Alles zerbricht...

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Vielleicht habt ihr euch gefragt, warum keine Updates mehr kommen, wo ich hin bin, was ich mache. Vielleicht ist es euch auch gar nicht aufgefallen oder es interessiert euch einfach nicht. Das ist mir relativ egal und tut auch nichts zur Sache. Hier bin ich jedenfalls und da ich gerade das Bedürfnis hatte, meine Gedanken loszuwerden bevor ich platze, war das der einzige Ort, der mir eingefallen ist.

Im Moment fühle ich mich allein, hilflos, kraftlos, zerbrochen. Ich habe das Gefühl, ich muss stark sein - stark für meine Eltern, stark für mich - aber ich kann es nicht. Ich versuche es so sehr, doch ich schaffe es nicht.

Jetzt aber mal von Anfang an:
Letzte Woche hat die Schule wieder angefangen und ich habe den Großteil meiner Freizeit mit lernen verbracht. Wir hatten direkt viele Hausaufgaben, zwei Tests (Französisch - 52 Verben mit Konjugation auswendig lernen und Bio - 14 verschiedene Themen, Umfang wie eine Klausur) und einen Vortrag. Glücklicherweise lief alles ganz gut und am Freitag war ich so happy, dass es vorbei war und ich das Schlimmste hinter mir hatte. Was ich nicht wusste war jedoch, dass das Schlimmste erst noch bevorstand.

Fürs Wochenende habe ich mir viel vorgenommen, da wir auch zur nächsten Woche (obwohl wir nur drei Tage haben) sehr viel machen müssen.
Gestern, also am Samstag, bin ich früh ganz normal aufgewacht, war am Handy und wollte dann runter zum Frühstück gehen. Von oben habe ich bereits gehört, dass mein Papa sich über irgendwas aufregt oder so, ich konnte es nicht ganz deuten.
Dann bin ich die Treppe runter gelaufen und meine Eltern saßen wie immer am Tisch. Als ich jedoch genauer hingeschaut habe, habe ich gesehen, dass meine Mama weint. Ich war natürlich voll geschockt und hbe direkt gefragt, was los ist. Papa meinte nur, das solle ich sie fragen, Mama hat jedoch nicht geantwortet. Dementsprechend habe ich gefragt, ob irgendwas mit meiner Oma oder unserem Kater ist. Papa meinte jedoch, dass niemandem etwas passiert sei. Als Mama mir dann immer noch nicht antwortete, habe ich mir erstmal einen Tee gemacht und mich danach an den Tisch gesetzt. Erst war ich am Handy, weil ich dieser Situation irgendwie entkommen wollte. Dann habe ich mir Obstsalat in ein Schälchen gemacht und Mama sagte zu Papa so etwas wie: "Das heißt ja nicht, dass ich gleich ausziehe, aber ich wollte auch nicht lügen", oder so ähnlich. Da wusste ich, dass hier definitiv etwas nicht stimmte. Ich wollte nicht sofort anfangen zu heulen, darum habe ich mir meinen Tee und Salat genommen und bin in mein Zimmer gegangen. Dort flossen dann direkt die Tränen und ich habe kaum Luft bekommen. So viele Gedanken schossen mir durch den Kopf und ich konnte keinen einzigen davon richtig ordnen.
Weil ich mich in diesem Moment so hilflos gefühlt habe, habe ich einer meiner besten Freundinnen geschrieben, die zu meinem Glück auch sofort online war, und habe ihr die Situation geschildert. Sie konnte mich etwas beruhigen und dann kam meine Mama ins Zimmer. Sie setzte sich weinend zu mir und erzählte, was los war. Kurzfassung: Sie hat sich in eine andere Frau (eine 'Freundin' von ihr) verliebt und diese auch in sie. Das wissen sie schon seit fast einem Jahr, aber Mama hat es nicht übers Herz gebracht, es uns zu erzählen. Dann kam bei Papa auch noch die Sache mit dem Krebs dazu und joa.
Ich war natürlich am Boden zerstört und wusste gar nicht, was ich denke und sagen soll. Ich kann sie verstehen und auch wenn ich gerne sauer auf sie wäre, kann ich es nicht sein. Sie ist immer noch meine Mutter...
Am meisten Sorgen mache ich mir um Papa, aber dazu später mehr.
Mama ist dann jedenfalls wieder gegangen und ich saß da und habe einfach nur geheult. Irgendwann konnte ich mich dazu aufraffen, mein Zimmer zu verlassen, um ins Bad zu gehen. Als ich jedoch den Flur betreten habe, habe ich Papa ganz laut weinen und schluchzen hören, was auch der Auslöser für einen erneuten Tränenfluss meinerseits war. Nachdem ich mich fertiggemacht hatte, bin ich runtergegangen, um meinen Papa erstmal lange zu umarmen. Dann habe ich meine Eltern gefragt, ob es in Ordnung sei, wenn ich zur Schule fahre, da dort gerade eine Probe fürs nächste Musical stattfinde. Für sie war es in Ordnung, also habe ich mich aufs Rad geschwungen und bin dorthin gefahren. Die frische Luft tat echt gut und ich musste einfach mal raus. Zwei meiner Freundinnen waren auch dort und das Zusehen hat mich ein wenig abgelenkt. Die eine Freundin, mit der ich vorher geschrieben hatte, zog mich dann zwischendurch raus, um zu fragen, was denn nun genau los sein. Sie nahm mich erstmal in den Arm und da musste ich schon wieder heulen. Wir sind dann also ganz raus aus dem Gebäude gegangen und ich habe ihr davon erzählt. Sie ist auch die einzige, die es weiß. Mama will nicht, dass wir es der Familie oder so erzählen, aber ob das klappt, weiß ich nicht...
Als ich wieder zu Hause ankam, war nur Papa da. Unter Tränen habe ich mit ihm gesprochen und wir saßen über eine Stunde da und haben ein paar Worte gewechselt. Den Großteil der Zeit haben wir jedoch mit Schweigen verbracht.
Mama kam Abend wieder, wir haben gegessen und waren alle sehr früh im Bett. Ich war extrem erschöpft vom Tag und bin, für meine Verhältnisse, echt schnell eingeschlafen. Dass ich mich in den Schlaf geweint habe, muss ich sicherlich nicht dazu sagen, oder?

Im nächsten Kapitel schreibe ich mehr dazu...

Mein Weg zu mir selbst ~ (Ernährungs-) TagebuchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt