Kapitel 16

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(Zeitsprung in die Vergangenheit)

Ängstlich klammere ich mich an das Bein Meiner Mutter „Mama, ich will lieber nachhause" jammerte ich verzweifelt. „Binnie, du weißt doch, dass ich in die Arbeit muss, in ein paar Stunden bin ich wieder bei dir." sagte sie mit ihrer warmen liebevollen Stimme. Sie befreite ihr Bein aus meiner Umklammerung und übergab mich einer Erzieherin. „Bis später, mein Schatz. Spiel schön" sagte sie zum Abschied. „Mama" schluchzte ich und versuchte mich aus den Armen der Erzieherin freizustrampeln. Nach einiger Zeit gab sie es auf und ließ mich zu Boden. Mit tränenüberströmtem Gesicht raste ich zu Tür und hämmere darauf herum „Mama" schrie ich. Irgendwann ließ ich mich zu Boden sinken und vergrub mein Gesicht in meinen Armen. Glücklicherweise wurde ich in Ruhe gelassen. Nach einiger Zeit tippte mir jemand vorsichtig auf den Kopf. Schniefend hob ich ihn an. „Du bist Binnie, stimmst?" fragte ein älterer Junge mit blonden Locken und dunklen Augen. Er hielt mir ein Taschentuch entgegen. „Changbin" erwiderte ich und nahm dankbar das Taschentuch entgegen. Ich wusste nicht wie man sich schnäuzt, daher wischte ich mir mit dem Tuch einfach übers Gesicht. „Ich bin Chan" sagte der Junge. „Willst du unser Aquarium sehen?" wollte er wissen. Schüchtern blickte ich auf mein Taschentuch. „Komm" er nahm mich an der Hand.

Wir wurden, trotz unserem Altersunterschied, sehr gute Freunde. Jeden Tag verbrachte ich mit Chan. Bis er in die Schule kam. Obwohl ich mir Anfangs etwas schwer tat fand ich neue Freunde. Darunter auch Woojin der mich weiterhin lange begleitete. Auch für uns begann einige Jahre später die Schulzeit. Jeden Tag lief ich den gleichen Weg nachhause. Mit Woojin und anderen alten Freunden hatten wir meist viel Spaß. Wir erzählten uns oft Witze sodass unser Lachen bis zu den höchsten Häusern in der Wohnsiedlung, die wir durchquerten, zu hören war. An einem Tag gab es an den Häusern Renovierungsarbeiten. Ich beobachtete die Arbeiter, Mein Blick fiel dabei auf ein Fenster. An diesem Fenster saß ein Junge mit blondem, lockigem Haar. Er kam mir bekannt vor. Ich wusste bloß nicht woher. Ein weiteres Mal sah ich ihn noch an diesem Fenster sitzen und dann nie wieder.

*

Als ich meine Augen aufschlug erwartete mich ein grelles Licht das direkt in meine Augen fiel. Schmerzend kniff ich die Augen zusammen. Als ich sie wieder öffnete gewöhnten sich meine Augen an das Licht. Ich wollte mich aufsetzen doch mein Körper war wie gelähmt, nur meinen Kopf konnte ich etwas nach links drehen. Was ich sah ließ mir wortwörtlich das Blut in den Adern gefrieren. Aus meinem Arm ragten mehrere Schläuche durch die eine blaue Flüssigkeit floss. Neben mir entdeckte ich zwei weitere Personen denen die gleichen Schläuche aus verschieden Körperteilen ragten. Mir wurde übel als ich sah wie blass sie waren, sie sahen kaum noch lebendig aus. Meine Kraft schwand und ich fiel zurück in die Dunkelheit.

„Changbin!" hörte ich von weit entfernt. „Mama?" krächzte ich. Ich fühlte mich unglaublich schwach. „Changbin!" hörte ich die Stimme wieder. Ich schlug meine Augen auf. Chan sah mich mit Tränen gefüllten Augen an. „Du lebst" erwidert er und berührt vorsichtig mein Gesicht. Obwohl ich vollkommen ausgelaugt war spürte ich, dass ich mich wieder bewegen konnte. Die Schläuche waren aus meinem Arm verschwunden. Ein Stück Stoff wurde provisorisch um die Stelle gebunden. Als ich an mir heruntersah merkte ich, dass ich nur eine Art Krankenhauskittel anhatte. „Changbin wir müssen hier raus" sagte Chan mit einer unglaublichen Angst in der Stimme. „Du kennst mich" sagte ich. Chan war also doch in mich verliebt, dachte ich. „Was? Das ist vollkommen egal wir müssen hier weg bevor sie dich finden" meinte er panisch. „Wer? Chan was ist hier los, bevor du mir nicht erklärst was hier los ist gehe ich nirgendwo hin" sagte ich ängstlich. Ich hatte das Gefühl keinem mehr vertrauen zu können. Chan atmete scharf ein. „Okay. Also diese Menschen die du hier siehst, sie wurden von einer Organisation gefangen. Sie entnehmen das Blut dieser Menschen um es teuer zu verkaufen. Seit Jahren versuche ich zu verhindern, dass sie an dich herankommen." schockiert starrte ich ihn an. Obwohl ich nicht verstand warum sie unbedingt mein Blut haben wollten, wurde mir mit Chans Worten so einiges klar. „Daher deine Verletzungen?" frage ich. er nickt. „Deshalb bist du mein Bodyguard?" Erst zögert erst, doch nickt auch dann. Ich kann es nicht fassen. Er ist Chan. Mein bester Freund aus dem Kindergarten. Er hat jahrelang versucht mich zu beschützen. Und das einzige was ich getan hatte war ihn als „merkwürdig und kalt" abzustempeln. „Aber wieso...das alles?" bringe ich entsetzt hervor? „Warum setzt du dein Leben für mich aufs Spiel?" Zum ersten Mal sah ich ihn verlegen „Weil du mir eben wichtig bist" murmelte er. Eine Welle von Wut, über mich selbst, erfasste mich. Wie konnte ich nur so sein? „Mach dir keine Vorwürfe" sagte er, wie als hätte er meine Gedanken gehört „Du wusstes ja nichts davon" ich konnte es nicht glauben. Konnte er mich wirklich so sehr lieben?

Es öffnete sich auf einmal eine Tür hinter uns. Schützend stellte Chan sich vor mich. Er würde sich gegen jeden stellen um mich zu beschützen, das war mir jetzt klar. Mit dem, der durch die Tür kam, hätte ich am allerwenigsten gerechnet. Felix. Bei seinem Anblick kamen mir die Tränen. „Wie konntest du mir das antun?" schrie ich trotz fehlender Kraft. „Changbin hör zu. Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe. Am Anfang wollte ich dich nur rumkriegen um dich hierher zu bringen doch in all der Zeit habe ich bemerkt, dass du mir wirklich wichtig bist. Bitte verzeih mir. Du hast keine andere Wahl" sagte er mit wahrem Schmerz in der Stimme. Ich wollte ihm kein Wort mehr glauben. Doch kurz darauf musste ich feststellen, dass er recht gehabt hatte, denn auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes befand sich eine Schiebetür die gerade begann sich langsam zu öffnen. Ich hatte keine andere Wahl.

In einer unvorstellbaren Geschwindigkeit war Chan an der Tür und sprang an ihr hinauf. Mit aller Kraft riss er den Bewegungsmelder von der Wand. Die Schiebetür war einen Spalt breit geöffnet doch das reichte nicht um einen der breit gebauten Männer auf der anderen Seite hindurch zulassen. „Changbin, geh mit Felix. Ich kümmere mich um die Typen." rief er mir zu. Nach allem was er für mich getan hatte, konnte ich nicht zulassen das er hier zurückblieb. Kraftlos eilte ich zu ihm „Nein, Chan. Es tut mir leid. Das alles! Bitte komm mit" zitternd zog ich an seinem Ärmel. Er lächelte mich beruhigend an. „Mach dir keine Sorgen um mich. Geh mit Felix, ich weiß das klingt verrückt aber er liebt dich wirklich." kommt tröstend über seine Lippen. „Und was ist mit dir?" fragte ich verzweifelt „Ich liebe dich auch" mit roten Wangen sieht er zu Boden. Ich biss mir auf die Lippen. Eine Träne floss mein Gesicht hinunter. Ich legte meine Hand unter sein Kinn und zog sein Gesicht zu meinem. Ich wusste, dass er sich niemals trauen würde das zu tun. Irgendwie musste ich mich bei ihm bedanken. Ich legte meine Lippen auf seine. Im ersten Moment konnte ich seine Verwunderung spüren, doch dann zog er mich in seine Arme und drückte sich eng an mich. Zum ersten Mal. Und es fühlte sich so an als wäre es auch das letzten Mal. In dem Moment als wir uns voneinander lösten wusste ich, dass es das letzte Mal sein würde. Seine Augen die mir immer nur kalt und verschlossen vorgekommen waren, strahlten Liebe und Wärme aus. Es war als wäre dieser Kuss der Schlüssel zu der Tür gewesen die immer geschlossen war. Jetzt war es zu spät. Ich konnte nicht mehr entdecken was sich hinter dieser Tür befand. Er hielt seine Tränen noch immer zurück. „Geh jetzt" flüsterte er traurig und ich lief zu Felix. Ein letzter Blick auf Chan bevor Felix mich eine Treppe hinaufzog und durch das komische Reisebüro nach draußen zog. Eiskalte Luft empfing uns. Ich nahm sie nicht wirklich war. Alles zog an mir vorbei. Meine Gedanken und die Geschehnisse zogen wie Nebelschwaden in meinem Kopf umher. Meine ganze Kraft verließ mich und ich fiel in mich zusammen. Felix fing mich sanft auf. Felix. War alles seine Schuld? Nein, wenn dann hatte ich Schuld. Plötzlich ertönte ein lauter Knall und das Reisebüro und alles was sich darunter befand fiel in sich zusammen. Mir wurde schwarz vor Augen.

You (Chanchang & Changlix)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt