You (Chanchang & Changlix)

Kapitel 4

Um Punkt acht ertönte der Gong zum Unterrichtsbeginn und zwei kichernde Mädchen schlüpften noch vor dem Lehrer in das Klassenzimmer. Die Klasse wurde etwas leiser, nur Jisung sprach noch immer wie ein Wasserfall. Mittlerweile hörte ich nicht mehr zu. Der Lehrer stellte sich bei den neuen Schülern als Mr Park vor. Er bat uns Namensschilder anzufertigen, obwohl es mit mir nur drei neue Mitschüler gab. „Seo Changbin, Yejin Kang und Lee Felix" das sind unsere neuen Mitschüler. Bitte meldet euch, wenn ihr da seid. Ein Mädchen in der ersten Reihe und ich, meldeten uns. Ich warf einen Blick nach hinten. Dieser Lee Felix schien nicht da zu sein. Da klopfte es auf einmal an der Tür. „Ja, bitte" rief Mr Park. Er öffnete die Tür. Dunkle warme Augen schienen direkt durch das ganze Klassenzimmer in mich hineinzusehen. Seine ungewöhnliche Aura schien den ganzen Raum auszufüllen. Trotz seiner Teddyhaften Augen war sein Blick kalt und teilnahmslos. Hellbraunes Haar fiel im sachte auf die Stirn und etwas weiter unten auf seiner Nase lagen einige Sommersprossen. „Lee Felix?" erkundigt sich Mr Park. „Ja" sagte Felix knapp, doch dass genügte schon um die ganze Klasse verstummen zu lassen. Die Mädchen, die einige Sekunden vorher noch kichernd geflüstert hatten, starrten ihn dann hingerissen an. Seine Stimme passte überhaupt nicht zu ihm. Sie war so tief, dass sie einem der Bodyguards aus der hinteren Reihe hätte gehören können. „Ihnen ist sicher klar, dass dies keinen guten Eindruck auf mich hinterlässt. Zu spät kommen und sich nicht einmal entschuldigen" schnauzte Herr Park ihn an. Felix zuckte wenig gerührt mit der Schulter und warf ihm einen gefühlslosen Blick zu. Kopfschüttelnd regte Mr Park sich weiter auf und bat ihn dann sich einen freien Platz zu suchen. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund fand ich Gefallen an Felix. Langsam kehrte wieder Regung in die Klasse ein und der Unterricht begann. Ich warf ab und zu kurze Blicke zu Felix. Gleichgültig hatte er sich in seinem Stuhl zurückgelehnt und verfolgte uninteressiert Mr Parks langweiliges Geschwafel.

Als der Gong zur Pause ertönte packte ich schnell meine Hefte und Bücher ein und wollte Felix folgen. Irgendwie zog seine Ungewöhnliche Aura mich an. Doch Jisung stand mir im Weg „Hast du Lust die Mittagspause mit mir zu verbringen?" fragte er und sah dabei fast wie ein schwanzwedelnder Hund aus, so erfreut war er. Ich lächelte „gerne". Ich war dankbar, dass sich hier überhaupt jemand für mich interessierte. Felix würde ich sicher später wiedersehen. Wir gingen nach draußen und Jisung führte mich zu einer Bank auf dem Schulhof, auf der er seine Pausen immer verbrachte, wie er meinte. Er redete zwar ununterbrochen doch ich mochte ihn, es war wirklich niedlich wie er sich sein Pausenbrot hineinstopfte und seine rutschende Brille gefühlt 10 Mal wieder nach oben schob. Wenn man Zeit mit ihm verbrachte musste es einem einfach gutgehen. Etwas Sehnsucht nach Woojin kam in mir auf als ich darüber nachdachte. Ich musste ihn unbedingt wieder besuchen, damit ich ihm alles erzählen konnte. Ich sah mich ein wenig auf dem Pausenhof um, in der Hoffnung, Felix vielleicht irgendwo zu entdecken. Stattdessen bemerkte ich Chan der ungefähr drei Meter von uns entfernt stand und ernst den Pausenhof im Blick hielt. Ihn hatte ich völlig vergessen. „Naja ist vielleicht auch besser so" kommt mir in den Sinn. Dann hätte ich nicht das Problem mich ständig beobachtet zu fühlen. Ich wendete mich Jisung zu und bemerkte Chans, auf mich gerichteten Blick und sein heimliches Lächeln nicht.

Besonders Spektakulär verging der restliche Schultag nicht. Der Großteil meiner Lehrer ähnelte Mr Park und schienen nur langweiliges Geschwafel zu beherrschen. Ich fand heraus, dass Jisung nicht besonders beliebt war. Zu diesem Zeitpunkt wurde mir klar warum er sich so gefreut hatte, jemanden zum reden zu haben. Es musste auch seinen ununterbrochenen Redefluss erklären, der arme hatte einfach keinen gehabt der ihm zuhörte. Damit beschloss ich mich an ihn zu halten. Ich war mir sicher, dass wir gute Freunde werden würden.