Kapitel 8

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"Was sollte das jetzt?" zischte Felix, Chan zu und rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hüfte. Besorgt stürzte ich zu ihm um ihm aufzuhelfen. "Ich wollte dich nur schützen, Changbin" sagte Chan. Wut breitete sich in mir aus. "Hör auf dich in meine Angelegenheiten einzumischen. Tu das was mein Vater für nötig hält und achte darauf, dass mir nichts passiert aber lass mich in Ruhe, wenn es um meine eigenen Sachen geht." schrie ich. An seinen Augen konnte ich sehen, dass meine Worte ihm einen Stich versetzten. "Wenn du deinen Job so super machen willst, dann sei wenigstens pünktlich da" warf ich ihm aufgebracht vor. Erst da bemerkte ich seine aufgeplatzte Lippe und sein blaues Auge. "Ich will dir doch nichts Böses..." kam ihm leise über die Lippen und ich bildete mir ein, seine Verletzlichkeit in der leisen Stimme zu hören. Bevor ich ihm weiteres an den Kopf werfen konnte, war er schon zwischen den Sträuchern verschwunden. Für einen kurzen Moment sorgte ich mich um ihn. Ob ich zu hart war? Doch Felix, der mitfühlend seine Hand auf meine Schulter legte, ließ mich Chan sofort vergessen.

In die Schule ging ich an diesem Tag nicht mehr. Zwischen Felix und mir herrschte nach Chans Aufzug eine bedrückte Stimmung. Er brachte mich bis vor meine Haustür und ich verabschiedete mich betreten, winkend. Chan war in der Küche und bewegte sich keinen Zentimeter als er merkte, dass ich zurück war. Ich war mir sicher, seine Verletzungen hatten etwas damit zu tun, dass er in der Früh nicht da war. Ich fühlte mich etwas schuldig. Aus dem Badezimmer holte ich etwas Watte und Desinfektionsmittel. Vorsichtig lief ich in die Küche. Chan stand noch immer regungslos da und sah aus dem Fenster. "Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe" erwiderte ich fast schon lautlos. Seine Augen wanderten zu mir doch sein Blick war leer. "Nein, ich muss mich entschuldigen. Ich hatte nicht das Recht dazu, ihn zu schubsen. Dass ich heute Morgen nicht da war, tut mir auch wirklich leid" sagte er ernst. Ich blickte auf das Desinfektionsmittel und die Watte in meiner Hand. "Lass uns die Sache bitte vergessen. Mein Vater muss davon ja nichts wissen." sagte ich und wendete ihm meine Augen wieder zu. Ich ging zu ihm und zeigte ihm die Sachen in meiner Hand. "Deine Lippe sieht nicht besonders gut aus" sagte ich. Da er nichts weiter erwiderte, ließ ich einige Tropfen Desinfektionsmittel auf den Wattebausch fallen. Langsam aber Sorgfältig tupfte ich auf die wunde Stelle seiner Lippe. Mir stiegt auf einmal ein angenehm, süßlicher Duft von Mandarine in die Nase. Es musste Chans Parfum sein. Während ich vertieft darin war zu desinfizieren, bemerkte ich nicht Wie Chans Augen über mein Gesicht wanderten. Ich bemerkte sein Schlucken und meine Augen wandten sich seinen zu. Schnell sah er in eine andere Richtung. "Wir haben leider keine kleinen Pflaster aber du kannst dir sicher eins kaufen. Wäre sinnvoll Bei der Wunde" meinte ich. Er nickte und wandte sich dann ab. Ziemlich undankbar, dachte ich aber machte mir nichts weiter daraus.

Abends fiel ich erschöpft in mein Bett. Die verrückten Ereignisse schienen nicht enden zu wollen. Ich fragte mich, was morgen passieren würde. Nachdenklich lag ich in meinem Bett und das Referat kam mir wieder in den Sinn. Auf einmal wurde die Türklinke vorsichtig geöffnet Leise Schritte tapsten durch mein Zimmer. Ich atmete gleichmäßig um den Anschein zu erwecken, ich würde schlafen. Es war sicher mein Vater, der einen Blick auf mich werfen wollte. Er stand nun neben meinem Bett. Die nächsten zwei Minuten passierte nichts und ich beschloss meine Augen zu öffnen als plötzlich ein Rascheln ertönte. Mir wurde klar, dass er noch immer neben meinem Bett stand. „Was macht der denn so lange?" dachte ich genervt. Ich sollte mich das nächste Mal lieber nicht mehr schlafend stellen. Plötzlich spürte ich eine Hand an meiner Stirn die mir einige Strähnen aus dem Gesicht strich. Seit wann machte mein Vater sowas? Zuletzt kam er abends in mein Zimmer als ich sechs Jahre alt war. Ein leichter Duft von Mandarine schlich sich in meine Nase. Irgendwoher kannte ich diesen Geruch, doch woher?...plötzlich wurde es mir klar. Bang Chan. Ich konnte seine Fingerspitzen sanft über meine Wange streichen spüren. Ich verstand nicht was vor sich ging. Was tat Chan da!? Mein Herz klopfte und ich versuchte mit aller Kraft so zu tun als ob ich schlief. Seine Finger verschwanden wieder. Ich schluckte. Meine Decke wurde etwas angehoben und sorgfältiger um mich gelegt. Seine Hand lag auf meiner Schulter. Ich wagte kaum zu atmen. „Schlaf gut" hörte ich ihn leise flüstern. Chan zog seine Hand langsam zurück. Leise Schritte, liefen in Richtung Tür. Der Mandarinenduft hing für kurze Zeit noch in der Luft nachdem die Tür geschlossen wurde. Vorsichtig öffnete ich meine Augen. Chan. Mit meinen Fingern strich über die Stelle, an der Chan über meine Wange gestreichelt hatte. In meiner Brust breitete sich eine wohlige Wärme aus. Meine Ohren und Finger begannen zu kribbeln. Mein Herz klopfte etwas schneller. Woher kamen diese Gefühle auf einmal? Warum war Chan in meinem Zimmer? Ich konnte mir so vieles nicht erklären.

You (Chanchang & Changlix)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt