Geheimnisse

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Alles war wie benebelt. Ellen hörte das Klappern von Knochen, das stöhnen von Sam und die merkwürdigen Geräusche, die von der Kreatur kamen, doch sie hatte das Gefühl nicht dort zu sein. Sie sah nichts, konnte sich nicht bewegen, als sei sie nicht in ihrem Körper.
Irgendwann spürte sie dann doch was. Ein leichtes Stechen an ihrem Kopf, dass immer intensiver wurde. Dazu bemerkte sie einen stechenden Schmerz am Bauch.. eigentlich war er überall. Das Schwarz, dass sie sah wurde immer Heller, Schatten waren zu sehen und einzelne Bewegungen.
Sie öffnete ihre Augen und wurde für den ersten Moment geblendet, dann wurde alles klarer und sie sah Sam. Diesmal half ihm jemand bei dem Kampf gegen diese Kreatur, doch das wunderte sie nicht wirklich. Was sie sich fragte war, warum er diese Kreatur mit so wenig furcht bekämpfte. Als wüsste er, was es ist. Als wäre es für ihn nichts neues.
Die andere Person hatte dunkles Haar, eine muskulöse Statur und anscheinend enorme Kraft, da die Kreatur bei jedem Schlag von ihm einige Schritte zurück ging.
''Bring Ellen weg von hier'', hörte sie Sam schreien. Er warf den Dunkelhaarigen Typen einen Blick zu, der ihm zunickte.
Ellen rutschte einige Meter zurück, bis der Fremde sie hochhob und sie vorsichtig von dort wegschaffte.
''Nein'', murmelte sie, immer noch leicht verwirrt. ''Du kannst ihn nicht allein dort lassen.''
Er antwortete nicht.
Ellen versuchte sich irgendwie loszureißen, drehte sich und trat mit den Füßen, weswegen der Typ irgendwann stehen blieb und sie auf eigenen Beinen stehen ließ. Er schaute sie leicht genervt an und wartete darauf, dass sie etwas sagte.

''Warum lässt du ihn dort allein? Ich..''
''Halt den Mund und lass mich dich einfach von hier wegbringen. Samuel weiß, was er tut, mach dir keine sorgen.'', murmelte er.
Ellen schaute ihn entsetzt an. ''Keine sorgen machen? Willst du mich verarschen?''
''Würde er nicht mit ihnen klarkommen, wäre er schon längst Tod, denkst du nicht? Er hats im Griff. Ich sollte dich wegbringen, also lass mich dich wegbringen.''
Erst weigerte sie sich, doch etwas in seinem Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er tatsächlich nichts böses im Schilde führte, dazu hatte er recht. Sam kam klar, er kam sehr gut klar, nur war das kein Grund um sich keine Sorgen mehr zu machen, vor allem für Ellen nicht.
Er stüzte sie, während er sie von dort wegbrachte. Ellen war immer noch wackelig auf den Beinen und ihre Knie waren offen, da sie gestürzt war.
Sie drehte sich zu ihm und blieb für einen kurzen Moment stehen.
''Bist du Derek?''
Er sah sie verwundert an, nickte aber dann. ''Woher weißt du das?''
Sie dachte nach. ''Du wolltest mitkämpfen, aber Sam hat dich weggeschickt. Wahrscheinlich weil du nicht kämpfen kannst, stimmts? Scott hat was erwähnt. Ich kann eins und eins zusammenzählen.''
Er nickte und forderte sie dazu auf, weiter zu laufen, bis sie irgendwann an seinem Apartment ankamen. Als sie den raum betraten, schaute Ellen sich um. Es war ein wirklich sehr großes Apartment, die eine Treppe zur anderen Etage hatte. Es stand Leer, dafür, dass es so groß war. Wirklich viele Möbel besaß er nicht wirklich, dennoch brachte er sie zu einer Couch, damit sie sich hinsetzen konnte.
''Du bist also Ellen'', begann er, während er sich im Raum umschaute. ''Du warst die entschuldigung, weshalb Scott und Stiles sich verspätet hatten.''
''Bitte was?''
''Na, sie wollten dich nicht allein bei Scott lassen. Sie meinten du hättest angst.. oder würdest dich fürchten. Meiner Meinung nach bist du nicht so ängstlich, wie sie dich beschrieben hatten.''
''Ah'', sagte sie nur und schaute zur Decke. Ihr gefiel es nicht, sowas über sie zu hören.. Sie wollte nicht wissen, dass über sie geredet wurde. Es war nicht wirklich angenehm.

Nach Minutenlangem Schweigen stand Ellen auf. Sie humpelte zwar, doch sie hatte das herumsitzen satt.
''Was ist?'', fragte Derek beinahe genervt.
''Sag mal, ist das deine 'Ich bin ein böser Werwolf' Laune gegenüber Fremden Leuten? Gott, seitdem du mich hierher gebracht hast, hat sich dein Gesichtsausdruck nicht ein einziges mal verändert. Weißt du eigentlich, wie sehr das stört?''
Und dann, endlich, veränderte sich sein Gesicht. Erst sah er verwundert aus, dann sogar leicht amüsiert.
''Dann geh doch'', sagte er nur. ''Ich zwinge dich nicht dazu, hier zu bleiben.''
Ellen musste schlucken, doch sie sah kein grund, weshalb sie nicht gehen sollte, also machte sie kehrt und lief ohne ein Wort aus dem Apartment. Derek schaute ihr hinterher, als sie dann das Apartment verlassen hatte, setzte er sich dann auf die Couch.

Ihr Bein schmerzte mit jedem Schritt, den sie machte, und im Endeffekt wusste sie auch nicht, wohin sie laufen sollte, aber in dem Moment war es egal. Die stadt war nicht so riesig, irgendwann musste sie schon ihr Haus oder zumindest die Innenstadt finden, um ein Bus zu nehmen. Mit der Zeit wurde sie ungeduldiger, das ganze Laufen machte sie so wütend, dass sie irgendwann aus Wut all die Äste, die ihr im Weg standen, wegtrat. Ellen wurde so schnell wütend, eigentlich für die kleinsten Dinge. Sie wunderte es, dass sie nicht schon lang vorher komplett ausgetickt war, selbst in diesem Moment war sie noch recht ruhig. Sie bemerkte nur, dass sie lauter atmete und ihre Hände zu fäusten ballte.
Irgendwann hockte sie sich dann auf einen der Steine und schaute Orientierungslos durch den Wald. Sie hätte sich selbst dafür schlagen können, dass sie gegangen ist.. oder nicht wenigstens nach dem Weg gefragt hatte.
Sie zuckte zusammen, als sie etwas rascheln hörte, was einerseits total bescheuert war. Sie war in einem Wald, was erwartete sie?
Trotzdem stand sie langsam auf und drehte sich im Kreis, um nachzuschauen, ob irgendjemand dort war.. Und das war tatsächlich der Fall. Es war Sam.
Sie lief zu ihm, während er sie verdutzt anschaute.
''Warum bist du nicht bei Derek?'', fragte er. Er redete so stumpf mit ihr, als wäre er ihr böse, dass sie nicht bei Derek ist.
''Ich mag ihn nicht.''
''Du solltest mit ihm gehen, dir hätte auch hier etwas passieren können, ist dir das bewusst?''
Ellen nickte. ''Jap, aber wie du siehst, ist mir nichts passiert. Ich lebe noch. Meine Knie sind z-'', Sam unterbrach sie. Zorn war ihm ins Gesicht geschrieben.
''Du nimmst das alles auf die Leichte Schulter, hm? Wäre ich nicht dabei gewesen, wärst du jetzt wahrscheinlich Tod.''
Sie lachte und hob die Hände. ''Woah, Stop. Wer hat mich denn hier hin gebracht? Ich wollte nicht freiwillig herkommen weil ich.. Rate mal, warum wollte ich nicht herkommen?''
Sam schaute sie verwirrt an, schüttelte dann ratlos den Kopf.
''Weil ich gestern Nacht hier war, Sam. Mit Scott und Stiles, während Liam sich verwandelt hat. Ich bin mitgekommen, um mich meiner Angst zu stellen. Ich nehme nichts auf die leichte Schulter, ich versuche nur damit umzugehen. Denkst du, ich habe keine Angst? Denkst du nicht, dass ich angst hatte, dieses Monster bringt mich um? Mein Gott, ich sehe doch was passiert! Ich weiß, dass es echt ist und es jagt mir so 'ne große Angst ein, dass ich seit dem Vorfall im Krankenhaus nicht richtig schlafen kann. Ich habe Angst meine Augen zu schließen, habe angst einzuschlafen weil jederzeit irgendetwas in mein Zimmer kommen könnte, um mich zu töten, stimmts? Ich meine, warum nicht? Die Monster existieren ja bereits.''

Sam blickte zu Boden. Er bemerkte, wie wenig er eigentlich über sie wusste, wie ihre Situation zurzeit war. Ihm war klar, dass Ellen wusste, was in beacon Hills vor sich ging, doch dass es bei ihr so Schlimm war, war ihm nicht klar.
Er schaute zu ihr herauf und nickte nur. Er wusste nicht, was er sagen wollte, und Ellen hatte auch nichts erwartet. Gemeinsam liefen sie zum Auto, dass nicht wirklich weit von ihnen entfernt war. Per Telefon gab er Derek bescheid, dass alles in Ordnung war.
Als sie dann im Auto saßen, betrachtete Ellen für einen kurzen Moment Sam's Gesicht. Sie bemerkte, dass er ziemlich erschöpft aussah, zudem war er ganz schön verschwitzt und verwundet.
''Willst du so bei deinen Eltern aufkreuzen?'', fragte sie ihn.
Er zuckte mit den Schultern. ''Sie wissen, was vorgefallen ist.''
Also wusste die Familie auch bescheid. Ellen fühlte sich, als würden alle versuchen, sie von alldem fernzuhalten, wobei doch alle selbst mittendrin waren.
Sie schüttelte den Kopf, lehnte sich gegen die Autotür und schaute aus dem Fenster. Sie war enttäuscht und fühlte sich noch mehr fehl am Platz als zu beginn. Sie gehörte so schön nicht wirklich hierhin, war nur ein Gast.. wollte praktisch Teil dieser Kultur sein, doch sowas hatte sie nicht erwartet. Soviele geheimnisse, so grausame Dinge.

''Hey.. Ich mein du hast Recht. Ich habe dich dort hingebracht, es war meine Schuld. Gerade ich hätte Nachdenken müssen. Du warst so aufgebracht, ich hatte gehofft, dass du dort etwas entspannen kannst. Ich hab nicht nachgedacht, tut mir leid.''
''Entschuldige dich nicht dafür'', sagte sie dann. ''Entschuldige dich für deine Familie, dass sie mich haben herkommen lassen. Ihr hättet es doch besser wissen müssen. Wie könnt ihr mit Wissen, dass sowas existiert, jemanden wie mich in die Stadt kommen lassen? Müsstet ihr mich nicht eher fernhalten?''
Er schüttelte den Kopf und schaute zu Ellen. ''Du bist nicht ohne Grund hier, Ellen. Es gibt da Dinge, die du nicht weißt. Über uns.. Über dich.''

Teen Wolf - LunatismusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt