,,Wer seid ihr?" fragte Jacob, nachdem er behäbig seine Augen geöffnet hatte und uns lächelnd ansah.
Verwundert schaute ich die anderen an. Plötzlich hatten wir Angst , dass Jacob all seine Erinnerungen verloren hatte. Am meisten kackte sich Alex in die Hosen, da er einzig und allein der Schuldige war. Er sagte einfach nichts. Wahrscheinlich las er im Inneren tausende Gebete aus der Bibel, die er Zuhause zwanghaft lernen musste.
,,Jacob? Erinnerst du dich nicht an mich?" fragte Jay heulend und sah seinen Zwillingsbruder mit einem traurigen Hundeblick an.
Er schüttelte verneinend den Kopf.
„Komm schon, denk nach. Erinnerst du dich gar nicht an uns -oder noch wichtiger- an mich?" fragte er erneut.
„Nein, tue ich nicht. Bist du eine wichtige Person oder so?"
Jaydens Herz war am Zerbrechen, zumindest machte er mir den Eindruck. Langsam war es doch nicht mehr so lustig.
Alle waren irgendwie traurig von der Tatsache, dass Jacob alles vergessen hatte. Noch vor einer halben Stunde war er der, den wir kannten, den wir mochten. Es tat weh.
Wir waren alle sauer auf Alex. Während Jay sich neben seinen Bruder setzte, seine Hand nahm und versuchte, ihn zum tausendsten Mal an seine Vergangenheit zu erinnern, schlug ich Alex auf seinen Nacken und sah ihn mit zugekniffenen Augen an. Meine Blicke zerstachen ihn förmlich.
„Du wirst nie wieder Fußball spielen, hast du verstanden?" flüsterte ich wütend. Alex schüttelte schweigend seinen Kopf und sah nur noch auf den Boden.
Danach sah ich Jay seinen Bruder am Arm ziehen und zum Spiegel führen.
„Siehst du? Du und ich sind identisch! Weißt du, was das heißt?" fragte er und zeigte mit dem Zeigefinger auf sein Spiegelbild.
„Brother from another mother!" rief Jacob wie ein kleines Kind.
„Nein, du Hühnerauge. Zwillinge! Zwil-lin-ge!"
Jay machte hektische Handbewegungen. Er war irgendwie sehr gestresst, was ich ja auch verstehen konnte.
„Ach so, Zwillinge! Und dein Name ist..?" fragte der arme Jacob, der alles, aber auch wirklich alles, vergessen hatte.
Jay packte seinen Bruder an den Schultern, drehte ihn zu sich selbst und sah ihm tief in die Augen.
,,Ich bin Jayden Kang und du bist Jacob Kang, ok? Kapiert?"
Jacob nickte.
,,Und du? Wer bist du?" fragte er und zeigte auf mich.
,,Quinn. Meine Name ist Quinn." antwortete ich.
,,Bist du ein Junge oder ein Mädchen? Du siehst aus wie eine Transe." sagte er.
Die Blicker meiner Squad: Unbezahlbar.
Mein Herzklopfen: Schneller als Usain Bolt.
,,Wie kommst du denn darauf?" stotterte ich.
Er zuckte mit den Schultern. Kurz danach kam auch der Schularzt, um ihn zu untersuchen und wir mussten das Zimmer kurz verlassen.
,,Wie kam er drauf, dass ich aussehe wie ein Mädchen? Sehe ich wirklich so feminin aus? Muss ich etwa wieder mal meine Haare schneiden? Einen engeren Top? Muss ich mir Schamhaare ins Gesicht kleben, damit ich ein Bärtchen habe, was soll ich machen?"
Im Wartezimmer regte und heulte ich mich aus. Natürlich weinte ich nicht aber ich jammerte rum.
,,Ach was, das sagt er jetzt, weil er sein Gedächtnis verloren hat und nicht weiß, wer oder was du wirklich bist." entgegnete mir Oliver.
,,Genau das ist das Problem, Schlaumeier. Er hat das gesagt, weil Quinn anscheinend doch nicht so männlich aussieht -das heißt, ein Außenstehender denkt wahrscheinlich genau so." fügte Théo hinzu.
,,Deine Brüste sind aber schon gewachsen, Quinn. Fässt du sie etwa an?" fragte Jay grinsend. Sofort schrie ihn die Squad an und verteilte Schläge. Ich verschränkte meine Arme und schüttelte einfach nur den Kopf.
Wenig später kam Jacob mit dem Arzt raus.
,,Also, euer Freund leidet im Moment an Gedächtnisschwund." sagte er voll verzweifelt.
,,Oh My Lord, schwör?!" schrien wir alle ironisch.
Der Arzt schaute uns verstört und angeekelt an und redete weiter;
,,Wie lange das dauern wird, weiß ich nicht, aber er könnte seine Erinnerungen jeden Moment zurückerhalten. Das kann zwei Tage später sein, aber auch zwei Jahre. Er hat absolut alles vergessen, sogar die einfachsten Dinge im Leben, wie 1+1. Habt einfach Geduld und wartet ab. Ach so und du Alex, hast ein offizielles Fußballverbot, mit freundlichen Grüßen vom Direktor."
,,Darf mein Bruder das Schulkrankenhaus verlassen?" fragte Jay.
,,Ja, das darf er. Ich mach mich dann vom Acker, da sind noch andere, für denen ich den Heiler spielen muss. Ciao." antwortete er und verschwand mit einem großen ekelhaften Lächeln auf seinen Herpeslippen.
,,Schön. Jetzt viel Spaß beim Babysitten." sagte ich seufzend, während wir Jacob vom Zimmer abholten.
Die Jungs halfen ihm beim Anziehen und ich wartete da mit dem Rücken zugedreht und überlegte mir währenddessen, was ich tun sollte, um männlicher aufzutreten, damit ich nicht auffliege.
Als sie fertig waren, liefen wir in die Mensa. Es war Zeit für Abendessen. Oh, ihr hättet Jay sehen sollen. Noch nie hatten wir ihn so fürsorglich erlebt.
Er fütterte seinen Bruder, gab ihm seine eigene Portion, brachte für ihn die Teller weg und kaufte mit seinem eigenen Taschengeld noch einen Nachtisch. Er behandelte Jacob wie ein Baby.
,,Nur so zur Erinnerung, Jayden. Dein Bruder ist kein neugeborenes Königsbaby, sondern ein fast erwachsener junger Mann, der wegen einem Idioten namens Alexander Mitchell sein Erinnerungen verloren hat." kommentierte Théo. Auf diese Aussage seinerseits hatten alle von uns gerwartet und nun war sie laut ausgeprochen worden.
,,Diese These entspricht tatsächlich der Wahrheit, mein lieber französischer Freund, doch es handelt sich hierbei um meine Hälfte, meinen Zwillingsbruder, weswegen der Service mit Liebe in die VIP-Class gestuft wird, stimmt's mein Brüderlein?"
Wir mussten einfach nur cringen. Jay war plötzlich ein Babysitter geworden.
,,Ok, Big Mama, nur keinen Stress. Ich wollte nur sagen, dass du Jacob lieber beibringen sollst, wie man isst, statt ihn zu füttern." fügte Théodore hinzu.
,,Bald, bald."
* * *
Nach dem Essen ging jeder auf sein Zimmer. Ich machte schnell noch paar Hausaufgaben. Während ich mir den Kopf über Jacobs Aussage zerbrach, pennte ich auch schon ein.
DU LIEST GERADE
❀ the only girl in the boys-squad| 내 인생의 이야기
HumorQuinn ist ein Mädchen, das nicht so aufgewachsen ist, wie gewöhnliche Mädels. Sie ist, wegen ihrem Vater (als einziger Elternteil), wie ein Junge aufgewachsen und hat nicht einmal in ihrem Leben einen Rock getragen oder lange Haare gehabt. Irgendwa...