vergessen, abgesehen von einer kleinen Schramme an Kyras Knöchel, die allerdings auch von dem Sturz vom Vortag kommen könnte, bei dem Kyra, klug wie sie nun mal war, auf einen Baum gestiegen ist, oder besser steigen wollte. Nach kürzester Zeit und etwa einem halben Meter Höhenunterschied zum Boden fiel sie runter. Man musste ihr allerdings zu Gute halten, dass der Baum die Peitschende Weide war, und sie sich für diese Verhältnisse erstaunlich lange am Baum gehalten hatte. Naja, das spricht zwar nicht gerade für ihre Intelligenz, oder auch nur für gesunden Menschenverstand, aber es zeigt, wie hartnäckig sie doch ist. Okay, auch das eigentlich nicht. Eigentlich war sie nur geflüchtet....vor Snape. Sie dachte sich, er wäre bestimmt nicht so dumm und würde ihr zur Weide folgen, was er allerdings tat. Er blieb mit genügend Sicherheitsabstand vor ihr stehen und das Gespräch führten sie trotz Kyras Flucht. Das ging so lange, bis zu Kyras Pech, oder Glück, wie man's nimmt, sie von einem Ast am Kopf getroffen wurde. Sie stürzte ohnmächtig einen halben Meter nach unten, verbrachte eine Nacht im Krankenflügen (Madame Pomfrey kannte nun ihren Namen, obwohl das eigentlich schon spätestens seit dem vorletzten Besuch, also hatte sich Milas These bewahrheitet) und musste am nächsten Tag nicht in den Unterricht. Und natürlich musste sie das Gespräch mit Snape nicht zu Ende führen, also aus Kyras Sicht eine Win-Win-Situation.

Mila hatte das ganze aus der Entfernung beobachtet, genau genommen von ihrem Besen aus während des Quidditchtrainings. Allerdings fiel sie vor lachen vom Besen, konnte sich aber zu ihrem Glück (und zu Dracos Unglück) noch an eben genannten Jungen festhalten und somit wurde ihr Fall abgebremst. Nun hielt sie sich mit einer Hand an Dracos Umhang fest und schrie Draco an er solle gefälligst landen, was er vor Schreck und Verwirrung auch tat. Und mit diesem Vorfall ging der Tag auch für Mila nicht ganz rühmlich aus.

Und so sind wir jetzt wieder bei der Trickstufe, oder bei den Ereignissen davor und danach. Davor war Kyra nämlich bei McGonagall und hatte Nachhilfe im Dinge erschaffen. Das hatte sie nun seit ein paar Wochen und man konnte schon deutliche Veränderungen sehen. Das war auch gut so, denn vor kurzem gab es ein kleinen Problem mit ihrem Zauberstab. Ich sag nur so viel, Kyra hat nun keinen Zauberstab mehr, trägt dafür aber seit zwei Wochen einen schicken Umhang. Was genau passiert ist kann jetzt jeder für sich überlegen, aber ich gebe noch einen Tipp, es ist im Unterricht bei McGonagall passiert.

Also, nachdem Kyra Mila im Gemeinschaftsraum abgeholt hatte, waren die Beiden wieder losgezogen und wollten in einem vermeintlich leeren Klassenzimmer den MP3-Player ausprobieren, den Kyra kurz zuvor erschaffen hatte. Sie drehten die Musik so laut, dass sie gar nicht hörten, wie Harry und Lupin den Raum betraten und ebenfalls mit dem Unterricht begannen. Nach einiger Zeit lugte Mila hinter dem Pult, hinter dem sie sich versteckt hatten, hervor und erblickte als erstes einen Dementor, der sich kurz danach in ihren verhassten Französischlehrer verwandelte. Aus lauter Panik und ohne nachzudenken, naja, das tat sie eigentlich eh äußerst selten, sprang Mila auf, riss Kyra den Kopfhörer des MP3-Players aus dem Ohr und rief: ,,Er ist zurück. Er verfolgt uns. Hilfe!!!".
Nun sah auch Kyra auf, erschrak und rannte, dicht gefolgt von ihrer Schwester, auf den Flur und dann weiter in irgendeine Richtung. Dabei schrien sie immer wieder er habe sie gefunden, oder er würde sie foltern -was er aus der Sicht der Mädchen auch tat. Kyra und Mila hatten sich schon vor langem darauf geeinigt, ihren Lehrer nicht beim Namen zu nennen und hatten ihn aus Witz immer Du-weißt- schon-wer genannt, woher hätten sie auch wissen sollen, dass sie irgendwann bei Harry Potter landen würden?

Die Beiden rannten die Flure weiter entlang und an drei Erstklässlern vorbei, die fragten was denn los sei. Mila rief nur: ,,Du-weißt-schon-wer hat uns gefunden, er ist hinter uns her! Versteckt euch! Es rette sich wer kann!", und rannte dann einfach weiter. Sie hinterließ drei total in Panik (vor dem vermeintlichen Voldemort) verfallende Erstklässler, aber das war ihr gerade ziemlich egal. Das einzig wichtige war, sich vor dem Deklinieren der unregelmäßigen Verben zu retten.
Sie dachten schon sie hätten sich gerettet (sie waren einmal quer durch die Schule bis nach draußen gerannt), als sie erneut vor einem Dementoren standen und dieser sich ebenfalls in den Lehrer der Mädchen verwandelte. Wie bei Scooby-Doo drehten Kyra und Mila direkt um und rannten schreiend in die andere Richtung weiter, jetzt würde nur noch eine lustige Musik fehlen und eine Zeichentrickserie wäre fertig.

Mittlerweile war Snape auf die Mädchen aufmerksam geworden. Genervt ,,wollte" er nach dem Rechten sehen und stand kurz danach vor ihnen. ,,Ah, er hat sich Verstärkung geholt.", rief Kyra, sobald sie Snape erblickte. ,,Oh mein Gott, das ist wie bei The Walking Dead, irgendwann sind die überall. Wir müssen hier weg!", stimmte Mila ihrer Halbschwester zu. Die Mädchen rannten weiter und da es bereits dunkel war, merkten sie nicht, in welche Richtung sie liefen. Und wie es so schön heißt: unverhofft kommt oft. Also rannten die beiden geradewegs in den See, merkten aber zu spät, dass es der See war. Sie standen bereits bis zur Hälfte im Wasser, bis es ihnen langsam dämmerte. Und beim nächsten Schritt ging der Boden plötzlich weit nach unten und Kyra und Mila stürzten komplett ins Wasser.
Das Wasser war kalt. Vermutlich kühlte es deshalb die Gemüter der Schwestern ab und sie schwammen langsam zum Ufer. Und wer erwartete sie dort? Genau, Snape. Er hatte (mal wieder) alles von dort aus beobachtet, langsam wurde es zum Ritual Kyra beim Scheitern zuzusehen, und lächelte sogar. ,,Oh oh, es muss aber viel passiert sein, damit die Spaßbremse mal lächelt. Ich glaube jetzt sind wir fällig.", flüsterte Mila.

Long Story short: die beiden Mädchen saßen jetzt nass und etwas deprimiert in Snapes Büro und hörten sich seine Predigt an. Naja, eigentlich hörten sie sie sich nicht an, sondern betrachteten die ganze Zeit hoch interessiert die Gläser mit allen möglichen Tieren, Pflanzen und ein paar undefinierbaren Dingen. ,,Was sagen Sie dazu? Miss Slytherin?", endete Snape mit seiner Rede. ,,Ähm, wir stimmen ihnen zu?", versuchte Kyra ihr Glück. Snape guckte genauso wie immer, die Antwort schien auf die Frage gepasst zu haben, jedenfalls war er weder äußerst wütend noch irgendwie amüsiert, was eigentlich ein gutes Zeichen war. ,,Gut, dann sind wir uns ja einig, dass Sie so etwas nicht mehr machen werden." ,,Genau, Professor.", stimmte Mila zu.

,,Sag mal, weißt du, was der von uns wollte?", fragte Mila nachdem sie das Büro verlassen hatten. ,,Ne, keine Ahnung."
„Wird schon nicht so wichtig sein. Passen wir erst mal auf, dass wir nicht wieder in Du-weißt-schon-wen hereinlaufen.“
Zwei Drittklässler hinter ihnen erstarrten.