Erklärungen

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Der Schulweg war an diesem Tag überraschend leicht, doch leider fühlte sich wie eine Leiche die nur herumschlich. Als sie ankam und sah, wie fit die anderen waren, wurde ihr schlecht. Ihre Oberschenkel und Knie schmerzten, ihr Kopf pochte und ihre Augen waren trocknen. Nun machte sich der fehlende Schlaf bemerkbar, immer rechtzeitig zu Schulbeginn.
Sie seufzte, wollte am liebsten wieder zurücklaufen um sich hinzulegen.
So ging das Tagelang. Am Ende der Woche hatte sie so wenig Schlaf gehabt, dass sie sogar einschlief wenn sie nur blinzelte. Es fiel ihr Schwer Freunde in dieser ersten Woche zu finden, da ihre Gedanken ganz und gar nicht darum kreisten. Nachts lag sie Wach im Bett und zerbrach sich den Kopf über die selben Sachen wie in der ersten Nacht, Tagsüber dachte sie daran, wie schön es wäre zu schlafen. Dazu hatte sie Scott und Stiles im Rücken sitzen, da sie echt viele Unterrichtsstunden gemeinsam hatten, was sie nicht wirklich glücklich machte.
An diesem Freitag erlaubte sie sich in den 5 Minuten, in dem der Lehrer und Klassenwechsel stattfand, etwas ruhe. Sie schaute nach einer Treppe, an der nicht sonderlich viel los war, setzte sich dort hin und legte den Kopf gegen die Wand. Sie fand selbst diese Position bequem, sofort wurde ihre Warm. Sie merkte gar nicht, wie die Welt sie langsam verließ, wie sie langsam anfing in einen tiefen Schlaf zu fallen.
Sie bemerkte es erst, als es klingelte.
Es klingelt? Es hat doch gerade schon... Oh verdammte Scheiße!, dachte sie sich.
Sofort schrak sie auf und nahm ihre Sachen. Ihr Kopf fühlte sich schwer an, ihr Mund war trocken und ihre Knochen waren zu steif, um sich schnell zu bewegen. Sie rannte Sofort in die Klasse, in der Mathematik stattgefunden hatte und lief nach vorn zum Lehrer. Einige Leute waren auch noch in der Klasse, aber das war ihr egal.
''Es tut mir unendlich leid'', murmelte Ellen. ''Ich.. Oh mein gott, ich bin..-'', der Lehrer unterbrach sie.
''Du siehst schrecklich aus, Ellen'', unterbrach ihr Lehrer sie. ''Und das nicht nur seid heute. Es ist nicht so tragisch, dass du geschlafen hast, ich nehme dir das auch nicht übel. Versprechen sie mir einfach, sich das Wochenende Zeit für genügend Schlaf zu nehmen. Die erste Woche kann aufregend sein, es soll nur nicht zur gewohnheit werden.''
Ellen atmete aus, ihr fiel ein Stein vom Herzen. ''Natürlich, natürlich.. Vielen Dank, ich weiß, dass diese Reaktion von ihnen nicht Selbstverständlich ist. Ich versuche mein bestes.''
Ihr Lehrer klopfte ihr auf die Schulter und lächelte sie besorgt an. ''Große Pause, genug Zeit um sich zu entspannen. Nur nicht wieder einschlafen.''
Ellen tat so, als fände sie das lustig und grinste angestrengt, machte dann kehrt und war dabei den Klassenraum zu verlassen.

''Ellen'', hörte sie jemanden rufen. Als sie sich umschaute sah sie, wie Scott auf sie zurannte. Sie wollte eine andere Richtung einschlagen, doch Scott hielt sie trotzdem auf. ''Ellen, bitte''
Ellen drehte sich zu ihm und schaute ihn mit Wütender Miene an. Wut stieg nun in ihr auf, als sei die Angst verschwunden. ''Hör auf''', sagte sie mit einem Zorn in ihrer Stimme, der Scott verwunderte. Nun tippte sie grob gegen seine Brust. ''Du sollst damit aufhören, hörst du? Hör auf mich durch deine Fenster zu beobachten, hör auf jedes mal aus dem Fenster zu schauen, wenn ich das Haus verlasse. Muss ich bald angst haben, dass du Nachts vor meinem Fenster sitzt und mich beim Schlaf beobachtest? Oder vielleicht dass du mich bei Vollmond...'', Ellen wurde nun still.
Eine unangenehme Stille machte sich zwischen ihnen auf. Ellen konnte sich nicht von Fleck rühren, sie wusste nicht, warum sie auf einmal so wütend geworden war.
''Ich hab mir nur sorgen gemacht.. Du siehst so fertig aus, ich wollte sehen ob Zuhause alles in Ordnung ist. Es tut mir leid und..'', Scott schluckte. ''Ich denke, dass ich der letzte wäre, der dir was tun würde. Selbst an Vollmond.''
''Ach, denkst du? Soweit ich weiß verlieren Werwölfe die Kontrolle über sich selbst an Vollmond. Sie verwandeln sich und.. Naja, den Rest muss ich dir wohl nicht erklären, was? Schließlich bist du ja einer.''
''Warum lässt du mich nichts erklären? Du... Ich weiß, dass du das alles nicht hören willst, aber es ist nicht so, wie du denkst. Es ist nicht so, dass ich an Vollmond ein Haariges, fürchterliches Monster werde. Ich kann meine Verwandlung mittlerweile kontrollieren, verstehst du? Ich lebe damit, ich.. Ich hab mir das doch nicht ausgesucht.''
''Hat Liam sich das ausgesucht?''
''Liam?''
''Er ist seit dem Biss nicht in die Schule gekommen. Du weißt wohl auch sicherlich, dass heut Nacht Vollmond ist. Er wird sich heute verwandeln, nicht? Ich hab doch gesehen, dass du ihn gebissen hast!'', Ellen legte den Kopf zur Seite. ''Es sei denn, das mit den Bissen ist ein Mythos. Funktioniert das etwa anders?''
''Wir sollten das nicht in der Schule besprechen.''

Ellen musste ihre Wut herunterschlucken und nickte. ''Gut, es ist große Pause und ich musste eh in die Drogerie, um mir Augentropfen zu kaufen. Du begleitest mich, da haben wir doch sicherlich genug Zeit, um darüber zu reden, mh?''
Scott nickte und begleitete sie nach draußen.
Als sie das Schulgelände dann verließen und kein Mensch in Sicht war, begann er zu reden.
''Es stimmt, dass Liam sich heute verwandeln wird'', murmelte Scott. ''Und nein, er hat es sich nicht ausgesucht. Ich hab in dem Moment, in dem ich ihn gebissen hatte nur daran gedacht, ihn nicht vom Dach stürzen zu lassen. Es war nicht so, dass ich ihn verwandeln wollte. Ich hab versucht ihn nicht fallen zu lassen, und das hat halt so geendet.''
Ellen schaute Scott ungläubig an, doch irgendwas an seiner Stimme verriet er, dass er wirklich ein schlechtes gewissen hatte. Sie spürte die Angst, die er vor heut Nacht hatte.
''Stimmt es, dass Werwölfe in Rudeln Leben? Ist zumindest in Filmen so.''
Scott nickte. ''Mein Rudel besteht nicht aus Werwölfen'', er grinste leicht. ''Liam wird wohl oder übel mein Beta sein und ich habe verdammt noch mal keinen blassen Schimmer, wie ich das anstellen soll. Ich selbst habe das Gefühl ich wäre gerade mal seit einem Tag ein Werwolf.''
''Beta?'', fragte Ellen verdutzt.
''Es gibt die Omegas, die Betas und die Alphas.'', begann Scott. ''Die Wörter müssten dir doch was sagen, oder? Ein Omega ist ein Einsamer Wolf, jemand der verbannt wurde oder einfach kein Rudel besitzt. Ein Beta ist ein Teil eines Rudels und der Alpha ist der Führer.''
''Das heißt, wenn Liam dein Beta wird dann.. Du bist ein Alpha? Ein Führer?''
''Sieht so aus.''
Ellen blieb stehen und schaute Scott an. Sie war Neugierig, verwundert über sich selbst, aber verdammt Neugierig. Wenn er ihr schon all das erzählte, wollte sie es auch sehen.
''Kannst du es mir zeigen?'', fragte sie.
''Was?''
''Na.. deine Wolfs-Form, was auch immer..''
''Du hast sie bereits gesehen.''
''Ich will sie von nahem sehen. Ich will keine Angst mehr haben.''
Scott zog sie zu sich in den Park und schaute sie an. Für einen kurzen Moment blickte er nach unten, doch sie konnte sehen wie sich sein Gesicht veränderte.
Es plusterte sich auf, nahm immer mehr eine animalische Form an.. Und dann kam dieses Knurren von Scott. Er schaute zu ihr herauf, blitzte sie mit seinen roten, leuchtenden Augen an.
Sie schreckte zurück, Bilder von dieser Nacht stiegen ihr wieder in den Kopf. Liams blutender Arm, Scotts Zähne, die sich in sein Fleisch rammten.. und dieses Knurren.
Spät bemerkte sie, dass Scott sich bereits zurück verwandelt hatte. Sie war wieder einmal völlig verträumt und hatte nicht gemerkt, was passierte. Scott rüttelte sie und schaute sie besorgt an.
''Ellen?''
Entsetzen war ihr ins Gesicht geschrieben. Ihr Blick völlig entgeistert, ihre Augen gerötet und den Tränen nahe.
Sie schüttelte den Kopf und atmete durch, als wäre sie Minutenlang ohne Luft gewesen.
''Tut mir leid'', murmelte sie. ''Es ist..''
''Ich weiß''; antwortete Scott. ''Mir tut es leid.''
Angekommen in der Drogerie kaufte sich Ellen schnell ihre Augentropfen, um am Ende rechtzeitig wieder in der Schule zu sein. Sie hatte den ganzen Rückweg nicht mehr mit Scott geredet, aber nicht weil sie es nicht wollte.
''Scott'', sagte sie, bevor sie in den Unterricht lief. ''Wenn ich mich ausgeschlafen habe, können wir reden. Ich melde mich am Wochenende, vielleicht bist du ja Zuhause?''
''Falls ich es nicht bin, sag meiner Mom bescheid. Ich komme rum.''
''Kommst du heut Abend klar?''
Scott schüttelte den Kopf. ''Es geht nicht um mich, es liegt an Liam. Schau, dass du heut Abend nicht aus dem Haus gehst. Sicher ist sicher.''
Ellen nickte verwundert. ''Das wird mir sicher helfen heut Nacht einzuschlafen'', sagte sie und grinste. Sie grinste ihn zum ersten mal an und meinte es auch so.
Scott verabschiedete sich fürs erste von ihr und Ellen ging zum Unterricht.



Am späten Nachmittag saß sie Zuhause am Essenstisch. Sie hatte einige Stunden geschlafen, bis ihre Gasteltern von der Arbeit kamen.
''Du siehst besser aus als in den letzten Tagen'', bemerkte ihr Gastvater. ''War was los?''
''Schulstress'', murmelte sie. ''Es war anstrengend, aber jetzt ist Wochenende und ich kann es vorerst verarbeiten. Meine Lehrer zeigen Verständnis, alles ist super.''
''Ist es das wirklich?'', fragte ihre Gastmutter nun.
''Ja, ist es.''
''Gehts dir denn so gut, dass du heut mit zum Abendessen kannst?''
Ellen schüttelte den Kopf. ''Hausaufgaben. Nächste Woche kann ich sicherlich mitkommen, ich hoffe ihr nehmt mir das nicht übel. Ich brauche schlaf und..'', ihr Gastvater nickte.
''Alles in Ordnung, wir haben sowieso nicht mit einem ja gerechnet.''
''Wann habt ihr denn vor zu fahren?''
''Wir fahren Frühzeitig los, um nach 7 dort zu sein. Wenn es zu spät wird, übernachten wir dort. Ich hoffe das ist kein Problem für dich? Wir können hier bleiben, oder Melissa fragen, ob du..''
Ellen schüttelte den Kopf. ''Ich war Zuhaus auch oft genug auf mich selbst gestellt, lasst euch ruhig Zeit und macht euch einen schönen Abend. Bleibt nicht wegen mir Zuhaus!''
''Im Notfall ist Sam ja auch noch zu erreichen. Er ist soviel ich weiß heut Abend bei seinen Freunden, ich denke er schläft dort übers Wochenende, da er einen sehr weiten Rückweg hat, doch wenn was ist.. Er ist Näher an Beacon Hills als wir.''
''Alles in Ordnung'', murmelte Ellen und lächelte ihre Gasteltern an.

Nach dem Abwasch packten ihre Gasteltern alles zusammen und verabschiedeten sich dann von ihr. Sie ließen ihr 50 Dollar da, falls sie sich heut Abend entscheiden würde Spontan auszugehen, was sie sehr nett fand. Sie umarmte ihre Gasteltern Herzlich und schloss die Tür.
Die Stille, die sie dann umgab machte ihr klar, dass sie an Vollmond völlig allein war. Mit Liam im Hinterkopf. 

Teen Wolf - LunatismusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt