,,Lukas? Hörst du mir überhaupt zu?"
,,Hm?", machte ich und ließ weiterhin Sand durch meine Finger rieseln.
Emilia und ich saßen am Strand am Meer und schauten den Seelentieren aus dem Ozean und ihren Partnern zu.
Gerade hatte Emilia irgendwas erzählt, doch meine Gedanken waren bei der Hälfte der Erzählung abgeschweift und so hatte ich einfach ihrer Stimme gelauscht und den Samstag genossen.
Ab Montag hatten wir schon Unterricht.
,,Lukas? Ich habe dich was gefragt!", rief Emilia gespielt beleidigt und verschränkte ihr Arme.
Ich schaute hoch.
,,Äh... ja, klar", sagte ich schnell.
,,Wie lautete die Frage noch mal?"
Emilia lachte und stieß mir leicht ihren Ellbogen in die Rippen.
Ich ließ mich überdramatisch in den Sand fallen und tat, als ob ich jetzt sterben müsse.
Emilia lachte und fing an, mich zu kitzeln.
Ich lachte auch und versuchte, Emilia von mir fern zu halten, damit sie mich nicht noch weiter kitzeln konnte.
Alles endete damit, dass wir beide lachend und außer Atem nebeneinander im Sand lagen und nach oben an den beinahe Wolkenlosen Himmel schauten.
Als ich realisierte, dass meine Hand fast in Emilias lag, zog ich sie schnell zurück, setzte mich auf und schüttelte mir den Sand aus den Haaren.
,,Ich gehe mal langsam zurück. Bis zum Abendessen?", fragte ich hoffnungsvoll.
Emilia nickte.
,,Ja. Bis dann!"Als ich die Tür zu unserer Hütte öffnete saß Taavi da und putzte sich gerade.
Er sah mich und schaute mich vorwurfsvoll an.
Kann man sich nicht mal in Ruhe duschen oder was?
Ich zuckte mit den Schultern und grinste.
,,Wenn du ins Bad gehen würdest... aber sich direkt im Eingangsbereich zu ,duschen' ist keine wirklich super tolle Idee, wenn man seine Ruhe will", lachte ich und machte mich auf den Weg ins Bad.
,,Ich gehe jetzt auch duschen. Und ich schließe die Tür ab", sagte ich immer noch lächelnd und verschwand hinter der Tür.Ich atmete tief durch. Das Handy in meiner Hand fühlte sich schwer an und die Nummer von meinem Zuhause, die in das Zahlenfeld eingetippt war schien mich auszuspotten.
Wir hatten heute alle Handys bekommen, um uns miteinander verständigen zu können.
Emilia und ich hatten schon Nummern getauscht und auch schon ein wenig geschrieben.
Dann war ich auf die Idee gekommen, meine Familie anzurufen.
Einfach um zu sagen, dass ich lebte, um ihnen zu versichern, dass es mir gut ging.
Doch jetzt kam mir die Idee vollkommen dumm vor.
Was sollte ich ihnen sagen?
Würden sie sauer sein?
Würden sie mir überhaupt glauben?
Frustriert ließ ich mich auf den weichen Stoff meines Bettes sinken uns starrte die Decke an.
Seufzend schaltete ich mein Handy aus und drehte mich auf den Bauch um mein Gesicht in meinem Kissen zu vergraben.
Hatte ich das Richtige oder das Falsche getan?
Plötzlich fühlte ich, wie Taavi seine nasse Schnauze an meine Backe drückte.
,,Geh weg, Taavi", sagte ich missmutig und gab meinem Freund kurz nach einen Schubs in sein weiches Fell.
Doch der Polarfuchs ließ nicht locker.
Was ist denn? Hast du sie jetzt gerufen?
,,Angerufen, Taavi, es heißt angerufen. Und nein, habe ich nicht!"
Wieso?
,,Ich kann nicht."
Warum?
,,Ich weiß nicht. Taavi, lass es doch einfach!"
Kurz schwieg der Polarfuchs dann sprang er von meinem Bett.
,,Nein! Taavi, bleib hier. Bitte."
Das letzte Wort war kaum mehr als ein kraftloses Flüstern.
Kurz passierte sich nichts, dann fühlte ich, wie sich Taavis weiche Fell an mich drückte.
Dankbar vergrub ich mein Gesicht in diesem und ließ meinen Tränen freien Lauf.,,Willkommen in der ersten Stunde die ihr mit mir habt!", begrüßte Sofie uns freundlich und lächelte uns der Reihe nach an.
Ich hatte mich neben Leon an einem Tisch hingesetzt, Taavi lag neben mir auf dem Boden und träumte vor sich hin.
Ich verpasste ihm einen kleinen Stups mit dem Fuß, woraufhin er mich empört aus seinen blauen Augen anschaute.
Ich grinste.
,,Im Unterricht wird nicht geschlafen", wiederhole ich den Satz, der mir von meinen Grundschullehrern schon so oft vorgesagt wurde.
Taavi schaute mich verwirrt an, dann richtete er seinen Blick allerdings an die Tafel.
,,So! Jetzt nachdem alles Organisatorische geklärt ist, werden wir nach der Pause mit dem ,richtigen' Unterricht beginnen! ", versprach Sofie.
Im gleichen Moment klingelte die Glocke und die Schüler stürmten in die Aula zur Pause.
Dort nutzte ich die Gelegenheit und schaute mir meinen Stundenplan genauer an.Montag
1. Arynisch
2. ArynischPause
3. Geografie
4. GeschichtePause
5. VdS (Verständigung der Seelenpartner)
6. VdSDienstag
1. Mathe
2. BiologiePause
3. Geografie
4. ChemiePause
5. Geschichte
6. MusikMittwoch
Praktischer Unterricht
Donnerstag
1. Kunst
2. KunstPause
3. Mathe
4. PhysikPause
5. Sport
6. SportFreitag
1. Geografie
2. GeschichtePause
3. Arynisch
4. BiologiePause
5. Arynisch
6. VdSDie Seelentiere haben an Dienstagen und Donnerstagen im zweiten Stock Überleben in der Menschenwelt (ÜidMw)
Ich fragte mich, warum an den Tagen, an denen man angeblich etwas über Aryon lernt auch Bio, Geo und Geschichte hat.
Schnell falte ich den Zettel zusammen, als sich Emilia neben mir auf die Bank fallen ließ.
Die Sonne ließ ihre rotbraunen Haare strahlen und sogar Jaro sah entspannt aus.
Der schwarze Wolf lief zu Taavi und die beiden schienen sich in Gedanken zu unterhalten, auf jeden Fall konnte ich hören, wie Taavi in Gedanken auf etwas antwortete, was ich nicht hören konnte.
Ich versuchte, Taavi auszublenden.
,,Hast du sie angerufen?", fragte Emilia.
Ich wusste, wen sie mit ,,sie" meinte.
Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich konnte nur den Kopf schütteln.
Emilia sah mich mitleidig aus ihren braunen Augen an.
,,Warum schreibst du deiner Mutter nicht einfach eine Nachricht? Die Nummer hast ja", schlug Emilia vor.
Ich schaute auf.
,,Das ist die beste Idee seit langem!", rief ich und lächelte Emilia an.
Kurz war meine Klassenkameradin verunsichert, dann grinste sie.
,,Ist ja auch von mir!", scherzte sie, woraufhin ich ihr den Ellbogen in die Seite stieß.
Emilia lachte.
Ich zog mein Handy aus meiner Tasche und öffnete den Kontakt meiner Mutter, den ich gleich eingespeichert hatte.Hallo, Mama, tippte ich in das Nachrichtenfeld.
Kurz blieb mein Finger über dem grünen Pfeil hängen, dann drückte ich entschlossen drauf.
Das eine graue Häkchen unter der Nachricht erschien.
Dann nach ein paar Sekunden auch das zweite.
Emilia nickte mir lächelnd zu.
Es gab kein Zurück mehr.
Schnell ließ ich das Handy zurück in die Tasche gleiten und stand auf.
,,Okay, ich glaube, der Unterricht fängt gleich an", sagte ich schnell und lief zum Klassenzimmer.,,Also, Aryon liegt bei Indonesien und die Umrisse sehen ungefähr so aus...", plapperte ich vor mich hin und malte grob den Landumriss von Aryon auf ein Blatt Papier.
Doch ich konnte mich nicht konzentrieren.
Immer wieder schweifte mein Blick zu dem blinkenden Lämpchen an meinem Handy.
Bisher hatte ich mich noch nicht getraut, darauf zu schauen.
Doch ich wusste, dass ich mich nicht auf das Gelernte konzentrieren.
Seufzend schnappte ich mir das Handy, das neben mir auf dem Bett lag.
Ich schaltete es an.
Der Sperrbildschirm mit dem Polarfuchs leuchtete mir entgegen.
Mein Blick wanderte nach oben.2 Nachrichten aus 2 Chats
stand dort.
Ich wischte über den Bildschirm und entsperrte ihn, dann öffnete ich die App.
Die erste Nachricht war von Emilia.
Sie beinhaltete nur einen Frageemoji.
Dann drückte ich auf den Chat mit meiner Mutter.
Sie hatte die Nachricht gesehen und geantwortet:Lukas? Wo bist du? Was ist los? Geht es dir gut? Komm bitte nach Hause.
10:37 UhrZitternd schaltete ich mein Handy aus.
Wie sollte ich meiner Mutter erklären, dass ich nicht nach Hause konnte?
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Seelentiere
FantasyEin Tier. Ein Mensch. Ein unzertrennliches Band. Ein Leben lang. #1 in unzertrennlich #1 in Nürnberg #11 in Tiere (aus 1,66K Geschichten) #2 in Emilia (aus 101 Geschichten) ~Danke💖~