Kapitel 17

330 26 19
                                    

Hinatas POV:

Jetzt musste ich ihm das nur gut erklären und dann wird das schon...!

Nachdem Nagito, bis vor einigen Minuten, in Tränen ausgebrochen war, hatte ich ihm in der Zwischenzeit heißen Kamillentee mit Honig, zur Beruhigung, gemacht. War ein kleines "Geheimrezept" meiner Großmutter gewesen und hatte, mir selber, schon in ziemlich vielen Situationen ziemlich gut weiter geholfen.

Währenddessen saß der Albino schnaubend und schluchzend auf der Couch und versuchte sich an den TV-Shows sattzusehen, in der Hoffnung, er würde sich auch frühzeitig wieder aufsammeln können.

Es tat mir verdammt weh, ihn so sehen zu müssen, denn ich musste offen und ehrlich sagen, dass ich diesen Mann, in der ganzen Zeit, seit dem ich ihn schon kannte, kein einziges Mal heulen gesehen habe.

Ich wusste natürlich, dass es früher oder später passieren würde, denn schließlich war Nagito auch nur ein Mensch mit Haut, Knochen und Gefühlen sowie einem Herzen, doch ich hatte mich nicht auf diesen psychischen Schmerz vorbereiten können, welcher mir nun zu schaffen machte.

Seufzend presste ich den kleinen Teebeutel, mit dem Löffel, aus und warf ihn in den Restmüll.

Kann ich nicht irgendetwas tun... Damit es ihm besser geht...? Irgendwas, damit er sich nicht die Schuld in die Schuhe schob...? Er tat doch nichts falsches... Oder?

Vorsichtig nahm ich den Honigbehälter aus dem Schrank und hielt schnell den, schon benutzten, Teelöffel unter den warmen Wasserstrahl, nur um ihn dann wieder abtrocknen zu dürfen.
Leise musste ich kichern.

Ich mach mir das Leben echt selber schwer...

Nachdem ich einen guten Schuss Honig in die heiße Flüssigkeit befördert hatte, räumte ich schnell die restlichen Sachen auf, welche ich nicht mehr benötigte und nahm dann, danach, vorsichtig die brennendheiße Tasse Tee zur Hand um sie ins Wohnzimmer, an den Esstisch, zu bringen.

Jetzt nichts verschütten... Nichts verschütten... Nichts... Verschütten...

Ob ihr es glaubt oder nicht aber sogar so eine einfache Aufgabe fiel mir schwer. Eine verdammte Tasse Tee auf den Tisch zu stellen...
Manchmal frage ich mich bis heute noch, wie mich meine jetzige Arbeitsstelle, im Café, aufnehmen konnte...

Nagitos Kopf schoss in meine Richtung und blieb an mir hängen. Ich hatte sein Getränk erfolgreich platzieren können, OHNE ein totales Desaster daraus zu machen.

Alter bin ich stolz auf mich.. Haha...

,,Hinata-kun...? Hast du durst? Wieso hast du mir nichts gesagt? Ich hätte au-"

,,Nein du Blödmann. Das ist für dich. Setz dich und trink solange es warm ist. Es wird dich beruhigen. Wirst sehen.", sagte ich sanft, während ich auf ihn zu lief und meine Hand ausstreckte, damit er leichter, von der Couch, aufstehen konnte.

,,F-Für mich... Aso...", brachte er kleinlaut heraus. Seine Arme waren um eines meiner flauschigen Kissen gewickelt und seine Wangen, sowie Augen, waren rosa und angeschwollen vom ganzen Weinen.
Wenn nicht so eine bedrückende Stimmung in der Luft liegen würde, hätte ich sogar gesagt, dass er, momentan, so verdammt niedlich aussah. Aber ich ersparte mir dieses Kompliment.

Vielleicht will er das grade ja nicht hören...

Mein Arm war immer noch nach seiner Hand ausgestreckt.

,,Nah komm schon.", ermutigte ich ihn.

,,O-Ok...", sagte er und nahm letztendlich meine Hand in seine, um sich an dieser hoch zu ziehen.
Augenblicklich durchfuhr mich ein enorm starker Stromschlag. Durch diese plötzliche Tatsache zuckte ich leicht zusammen und schluckte schwer.

Es war kein schlechtes Gefühl. Auf keinen Fall. Es war viel mehr dieser Adrenalinkick, den man bekam, wenn man in einer Achterbahn saß oder diese Schmetterlinge im Bauch, welche man bei Vorträgen und Präsentationen immer hatte.

...Woah...

Und kaum hatte ich mich versehen stand dieser "Riese" schon auf den Beinen. Für meinen Geschmack viel zu nah, falls ihr mich fragt...

... Wirklich zu nah...?

Mein Blick lag auf seinen betonten Schlüsselbeinen und meine Nase nahm diesen Geruch wahr...
Augenblicklich fing ich zu zittern an.

Wieso zur Hölle zitterte ich jetzt...!?

,,Hey..."

Nagito sah mich aus verwirrten Augen an und nahm mein Kinn in seine Finger.
Ich musste hoch schauen, ob ich wollte oder nicht.

,, ...bist du nervös Hajime? Hast du Angst...?"
Er kam immer näher und näher... Gänsehaut machte sich breit, als seine Lippen meine Ohrmuschel streiften.
,,Oder gefällt dir meine Anwesenheit...?"

Meine Atmung ging unregelmäßig. Ich wusste das, denn das Atmen fiel mir, gerade, verdammt schwer.

,,I-Ich..."

... W-Was!? Ich kenn das doch.
Das ist wie damals... Als wir auf dem Weihnachtsmarkt gewesen waren... Da hatte er genau so eine Nummer abgezogen nur jetzt... Sind wir... Komplett alleine...!?

Ich versuchte mir alle möglichen Theorien im Kopf auszumalen, wieso Nagito plötzlich so komisch war... Sich so benahm.
Gerade war er doch noch ein Häufchen Elend?!
Und vorallem versuchte ich gerade noch heftiger zu verstehen, wieso mir diese dominante Seite an meinem besten Freund auch noch gefiel.

,,Hm? Ich hör dich nicht Baby..."

B-Baby!!?

,,N-Nein... J-ja... Was...? Was ist plötzlich los... G-Gerade warst du noch-"

,,Traurig? Am heulen? Nicht ansprechbar? Ach Darling. Langsam solltest du mich kennen...", sagte er amüsiert, während seine Hand von meinem Kinn zu meiner Wange glitt.
Mit seiner anderen Hand umschlang er meine komplette Hüfte und zog mich noch näher an sich heran.

... Seit wann diese Spitznamen!?

,,Nagito... Ich... K-Kannst du mich loslassen...?", fragte ich möglichst ruhig, was wahrscheinlich wie das komplette Gegenteil rüber kam.

,,Loslassen...?"
Sein Lächeln bohrte sich in meine Seele rein, bis es in innerhalb von 0,5 Sekunden zu einer ernsten Miene wurde und meine Gänsehaut nur noch schlimmer machte.

,,Nö.", sagte er stumpf und starrte mich weiterhin an.
,,Wieso sollte ich...? Du bist so niedlich... Weißt du das? Ich hab dir das noch nie richtig gesagt oder? Vorallem wenn du total rot wirst, wie jetzt zum Beispiel...", kicherte er amüsiert und streichelte mein Gesicht.

... Dieser Mensch besaß Stimmungschwankungen... Unglaublich...

,,N-Nagito. Ich mein's ernst... Lass bitte los..."

Und schon wieder dieser Blick. Dieser ernste, eiskalte, welcher einem durch Mark und Knochen fuhr.

,,Ich lass dich unter einer Bedingung los, ok?"

Stumm nickte ich und sah nun auf seinen Nacken, während ich schwer schlucken musste.

,,Versprich mir Hinata..."

Sein Griff um meine Hüfte verstärkte sich.

,, ... Du wirst immer nur mir gehören, Ja? Du würdest doch niemanden betrügen, hab ich Recht...?", fragte er ruhig. Fast schon zu ruhig.

Meine Eingeweide zogen sich zusammen und überschlugen sich, als ich erneut in diese toten und gleichzeitig leidenschaftlichen Augen blickte.

Er meint das Ernst... Toternst...

Das einzige was ich noch tun konnte, war einfach nur zu nicken. Wie hypnotisiert standen wir da und starrten uns an, bis Nagito plötzlich, einfach so, wieder von mir abließ und sich stumm auf den Stuhl, des Esstisches setzte. Wie als wäre nie was gewesen, fing er an, seinen, nun lauwarmen, Tee zu trinken, während ich immer noch mit meinen Nerven zu kämpfen hatte.

Hatte dieser Mensch mich gerade zu seinem Eigentum gemacht...? Und habe ich auch noch zugestimmt!?
Ich bin doch kein Tier!
Jetzt muss ich mir wohl auch Tee machen... Was zur Hölle... Ich... Ich hab Kopfschmerzen...

𝐊𝐨𝐦𝐚𝐇𝐢𝐧𝐚 ¦ 𝐒𝐓𝐑𝐀𝐍𝐆𝐄 𝐍𝐄𝐈𝐆𝐇𝐁𝐎𝐔𝐑𝐒 ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt