Kapitel 6

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,,Alsoooooo... Und was nun?"

Still liefen ich und Nagito neben einander her, während uns die kalte Luft um die Ohren sauste.
Irgendwann wurde mir dieses Schweigen dann doch zu viel und ich musste irgendetwas unternehmen. Schließlich würde uns diese Stille sonst beide noch umbringen.

,,Naja... Wir könnten doch in die Innenstadt gehen. Vielleicht findet sich da etwas Interessantes was wir machen könnten...", sagte der weißhaarige, junge Mann neben mir und zeigte in Richtung der Häuser.

,,Klingt ganz akzeptabel."
Leise vergrub ich mein Gesicht in meinem Rollkragen während mich mein Mitläufer dabei beobachtete.

,,Ist etwas?", fragte ich ein wenig verwirrt.

,,N-Nein... Es ist nichts."
Und da war es wieder. Dieses Ach so niedliche, schüchterne Lächeln auf seinen Lippen.

・・・

,,Schau mal Hinata-kun! Ist das nicht der Weihnachtsmarkt da vorne!?"
Wild fuchtelnd und mit den Armen gestikulierend schoss sein Finger in die Richtung der vielen kleinen Stände und dem großen, wunderschön, geschmückten Baum.
Tatsächlich war das der Weihnachtsmarkt in unserer kleinen Stadt. Dabei wusste ich noch nicht einmal, dass der jetzt schon offen hatte...

,,Können wir bitte dahin gehen?, fragte mich Nagito aufgeregt. Seine Wangen waren puterrot und seine Augen glänzten wie bei einem kleinen Kind, welches gerade eine Tonne Süßigkeiten in die Hand gedrückt bekommen hatte.
Ich musste leise auflachen bis ich schließlich ein kleines Nicken zu stande brachte.

Sofort kam mir der Duft von Glühwein und gebrannten Mandeln entgegen, als er mich, an der Hand, durch die Menschenmenge zog. Überall waren kleine Lichter und Dekorationen aller Art angebracht, welche leuchteten und funkelten während wir an ihnen vorbei stürmten.
Leute aller Altersstufen fielen mir ins Auge und manche schenkten mir sogar ein nettes Lächeln als Wilkommensgeste welches ich nur zu gerne erwiderte.
Meine Laune, welche sowieso schon ziemlich gut war, seit dem wir aufgebrochen waren, hob sich nur noch ein kleines Stück mehr, als wir an einem kleinen Stand ankamen, an dem Kristalle und Schmuck verkauft wurden. Vielleicht sah man mir das nicht an, aber ich war leidenschaftlicher Sammler. Kristall-Sammler um genauer zu sein.
Mich faszinierten einfach nur, immer wieder aufs Neue, die verschiedenen Festkörper in ihren prächtigen Farben und Formen.
Wieso aber ausgerechnet Nagito mich hier her verfrachtet hatte wusste ich nicht. Wusste er etwa, dass ich sie sammelte? Aber er konnte sie doch garnicht in meiner Vitrine gesehen haben... oder... ?

,,Hey Hinata-kun..."
Ich sah auf nur um auf einen kleinen Gegenstand, einen Anhänger, zu blicken, welcher Komaeda mir gerade entgegen hielt.
Es war ein Rubin. Mein Geburtsstein.
(Da kein Datum im Internet steht, wann Hinata Geburtstag hat, habe ich mir was eigenes ausgedacht)
Ich hatte im Juli Geburtstag und die Kette, welche er mir gerade entgegen hielt, hatte einen kleinen Rubinstein als Anhänger welcher an feinem Gold befestigt war, damit er nicht lose herum hing. Noch nie habe ich so eine feine und wunderbare Arbeit betrachten dürfen.
Langsam nahm ich den kleinen Stein zwischen meine Finger und konnte meine Augen garnicht mehr von ihm lassen.

,,Gefällt er dir?"
Ich schreckte kurz hoch, als ich Nagitos raue, tiefe Stimme an meinem Ohr hörte.
Plötzlich war er mir so unglaublich nah.
Wie war er mir so schnell so nahe gekommen?

,,Weißt du, dass die Farbe Rot ursprünglich für Liebe, Leidenschaft und Romantik steht?"

Unsere Oberkörper konnten sich berühren und ich musste schwer schlucken, denn mir wurde erst jetzt sperrlich bewusst, dass mein Gegenüber mir doch tatsächlich um einige Zentimeter im Voraus war.
Seine Finger glitten zu dem Stein, welchen ich immer noch fest hielt.
Es war so, als würde man tausende von kleinen Stromschlägen, in einer enormen Geschwindigkeit, durch meinen Körper befördern als sich unsere Fingerspitzen berührten.
Meine Atmung verschnellerte sich rapide und meine Augen ketteten sich an das wunderschöne grün-grau Komaedas, welcher keine Anstalten machte, einen Schritt zurück zu gehen.
Es war so, als stände eine andere Person vor mir. Das war definitiv nicht der Nagito, den ich kennen gelernt hatte. Dieser hier hatte keine sanfte, scheue Stimme oder dieses freudige Glänzen in den Augen. Dieser hier hatte eine so tiefe und raue Stimme, dass es mir mit einem angenehmen Schauer den Rücken hinunter lief. Seine Augen schienen mit jeder Sekunde dunkler und dunkler zu werden, obwohl das physikalisch nicht einmal möglich war. Sie ketteten mich fest und hielten mich davon ab, in eine andere Richtung zu schauen.
Die Atmung von uns beiden, war schwer... Sehr langsam. Die kleinen Wölkchen welche eigentlich in der Kälte entstehen sollten, waren schon garnicht mehr zu sehen.

Ich wollte mich umdrehen und weg gehen. Irgendetwas tun. Ihn schupsen, anschreien, schlagen... Küssen...?

Aber bevor ich noch näher auf diesen Gedanken eingehen konnte räusperte sich der Verkäufer des Standes.
Ziemlich peinlich berührt ging ich einige Schritte nach hinten und rieb mir den Nacken.
Das war ja mal.... Eine tolle Aktion... Garnicht komisch oder so... Nein...

Nagito, welcher wieder ganz der alte zu sein schien, brach in schallendes Gelächter aus und wischte sich seine imaginären Lachtränen weg.

,,D-Du hättest mal dein Gesicht sehen sollen Hinata-kun PAHAHAHA!"

Und leider, so ernst ich auch in dieser Situation bleiben wollte, konnte ich es nicht. Leicht mit dem Kopf schüttelnd und wahrscheinlich knallrot musste ich, also, mitlachen.

𝐊𝐨𝐦𝐚𝐇𝐢𝐧𝐚 ¦ 𝐒𝐓𝐑𝐀𝐍𝐆𝐄 𝐍𝐄𝐈𝐆𝐇𝐁𝐎𝐔𝐑𝐒 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt