Vor uns erstreckte sich ein Dorf.
Es war nicht wirklich groß, die Häuser waren aus Stein gehauen.
,,Das ist das Wüstendorf. Dort leben alle Wüstenseelenpartner."
Staunend ließ ich meinen Blick über das Dorf schweifen.
Vor einer Hütte stand ein Kamel und ließ sich genüsslich von seinem Seelenpartner kraulen, ein Wüstenfuchs streifte durch die Gegend.
Komm schon, die anderen gehen schon wieder!, drängte Taavi.
Ich riss mich also von dem Anblick los und folgte der Gruppe.
Das nächste Dorf stellte Sofie als Savannendorf vor.
Dort fand es Taavi von der Temperatur besser, aber immer noch nicht wirklich angenehm.
Ich sah ein Nashorn, zwei Zebras und sogar einen Löwen.
Als nächstes machten wir eine Bergwanderung. So kam es mir jedenfalls vor und ich war froh, dass ich keiner aus dem Bergdorf war, die immer hier hoch mussten. Allerdings war der Ausblick von dort wirklich großartig.
Dann kamen wir an einen Ort, an dem die Bäume sehr dicht aneinander standen.
,,Das Dschungeldorf!", verkündete Sofie, als wir einen sich durch die Bäume schlängelden dünnen Pfad gefolgt waren.
Das nächste Dorf war das Walddorf. Es war mit Abstand das größte Dorf und dort lebte auch der Rest meiner Klasse.
Dann folgten wir Sofie einen ziemlich matschigen Weg durch einen Sumpf, bis wir an einen See kamen.
Meine Klassenkameraden verstanden anscheinend genau so wenig wie ich, was das sollte, doch Sofie meinte: ,,Schaut mal ganz genau unter die Wasseroberfläche!"
Vorsichtig trat ich neben meiner Klasse an den Rand des Sees und spähte hinein.
Erst konnte ich in dem trüben Wasser kaum etwas erkennen, dann sah ich plötzlich einen Fisch.
Als ich ihm mit dem Augen folgte, stellte ich fest, dass er in ein Haus schwamm.
Unter dem See war auch ein Dorf!
,,Da wohnen ja auch Leute!", sprach Mary aus, was ich dachte.
Sofie nickte. ,,Ja, gut beobachtet Dr. Watson! Hier wohnen alle Südwassertiere mit ihren Seelenmenschen!"
Fasziniert wollte ich sie noch eine Weile beobachten, doch Sofie zog uns schon weiter.Nachdem wir auch das Polardorf und das Meeresdorf besucht hatten, durften wir wieder gehen. Inzwischen hatte ich einen ziemlich genauen Überblick über die kleine Stadt.
Ich beschloss, noch ein bisschen herum zu gehen, Taavi wollte noch ein wenig schlafen.
Es hatte etwas zugezogen und graue Wolken zogen über den Himmel und verdeckten die Sonne.
Der Wind hatte aufgefrischt und ich hatte unbewusst den Weg zum See eingeschlagen.
Dort ließ ich mich auf einem sanften Hang auf das weiche, grüne Gras und ließ meinen Blick schweifen.
Der Wind kräuselte die glatte Oberfläche des Wassers und ließ die Wellen sanft ans Ufer treiben.
Plötzlich fühlte ich, wie sich jemand neben mich setzte.
Als ich hoch schaute, sah ich Emilia, die sich neben mir nieder ließ.
,,Ach, hier bist du! Ist dir gar nicht kalt, so ohne Jacke?", fragte sie und setzte sich neben mich, während sie ihre Jacke fester um sich schlang.
Ich lächelte. ,,Naja, mein Seelentier ist ein Polarfuchs...", erinnerte ich sie, woraufhin sie lachte und sich mit dem Kopf gegen die Stirn schlug.
,,Stimmt."
,,Wo warst du?", fragte ich.
,,Was?"
,,Du wolltest mir doch alles zeigen, oder?"
,,Ja, aber du warst nicht da."
,,Was? Ich war nicht da?" Empörung stieg in mir auf.
Ich war da gewesen.
Ich versuchte, mich wieder ein wenig zu beruhigen und mir nicht anmerken lassen, wie empört ich über diesen Vorwurf war.
,,Kann es sein, dass du zu früh warst und ich einfach noch nicht da war?", fragte Emilia mit einem Grinsen.
Ich dachte kurz nach und senkte dann den Kopf.
Das konnte sein...
Verlegen grub ich meine Finger in das weiche Gras und spürte, wie kühle Erde an meinen Fingern kleben blieb.
Lange saßen wir so nebeneinander, jeder hing seinen Gedanken nach.
,,Sieht nach Regen aus", meinte Emilia da plötzlich.
Ich richtete meinen Blick gen Himmel.
Ja, es hatte wirklich mehr zugezogen und der Wind rauschte durch die Bäume in der Nähe.
Auch die Wellen des Sees waren inzwischen größer geworden.
Ich nickte.
,,Sehen wir uns heute Abend beim Essen?", fragte ich vorsichtig.
Emilia lächelte und stand auf.
,,Bis später."
Dann drehte sie sich um und ging über die Wiese zurück zum Weg.
Ich schaute ihr noch kurz nach, dann ging ich über die Wiese zurück zum Polardorf.Als ich gerade in meine Hütte trat, hörte ich auf einmal eine Stimme hinter mir.
,,Äh, hi... Lukas?"
Ich drehte mich um. Vor mir stand Arian und lächelte mich schüchtern an.
,,Oh, hi, Arian", erwiderte ich und drehte mich um. ,,Kann ich dir helfen?"
Der Junge nickte.
,,Ich kann Jabari nicht mehr finden. Du weißt schon, der kleine, ein bisschen freche Eisbär."
Ich nickte.
,,Ja, ich weiß wen du meinst. Ich habe ihn zwar nicht gesehen, kann dir aber gern suchen helfen."
Ein Strahlen huschte über Arians Gesicht.
,,Das wäre echt nett, vielen Dank!"
Zusammen machten wir uns auf den Weg. Jetzt bei Tageslicht, konnte ich Arian endlich erkennen.
Er war ein schwarzhaariger, leicht gebräunter Junge mit einem zu weiten, weißen T- Shirt und einer ausgeblichenen Jeans. Er trug keine Schuhe.
Ich schätzte, dass er aus Spanien oder Italien kam.
Plötzlich sah ich einen flauschigen, weißen Kopf um die Ecke einer Hütte spitzen.
Arian hatte Jabari auch entdeckt und lief auf ihn zu.
,,Jabari! Warum musst du immer weg laufen?", schimpfte der Junge und rannte auf den Eisbären zu.
Ich musste lächeln.
,,Nun, dann geh ich mal", meinte ich.
Arian nickte.
,,Ja. Tschüss, Lukas. Danke für deine Hilfe!"
,,Kein Problem", sagte ich und winkte zum Abschied.Beim Abendessen saß ich mit Taavi, Emilia und Juro am Tisch.
Auf einmal hob Emilia die Hand und winkte irgendwen zu uns. Durch die vielen Menschen konnte ich nicht erkennen, wem sie zu winkte.
Das würde ich jedoch gleich erfahren.
Ein Mädchen mit schwarzen Haaren und grauen Augen ließ sich mit einem Tablett auf den Stuhl gegenüber von mir fallen.
Plötzlich erkannte ich sie wieder.
Es war Lina, die mich auch damals in Aryon empfangen hatte.
,,Äh, Lukas, das ist Lina, sie hat mich empfangen und mir alles gezeigt, also...", fing Emilia an, doch ich unterbrach sie.
,,Alles gut, ich kenne Lina. Sie hat mich auch hier empfangen", lächelte ich.
Dann nickte ich Lina kurz zu, woraufhin sie ebenfalls lächelte.
Dann wandte ich mich wieder meinen Pommes zu.
Kurz herrschte unangenehmes Schweigen, dann begann Emilia langsam ein Gespräch zu entwickeln.
Ich saß neben dran und hörte stumm zu.
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Seelentiere
FantasyEin Tier. Ein Mensch. Ein unzertrennliches Band. Ein Leben lang. #1 in unzertrennlich #1 in Nürnberg #11 in Tiere (aus 1,66K Geschichten) #2 in Emilia (aus 101 Geschichten) ~Danke💖~