1. Kapitel

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Louis' P.O.V.

Ich liege auf meinem Bett und lasse den Blick durch mein fast leeres Zimmer schweifen. Kartons, Kisten, zusammen gerollte Teppiche, kahle Wände. Nur meine Nachttischlampe brennt, ansonsten ist es dunkel. Ich bin einsam und allein, seit dem Umzug vor einer Woche. Jedenfalls kommt es mir so vor. Alles ist grau und trist. Ich habe noch nicht angefangen auszupacken, ich will einfach nicht.
Langsam stehe ich auf, gehe zum Fenster und starre hinaus auf die Straße. Es ist 19.00 Uhr und ich beobachte die Leute, die geschäftig durch die Gegend laufen, Kinder, die sich beeilen nach Hause zu kommen und einen Mann, der ganz langsam durch die Straße läuft. Er fällt mir auf, einfach weil er sich so anders verhält, als alle anderen. Er wirkt nicht gestresst, sondern verzweifelt, ohne Ziel, ohne richtigen Sinn im Leben... "Wie ich...", denke ich.
"Louis", erschrocken zucke ich zusammen, drehe mich aber nicht um. Ich sehe sie wegen des Lichts in der Scheibe. "Du hast mich erschreckt", murmele ich. Ich sehe sie lächeln, aber es sieht traurig aus. "Sorry", meint sie nur, ebenfalls leise murmelnd. Ich betrachte ihr Spiegelbild genauer: braune Haare, eine weiße Bluse, dunkle Jeans, schwarze Stiefel. "Sie ist schön...", ein einfacher Gedanke der mir durch den Kopf schießt, "fast so schön wie... Nein", ich unterbreche mich selbst und frage Eleanor: "Wie bist du rein gekommen?" "Das Management hat mir einen Schlüssel gegeben... Und..." sie stockt. "Na super", denke ich und drehe mich zu ihr um. Sie schaut beschämt auf den Boden, blickt dann entschuldigend zu mir auf und zuckt mit den Schultern "Du weißt schon..." "Ja ja schon klar..." Ich gehe auf sie zu und ziehe sie in meine Arme, erst zögert sie, dann allerdings erwidert sie es. Der Moment dauert nicht lang, jedoch erinnert er mich schmerzlich daran, warum sie hier ist. Versteht mich nicht falsch, ich mag sie wirklich und sie ist mir im Laufe der Zeit ehrlich ans Herz gewachsen, aber ich liebe sie eben nicht. Habe ich nie und werde ich auch nie. Auf jeden Fall nicht so, wie andere es gerne hätten. "Bist du bereit?", fragt sie zögerlich. Ich schüttele mit dem Kopf. "Lass uns trotzdem gehen." ...Meine Stimmung ist sowieso im Keller.
Wir steigen ins Auto und fahren zum Restaurant, wo das Management für uns einen Tisch reserviert hat. Gestern haben sie angerufen, es gäbe Gerüchte von einer Trennung zwischen El und mir, weswegen wir natürlich sofort springen durften und dafür sorgen müssen, dass diese verschwinden. Deswegen gehen wir jetzt zusammen essen und tun eins auf verliebtes Pärchen, obwohl wir beide was Besseres zu tun gehabt hätten. Eleanor auf jeden Fall. Ich hätte vermutlich in meinem Zimmer gesessen und nichts getan. Aber das wäre besser als das hier... Ich hatte das lügen so satt! "Was ist los, Louis?", ich höre, dass sie besorgt ist. Schaue sie aber einfach nur kurz an und sage nichts. Sie verstand, seufzt und schaut wieder aus dem Fenster. Nach ein paar Minuten bricht sie die Stille erneut: "Ich habe vorhin mit Liam telefoniert". Mein Kopf schnellt in ihre Richtung. "Wie geht es ihm?", frage ich. Meine Stimme zittert leicht, ich hoffe sie merkt nicht, dass ich nervös bin. "Guck bitte beim Fahren auf die Straße... Gut soweit...", aus dem Augenwinkel sehe ich, dass sich leicht lächelt und die Augen verdreht. "Louis? ...Er vermisst dich auch und demnach, was Li mir erzählt hat, geht es ihm genauso beschi...eiden wie dir!". Ich höre den Nachdruck in ihrer Stimme. "Wem?", frage ich möglichst dümmlich. In meinem Inneren zerreißt es mich allerdings schon bei der Vorstellung daran, dass Harry leidet. Aber wie sollte es auch anders sein? Ich weiß wie er empfindet, weiß dass es ihm genauso geht wie mir. "Harry natürlich, wem denn sonst? Außerdem hast du die anderen doch erst gestern noch gesehen!", meint Eleanor lächelnd. "Ja schon... aber" "Jetzt erzähl mir nicht, du würdest dich nicht über ein paar Tage ohne die drei Chaoten freuen! Den einzigen, ohne den du es nicht einen einzigen Tag aushalten kannst ist Harry." Beim letzten Satz wird ihre Stimme leiser und liebevoll. Wie gerne ich diese Frau doch habe. Ich weiß nicht warum, aber sie hat alles von Anfang an so akzeptiert, wie es war. Und es war nun mal nicht so, wie Modest! es gerne hätte. Ja, ich liebe Harry und er liebt mich. Und alles könnte schön sein, wenn sie nicht alles zerstören würden. Meine "Beziehung" mit El hatte ich vorher auch schon gehabt, bevor Harry und ich uns näher gekommen waren. Aber das Management hatte uns so viel Angst und Stress gemacht, dass wir gar keine Chance gehabt hatten unsere (vormals freundschaftliche) Beziehung ordentlich und ernsthaft vertiefen zu können. Wie ich sie doch hasse! Sie haben uns mit Terminen überschüttet. Interviews, TV-Auftritte, Konzerte... Es hörte gar nicht mehr auf. Dann haben sie für uns fünf neue Wohnorte organisiert, wo wir ruhiger und "besser" leben können. Das ich nicht lache, ohne Harry kann ich gar nicht leben! Der einzige Vorteil an meiner neuen Wohnung ist, dass die Medien bisher noch keinen Wind vom neuen Wohnort bekommen haben. Und ich so wenigstens ein paar Stunden am Tag meine Ruhe haben kann.
Die Stimme des Navis reißt mich aus meinen Gedanken. "Sie haben ihr Ziel erreicht." Wir fahren in die Tiefgarage des Restaurants und parken. Danach geht's zum Haupteingang, wo schon viele Reporter auf uns warten und wir sofort von den Blitzen der Kameras geblendet werden. Eleanor nimmt meine Hand und geht nah neben mir. "Welch ein "Zufall", dass die hier schon auf uns warten", flüstert mir El ins Ohr und ihre Stimme trieft vor Sarkasmus. Ich grinse, zwar nur ein wenig, aber ich grinse. Das erste Mal heute... und auch innerhalb der letzten Tage, soweit ich mich erinnere. Natürlich hat das Management ein paar Infos gestreut, alles andere wäre ja auch soo fatal gewesen (ich hoffe man hört meine Ironie genauso wie Els). "Sorry", kommt es noch von ihr, während sie auf unsere Hände blickt. Ich packe ihre Hand fester und versuche für die Medien ein Fake-Lächeln.
Wir gehen rein. Es ist ein einfaches Restaurant, nicht zu teuer, dafür aber seeehr lecker! Sofort bessert sich meine Stimmung etwas und ich merke, dass ich Hunger habe. Wir setzen uns an einen kleinen Tisch mit grauer Tischdecke und einem silbernen Kerzenständer. Ich liebe dieses Restaurant, weil jeder Tisch individuell ist. Ein riesiges Chaos, was sich aber zu einem wunderschönen Gesamtbild zusammenfügt. Einige Reporter fotografieren durch die Scheibe hindurch, aber ich versuche sie so gut es geht zu ignorieren. Nach ein paar Minuten frage ich sie leise: "Wo ist sie? Hast du sie schon gesehen?", El sieht sich unauffällig um. "Nein", meint sie leise und lässt ihren Blick durch den Raum schweifen. "Vielleicht ist es diesmal auch jemand anderes..." Normalerweise werden wir bei solchen Aktionen nämlich immer beobachtet, damit wir keinen "Blödsinn" machen können. Ihr iPhone piept, als sie drauf guckt, erstarrt ihr Gesicht. "Was ist los, Eleanor?", frage ich beunruhigt. Unauffällig schiebt sie mir ihr Handy hin, damit ich die SMS lesen kann:
"REDEN, kein Small-Talk, das sieht aus, als ob ihr euch hier zum 1. Mal in eurem Leben seht -.-"
Ich schiebe ihr das Telefon zurück. "Lass mich raten, 'Unbekannt'?" Sie nickt und verzieht den Mund. Ich beuge mich zu ihr: "Wichser!" Sie kichert. Ein paar Sekunden später piept ihr Handy erneut:
"akzeptabel"
Wir brechen beide in Gelächter aus. "Hören kann er uns auf jeden Fall nicht", prustet sie. Jetzt habe ich auf jeden Fall bessere Laune und Eleanor scheint es genauso zu gehen. Sie ist auf jeden Fall nicht die schlechteste Gesellschaft. "Aber auch nicht die Beste...", meldet sich meine innere Stimme. Stimmt wohl. Wir unterhalten uns über Gott und die Welt, wie man immer so schön sagt, und genießen das leckere Essen. Unseren gruseligen, unsichtbaren Begleiter scheint unser Verhalten auf jeden Fall zufrieden zu stellen, denn er meldet sich nicht nochmal.
Als wir gehen ist es schon recht spät und kühl, weswegen ich meinen schwarzen Mantel enger um meine Schultern ziehe. "Ich frage mich wirklich wer es war", meint Eleanor plötzlich. "Ich mich langsam nicht mehr", meine ich nur kurz und steige in den Wagen. Ich habe dieses ganze Theater einfach nur satt. Es wird immer schlimmer, erst das Verbot, dass Harry und ich nicht so eng befreundet sein durften, dann die Sache mit Haylor, die ganze Geschichte mit Eleanor und mir, die Unterbindung der Beziehung zwischen Hazza und mir. Und dann kam der Umzug, die Verteilung von uns fünf auf möglichst weit voneinander entfernte Stadtteile Londons. Der Umzug hat eh alles noch schlimmer gemacht, wenn nicht komplett zerstört. Ich habe meinen Harry alleine gelassen, als er mich am meisten gebraucht hat. Ich hatte keine Wahl und trotzdem bin ich Schuld an seinem Leid. Und ich habe schreckliche Angst um ihn, davor was er tun könnte, wie er werden könnte. Ich kenne ihn doch: Den großen Jungen, der sie alle bekommt, der jeden um den Finger wickelt aber eigentlich nur geliebt werden möchte. Der, der ausrastet, wenn man seine Frisur zerstört, der, der es liebt einfach mal einen Tag lang nur Filme zu schauen und nichts zu tun. Aber ich kenne auch die Seite von Harry mit seinem riesigen Gewissen. Wo er sich ständig Gedanken über alles und jeden machen muss, nicht verstehen kann, wenn Menschen schlecht über ihn oder uns reden. Die Seite mit seinem riesigen Herzen, welches ich über alles liebe. ...Und immer lieben werde... Natürlich kenne ich ihn, er ist schließlich mein bester Freund! "...gewesen, schließlich darfst du nichts mehr mit ihm unternehmen, ihm nicht zu nahe kommen.", meine innere Stimme hat recht, leider. Ich glaube, dass das alles hier unsere Freundschaft zerstört hat. Nicht die ganze, aber sie ist nicht mehr die, die sie mal war. Sie ist oberflächlich geworden. Wenn ich heute ein Problem habe kuschele ich mich nicht mehr an Harry, sondern rede mit Liam. Und Harry kommt auch nicht mehr zu mir, rollt sich in meinem Bett zusammen und erzählt, was ihn bedrückt. Harry geht zu Zayn... glaube ich jedenfalls.

Plötzlich realisiere ich, dass wir schon in meiner Straße sind. Ich halte den Wagen an und sehe zu Eleanor, die auf dem Beifahrersitz sitzt. Langsam dreht sie den Kopf in meine Richtung. Ich starre sie nur an. "Ich habe mir ein Taxi bestellt, das bringt mich nach Hause." "Du hättest auch im Gästezimmer bleiben können...", sage ich, allerdings nur aus Höflichkeit. Ich möchte einfach nur noch ins Bett und mir die Augen aus dem Kopf heulen, so wie jeden Abend. Sie schüttelt den Kopf: "Schon okay, Lou!" Wir steigen beide aus dem Wagen, danach umarme ich sie kurz. "Gute Nacht, wir sehen uns morgen." "Gute Nacht.", ich ringe mir ein Lächeln ab und gehe ins Haus. Als erstes laufe ich in der ganzen Wohnung umher und ziehe sämtliche Vorhänge zu, aus Angst irgendwelche Paparazzi könnten mich entdecken. "Gott bin ich ein Angsthase..." Danach lasse ich mir ein heißes Bad ein. Normalerweise entspannt mich das total, heute jedoch nicht (genau genommen die letzten Tage und Wochen auch schon nicht). "Scheiß Management, solche Stalker!", fluche ich leise bei dem Gedanken an das Abendessen vor mich hin. Ich habe Eleanor nicht verdient, habe nicht verdient, dass sie so nett zu mir ist. Sie sollte die Chance haben sich einen Kerl zu suchen, der sie aufrichtig liebt und sollte nicht meine Freundin spielen müssen, nur weil ich es nicht hinbekomme ordentlich zu lügen. Denn das müsste ich, müssten WIR, wenn El nicht wäre. Vielleicht wären Harry und ich dann zusammen, ernsthaft zusammen, aber wir dürften das niemals öffentlich machen. Ob ich es allerdings überhaupt öffentlich machen wollen würde, war ein anderes Thema worüber ich mir noch nie wirklich Gedanken gemacht hatte. Es war ja eh unrealistisch, dass aus mir und Harry etwas Ernsthaftes wurde. Frustriert seufze ich auf.
Ich ziehe mir meine Schlafshorts an und lege mich unter die dicke, warme Decke. Bevor ich das Licht ausmache, schaue ich noch kurz auf mein Handy: Keine neuen Nachrichten. Etwas enttäuscht, dass sich niemand bei mir meldet bin ich schon. Aber mich vermisst scheinbar niemand. Allerdings schreibe ich El noch kurz eine SMS, weil ich das Gefühl habe ihr etwas schuldig zu sein.
"Danke, dass du das tust!!! ;*"
" gerne (:"
Als letztes schaue ich noch in meine Kalender App: Morgen um 12.00 Uhr haben wir eine Probe für unser nächstes Konzert und danach ein Treffen mit dem Management. Eleanor wird mich "begleiten". Darauf habe ich logischerweise genauso viel Lust, wie auf das Essen heute Abend, aber ich freue mich ehrlich darauf die Jungs zu sehen, vielleicht bringen sie mich auf andere Gedanken. Besonders freuen tue ich mich aber auf meinen Hazza und dass der mich ablenkt, das weiß ich zu 100%.

©06.01.2015

and this is our life - a Larry Stylinson short storyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt