Wochen nach dem Vorfall scheinte Ellen immer noch nicht darüber hinweg zu sein, dass sie Derek oder Stiles beinahe verletzt hätte. Sie hielt immer eine Gewisse Distanz ein, war bei vielen Geschehnissen nicht dabei und lebte auch wieder bei ihren Gasteltern. In der Schule sprach sie kaum mit jemandem, alles worauf sie sich konzentrierte war ruhig zu bleiben.
Doch das mit dem ruhig bleiben klappte ganz und gar nicht. Ellens Eltern waren auf der Anreise nach Beacon Hills, um sie davon zu überzeugen, wieder mit zu kommen. Sie haben nicht nur von der Werwolfsache mitbekommen, nein. Am meisten macht ihnen die Todesliste sorgen, und Ellen weiß nicht, warum sie sich überhaupt sorgen. Sie wusste nicht, ob sie das überhaupt glauben konnte. Immerhin hatten sie schon immer sehr gut gelogen.
An dem Tag, an dem ihre Eltern sich für den Abend angekündigt hatten, war auch ein Schulball. Keiner außer die Gastfamilie wusste bescheid, dass ihre Eltern kamen. Ellen meldete sich bei ihren Gasteltern nicht ab, als sie gegen Nachmittag aus dem Haus verschwand. Sie wollte diesen Abend nicht Zuhause sein, und da sie lang nicht mehr aus war, entschied sie sich dazu einfach zum Ball zu gehen.
Bereits hergerichtet schellte sie bei Stiles an. Sie hätte auch zu Scott gehen können, doch da er direkt nebenan wohnte, war das nicht die beste Idee. Aber ob es eine gute Idee war, bei Stiles aufzukreuzen, nachdem sie Wochenlang nicht miteinander gesprochen hatten?
Stiles öffnete die Tür und sah verwundert aus, doch auch erleichtert.
''Oh, hey'', sprach er. ''Du.. du siehst gut aus. Nur ist der Ball doch erst Abends?''
''Ich hab mich rausgeschlichen'', erklärte Ellen. ''Meine Eltern kommen heut Abend, und da nur Sam weiß, dass heut Abend 'n Ball stattfindet, und er die klappe hält, bin ich für den Abend sicher, wenn ich zum Ball gehe.'', sie lächelte verlegen. ''Ich weiß, es kommt ein bisschen doof, und echt plötzlich, aber.. Es tut mir leid, dass ich mit niemandem gesprochen habe.''
''Du brauchst dich nicht entschuldigen, um dich bei mir verstecken zu dürfen.'', murmelte Stiles und ging zur Seite, damit Ellen hereinkommen konnte.
Sie schüttelte nur den Kopf. ''Nein, ich meins ernst.''
Sie legte ihr Jäckchen ab und hockte sich auf die Ablage.
''Du hast mir einen Platz zum Schlafen gegeben, du und die anderen.. Ihr wart die einzigen Freunde, die einzigen Menschen die jemals ehrlich zu mir waren, und ich bin praktisch vor euch geflüchtet. Für nichts. Ich war gemein, und ich habe miese Dinge gesagt, um euch von mir fernzuhalten. Es tut mir leid, ich wollte nur niemandem mehr von euch Schaden. Man sieht und hört, dass ihr genug Probleme habt. Derek hat mir von Kate erzählt, und von eurer verdammt kranken Aktion im Krankenhaus. Ich habe nie gefragt wie es Scott danach ging, obwohl ich spätestens dann etwas hätte sagen sollen.''
''Nein, wenn du deine Ruhe brauchst, ist das so. Du musst mit sovielen Dingen in einer so kurzen Zeit zurecht kommen, das ist Selbstverständlich, dass du durchdrehst.''Ellen blickte zu Boden und zuckte mit den Schultern. Gerade als sie etwas sagen wollte, klopfte es an der Tür.
Stiles öffnete die Tür und hatte ein lächeln auf den Lippen. Malia, Lydia, Scott und Kira betraten sein Haus. Als sie um die Ecke schauten und Ellen auf der Ablage sitzen sahen, strahlten sie alle noch mehr. Ellen schaute zu Malia und Stiles, die sich offensichtlich wieder vertragen hatten. Er nahm sie in den Arm und gab ihr einen Kuss. Lydia umarmte Ellen, sowie Kira und Scott.
Sie hockten bis zum späten Nachmittag gemeinsam in Stiles' Wohnzimmer und unterhielten sich über Ellens Eltern. Alle versuchten sie etwas aufzumuntern, doch Ellen hatte eine Sache ausgelassen. Sie hatte niemandem Erzählt, dass sie wohlmöglich bald das Land verlassen würde um wieder mit ihren Eltern nach Deutschland zu reisen. Ihre Eltern würden ihr mit Sicherheit keine Wahl lassen, da war sie sich sicher.
Es dämmerte langsam draußen, und alle waren bereit, aufzubrechen. Scott fuhr mit Kira, und die anderen machten sich mit Stiles auf den weg. Auf dem Schulparkplatz konnte man schon die Musik hören, die aus der großen Aula kam.
''Schade, dass ich mich jetzt nicht mehr auf Party's betrinken kann'', meinte Ellen zu Lydia. ''Nicht, dass ich jemals besoffen geworden bin, aber ich habs immer wieder versucht und mit eingebildet ich wärs. Dachte immer, Alkohol würde bei mir einfach nichts bringen oder ich trinke das falsche, aber wie's aussieht liegts wohl an was ganz anderem.''
''Sei froh'', antwortete sie. ''Dann musstest du noch keine Nächte über der Kloschüssel verbringen.''
Ellen lachte. ''Doch, schon. Meine Schwester kam oft Stockbesoffen nach Hause, also bin ich mit ihr neben der Kloschüssel eingeschlafen, weil ich sie nicht allein lassen wollte.''
Lydia grinste. ''Super Gesprächstthema für eine Party.''
''Wir könnten stattdessen tanzen'', schlug Ellen vor. ''Die anderen Tanzen auch, und wir haben keine Partner. Also lass uns tanzen.''
Lydia grinste breit. Ellen stand auf und reichte Lydia die Hand, und schon machten sich beide auf den weg zur Tanzfläche.
Sie tanzten eine weile Eng zusammen und mussten andauernd lachen, weil sie soviele Blicke ernteten. Selbst Scott erlaubte sich ein paar Schräge Grimassen, aber es war Effektiv. Nicht lang, und sie hatten auf sich Aufmerksam gemacht. Lydia hatte einen Tanzpartner nach ihrem Geschmack gefunden, während Ellen etwas wählerischer war. Den ersten ließ sie abblitzen, weil er ihr zu aufdringlich war. Doch irgendwann forderte sie jemand zum Tanzen auf, den sie auf der Schule noch nicht gesehen hatte. Sie konnte ihn auch nicht wirklich erkennen, da die Scheinwerfer die ganze Zeit aufblitzten oder sie blendeten, aber er roch gut, und da sie sowieso noch besser riechen konnte, machte ihn das schon Attraktiv genug für sie. Er legte seine Hände um ihre Hüfte und trat etwas näher heran, um enger mit ihr tanzen zu können. Trotz allem war er nicht zu aufdringlich, hielt noch eine Gewisse Distanz ein, und Ellen fühlte sich nicht einmal unwohl, nein. Sie genoss es mit ihm zu Tanzen, und aus irgendeinem Grund wollte sie auch nicht mehr damit aufhören.
Er war ein guter Tänzer, und das grinsen, dass sie manchmal auf seinen Lippen erkennen konnte bewies ihr, dass er dasselbe von ihr hielt.
Es war lang her, als sie zuletzt auf einer Party war, oder überhaupt mit jemandem getanzt hatte. In Deutschland gab es nicht so Häufig Schulbälle oder Partys, die von der Schule veranstaltet wurden, Hauspartys erst gar nicht. Zumindest nicht in ihrem Freundeskreis. Sie genoss es, mal wieder unter ganz anderen Mensch zu sein, und sich unbeschwert zu fühlen, Sie dachte in dem Moment nicht an ihre Eltern, nicht an das, was in letzter Zeit passiert war, und das tat gut.
Und gerade dann, als sie begann sich endlich wieder richtig gut zu fühlen, hörte sie jemanden ihren Namen schreien.
''Ellen!'', hörte sie erneut. Sie verdrehte die Augen und schaute hinter sich. Es war ihr Vater.
''Tut mir leid, das ist.. mein Vater'', meinte sie und wollte am liebsten im Erdboden versinken, doch sie war auch verdammt Wütend.
Der Blondhaarige lächelte ihr zu, und entblößte seine schönen, in dem Scheinwerferlicht strahlenden weißen Zähne und schüttelte den Kopf. ''Ich hoffe nur, es gibt ein nächstes mal.''
Sie grinste ihm kurz zu und nickte. ''Mein Name ist Ellen.''
''Schöner Name'', antwortete er nur und verschwand dann in der Menschenmenge.
Im nächsten Moment spürte sie wieder die Wut, die sich langsam in ihr ausbreitete. Langsam drehte sie sich wieder zu ihrem Vater und lief auf ihn zu.
''Wir gehen besser raus'', meinte er nur und lief mit ihr aus der Aula.
Auf dem Parkplatz sagte Ellen kein Wort, und ihr Vater schaute sie nur an, versuchte irgendetwas zu finden, was er sagen könnte, doch er stotterte nur herum.
''Wozu bist du hergekommen, wenn du kein Wort sagst? Du, ihr beide hättet euch das sparen können. Ich komme nicht mehr mit euch.''
''Da wäre ich mir nicht so sicher. Wir sind immer noch deine Eltern, wir bestimmen, wo du bleibst.''
''Ach, du kommst mir mit solchen Sachen? Jetzt noch?'', Ellen lachte. '' Was sagt denn das Jugendamt, wenn ich mich vor ihnen in ein Werwolf verwandle?''
Ihr Vater wurde Wütend und packte ihren Arm, in den Moment stieg auch ihre Mutter aus dem Auto.
''Sowas bringst du jetzt nicht, Ellen! Reiß dich verdammt nochmal zusammen und spiel dich nicht so auf. Du wirst wieder mitkommen, keine Wiederrede.''
''Steck dir dein 'Keine Wiederrede' sonst wohin!'', schrie sie. Obwohl es gar kein geschreie mehr war, eher ein knurren, ein gegröle. Ihre Eltern schauten sie verwundert an, und Ellen merkte, wie ihre Krallen zum vorschein kamen. Diesmal war es aber nicht so, dass sie es nicht kontrollieren konnte. Sie war einfach nur Sauer und wollte ihnen zeigen, was sie angestellt hatten.
''Ellen, hör auf damit!'', ermahnte ihr Vater sie, doch sie packte ihn und schubste ihn, so, dass er zu Boden fiel. In dem Moment verwandelte auch er sich. Seine Augen fingen an zu glühen, sein Gesicht nahm eine andere Form an. Es schockierte sie, ihren Vater so zu sehen, doch es machte sie auch nur noch Wütender. Allein der Fakt, dass ihr Vater bereit war mit ihr zu kämpfen, bestätigte nur, dass sie ihren Eltern nicht mehr gegenüber stehen möchte.''
''Jetzt hört doch auf!'', schrie ihre Mutter. ''Oliver, hör auf!''
''Weißt du was'', begann Ellen. Sie war so wütend, dass sie beinahe auf ihn losging, doch sie konnte sich noch etwas zusammenreißen. Es war nicht nur die Wut, sie war auch verletzt. ''Das Alpharudel hätte dich auch noch mit ausrotten sollen.''
Und in dem Moment passierte etwas, was sie nicht erwartet hätte. Ihr Vater nahm wieder normale Gestalt an und richtete sich auf. Er sah verletzt aus, und sein Gesichtsausdruck war nicht zu beschreiben. Ihn anzusehen schmerzte ihr, und sie bereute es sofort, so etwas gesagt zu haben. Immerhin war er trotzdem ihr Vater, und sie liebte ihn. Auch wenn sie ihn nur verletzen wollte, das ging ein Schritt zu weit.
Plötzlich kniff ihr Vater die Augen zusammen und schaute auf etwas hinter Ellen. Er ging ein Schritt zurück und packte Ellen am Ärmel, doch als sie sich umdrehen wollte Schlug ihr etwas auf den Kopf. Sie fiel zu Boden und hörte ein lautes piepsen. Was sie noch sah war, dass auch ihre Eltern angegriffen wurden. Danach wurde alles Schwarz für sie.
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Teen Wolf - Lunatismus
RandomEllen macht ihr Auslandsjahr in Beacon Hills. Für sie geht ein Traum in Erfüllung.. Doch leider kommt nichts so, wie sie es geplant hatte. Sie steckt mit einem Fuß in der Welt des Übernatürlichen, und ihr wird ihr langsam klar, dass es ihr nicht nur...