Kapitel 27

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Hinatas POV:

Die kalte Abendluft flog uns um die Ohren, während die Blätter der Bäume im Laternenlicht raschelten und die Uhus ihr abendliches Stündchen sangen. Haru und ich hatten uns auf den Weg gemacht, um etwas frische Luft zu schnappen.
Wahrscheinlich tat es uns beiden ziemlich gut nachdem die letzten Tagen so viel passiert war.

Nagito war vor einigen Stunden schon nach Hause gegangen und hatte mich auch die restliche Zeit, während meines mentallen Zusammenbruchs, unterstützt. Langsam bekam ich das Gefühl in die Klinik eingeliefert werden zu müssen. War das gesund? Oder lag das am Stress? Konnte ich überhaupt alles auf den Stress schieben?

Meine Hände tief in den Taschen meines Mantels vergraben lächelte ich stumm vor mich hin.

,,Wieso grinst du denn schon wieder so?"
Ein belustigter Haruki lief gut gelaunt neben mir her, während seine Musik, durch die Kopfhörer, welche er trug, sogar meine Ohren erreichte. Schnell nahm er einen der Stöpsel raus und drehte ihn, wie ein Lasso, in seiner Hand umher.
Anscheinend ging es ihm gesundheitlich wieder um einiges besser. Die Ärzte konnten ihn wieder auf die richtige Bahn bringen und gaben ihm extra Schmerzmittel mit, damit er im Fall der Fälle etwas hatte, um die aufkommenden Qualen zu besämpftigen.

,,Ach weißt du... Es ist erstaunlich wie viele Menschen auf dieser Welt, heimlich, in einander verliebt sind und es voreinander verheimlichen.", beantwortete ich seufzend seine Frage. Dass ich über meine eigene psychische Gesundheit nach grübelte musste er ja nicht unbedingt wissen.

Mit halb offenem Mund und sperrweiten Augen starrte er mich an.
Unsere Schritte halten auf den ruhigen Kieswegen wieder und meine Gedanken fuhren ihre ganz eigenen Wege.

Nach kurzer Zeit der Bewunderung nickte Haru.
,,Du hast Recht."

Erneut liefen wir stumm nebeneinander her. Keiner von uns beiden hatte Lust, den Gedanken auszusprechen, welcher uns als nächstes, gleichzeitig, in den Kopf schoss.

,,Morgen fahre ich ab..."
Ergeben schlug Haruki den Kragen seiner Lederjacke hoch um seinen Nacken warm zu halten.

,,Ich weiß.", war momentan die einzige Antwort, welche ich geben konnte.

Es war traurig und schmerzte. Wo war die ganze Zeit abgeblieben?

,,Morgen Abend kommt mein Zug... Ich hätte auch die Option nehmen können, erst übermorgen ab zu reisen doch wäre mir da mein Arbeitsplan im Weg gewesen..."

,,Mhm... Und um welche Uhrzeit kommt denn dein Zug? Hast du schon nach geschaut?", stumm sah ich auf unsere Füße.

,,Ja. Er müsste um halb Zehn abends kommen, wenn ich mich nicht irre."

Erstaunt hob ich den Kopf.
,,Aber dann kommst du ja irgendwann mitten in der Nacht Zuhause an. Meinst du nicht, dass das ein wenig ungeschickt ist?"

,,Nein. Es ist alles gut. Ich hab sowieso noch zutun."

,,Zutun? Was kann man bitte mitten in der Nacht so wichtiges zutun haben?", fragte ich lachend und sah zu Haru hinauf.

,,Proben."

Seine tiefe Stimme klang wie eines der selbstverständlichchsten Dinge auf diesem Planeten, als dieses eine Wort seine Lippen verließ.

,,Proben?"
Ich war verwirrt. Nicht nur, weil Haru es anscheinend nötig hatte nachts zu proben, sondern auch, weshalb er überhaupt Proben musste. Für was?

,,Ach ja... Da fällt mir ein-", fing er an und lächelte beschämt in die Wäsche hinein.
,,Ich habe dir ja noch gar nicht erzählt gehabt, als was ich eigentlich tätig bin..."

𝐊𝐨𝐦𝐚𝐇𝐢𝐧𝐚 ¦ 𝐒𝐓𝐑𝐀𝐍𝐆𝐄 𝐍𝐄𝐈𝐆𝐇𝐁𝐎𝐔𝐑𝐒 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt