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"Sie hat mich zwar komplett auf die Palme gebracht aber ich mag sie. Also wirklich. Sie ist cool... Ich wäre furchtbar gerne mit ihr befreundet." Nach stundenlangem Ausweichen und Blauenfleckensammeln lag ich zusammen mit Lukas in der alten Güterhalle. "Befreundet? Mit ihr?" Er sah mich stirnrunzelnd an. "Ja.. Wieso denn nicht?", verwirrt setzte ich mich auf. "Vielleicht weil sie ein Vampir ist?! Du bist ein Nephilim da geht das nicht so leicht.", ich konnte die Empörung in seiner Stimme hören. Wie konnte ich auch auf so was kommen? Mit einem Vampir befreundet sein. "Ja aber wir sind doch auch Freunde..",stammelte ich und sah ihn mit großen Augen an. "Aber auch nur weil mein Zirkel mit euch zusammenarbeitet und ich genauso unter Kontrolle stehe wie du. Denkst du allen Ernstes sie hätten uns sonst auch nur ein Wort miteinander wechseln lassen?! Wenn ich einen Fehler mache, bin ich genauso tot wie du es bist! Sie dagegen ist frei. Kann tun und lassen was sie will. Das ist eine viel zu große Gefahr!", seine Stimme klang kühl, sehr untypisch für den immer herzlichen Surferboy. Ihm gefiel die Sache augenscheinlich ganz und gar nicht. Aber er hatte ja auch Recht. Trotzdem fand ich sie furchtbar cool und faszinierend. Sie war einfach toll und ich würde alles dafür tun um mit ihr befreundet zu sein. "Naja wie auch immer", seine Stimme würde wieder wärmer", ich muss jetzt dann los." "Jetzt schon?!", jetzt war ich empört. So früh ging er nie. "Ja es ist heute so ne komische Planetenkonstellation also wird ein Ritual durchgeführt", kam direkt seine Antwort. "Seit wann darfst du denn bei sowas mitmachen?" Er war ja genauso ein Außenseiter wie ich. Das erschien mir jetzt irgendwie nicht logisch. "Ich war halt brav. Solltest du auch mal versuchen" Sein übliches breites Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Oh mein Gott Glückwunsch. Also gehörst du jetzt endlich dazu?" Eigentlich war es ihm verboten Magie anzuwenden, dass er nun einem Ritual beiwohnen durfte war absolut neu, fast schon ein Ritterschlag. Ich freute mich so für ihn. Darauf hatte er sein Leben lang gewartet. Lächelnd fiel ich ihm um den Arm. "Das ist so wundervoll Luke.", flüsterte ich in sein Ohr und strich über seinen Rücken. "Du glaubst gar nicht wie sehr ich mich darüber freue Sam. Mein erstes Ritual. Ich bin so aufgeregt. A.. Aber was wenn ich versagte?" "Warum solltest du denn? Wenn du dir was in den Kopf gesetzt hast, hast du das noch immer geschafft. Das wird sich bei sowas doch nicht ändern." Ihr merkt schon, Mut machen ist meine absolute Stärke.. Nicht. So gerne würde ich Leute aufmuntern oder ermutigen, so wie Lukas es immer bei mir tat. Aber ich konnte sowas irgendwie einfach nicht. Alles was mir möglich war, war zuhören und sowas zu sagen wie 'wird schon alles gut' oder 'du schaffst das schon' und das war halt echt ziemlich wenig. "Danke, Kleine. Ich muss jetzt dann aber wirklich los.",er küsste leicht meine Wange und ging dann. "Schreib mir dann wie's war", rief ich noch hinterher, war mir aber nichtmal sicher ob er es noch gehört hatte. So nun war ich alleine, was sollte ich also machen. Musik hören was denn eigentlich sonst? Ich setzte meine Kopfhörer auf, machte ein Lied an und begann meinen Kopf im Takt zu bewegen.

'Take me I'm alive
Never was a girl with a wicked mind
But everything looks better when the sun goes down'

Ja sie hatte mich wirklich mit dieser Band angesteckt. Kein Wunder eigentlich, es lief stundenlang.

"You make me wanna die
I'll never be good enough
You make me wanna die
And everything you love will burn up in the light
And every time I look inside your eyes
You make me wanna die", sang ich leise vor mich hin. Ich wünschte ich könnte so gut singen wie sie. Langsam stand ich auf und ging zur Tür. Musik hören konnte ich ja eigentlich daheim auf meinem Bett auch. Muss ja nicht jeden Tag so spät sein dass ich heim komme. Mal ganz davon abgesehen dass ich heute möglicherweise mit Kochen dran war.

Als ich wenig später durch den Eingang der Akademie schlüpfte, wurde ich schon erwartet. "Ah Samantha gut dass du da bist. Wir müssen reden.", begrüßte mich ein hochgewachsener, schlanker Mann in schlichter weißer und hellblaue Kleidung. Seine Stimme war samtig und weich. Hellbraune locken rahmten sein Gesicht ein, welches aussah wie das einer Puppe und von zwei Saphirfarbenen Augen noch unterstrichen wurde. "Was ist so wichtig dass du es mir persönlich sagen musst, Raziel?", fragte ich den Engel kühl. "Es geht um deinen gestrigen Ausflug zu den Vampiren."

NephilimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt