❝ 𝐅𝐨𝐫 𝐧𝐞𝐯𝐞𝐫 𝐰𝐚𝐬 𝐚 𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 𝐨𝐟 𝐦𝐨𝐫𝐞 𝐰𝐨𝐞 𝐭𝐡𝐚𝐧 𝐭𝐡𝐢𝐬 𝐨𝐟 𝐉𝐮𝐥𝐢𝐞𝐭 𝐚𝐧𝐝 𝐡𝐞𝐫 𝐑𝐨𝐦𝐞𝐨. ❞
Das Mädchen mit dem silberblonden Haar machte ihrem Familiennamen Malfoy alle Ehre. Camille Malfoy war stolz, wohl erzogen...
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• Camille Malfoy •
„For a highly sensitive person, a drizzle feels like a monsoon."
Der Regen peitschte gegen die Fassade der Kutsche, welche die Schüler von einer unsichtbaren Macht gezogen direkt zum Schloss bringen sollte. Camille hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft, sich in dessen trockenes Inneres zu flüchten, ehe sie direkt in den Wolkenbruch geraten wäre. Sie wollte gar nicht wissen, wie die Erstklässler, denen die Vertrauensschüler soeben in die Bote geholfen hatten, es schaffen wollten Hogwarts trocken zu erreichen.
Durch die nasse Scheibe konnte die Slytherin einen dunklen Schemen ausmachen, der sich in ihre Richtung schleppte. Ohne nachzudenken öffnete sie die Tür, es war ihr in diesem Moment erstaunlicherweise herzlich egal, dass der kalte Wind ihre seidigen Haare durcheinanderwirbelte. „Probier es mal mit repello pluvia!"
Regulus hielt für den Bruchteil einer Sekunde inne und sah sie aus der Ferne stirnrunzelnd an, ehe er tat, wie ihm gehießen. Bereits wenig später hielt er seinen Zauberstab, wie einen Regenschirm über sich und stieg keuchend zu der Blondine ins warme trockene Innere der Kutsche, welche sich in jähem Moment in Bewegung setzte, als hätte sie bloß noch auf den jungen Black gewartet.
Sein dunkler Umhang tropfte auf das dunkle Holz und mit seinen grauen Augen, die so stürmisch wie die Nacht selbst wirkten, musterte er Camille durchdringend. „Danke."
„Irgendjemand schien dich daran erinnern zu müssen, dass du ein Zauberer bist", erwiderte sie schmunzelnd, was Regulus ein pikiertes Lächeln entweichen ließ. Er begann an dem Saum seiner Uniform herumzufummeln und Camille begann sich zu fragen, ob es ihn nicht störte, dass diese bis ins Innere durchgeweicht war. Die Frage danach verkniff sie sich allerdings.
Während der Fahrt spürte die Blondine immer wieder Regulus nachdenklichen Blick auf sich ruhen. Unter normalen Umständen hätte sie dies nicht gestört, doch in jenen grauen Augen lag so offensichtlich etwas, was ihn beschäftigte und kurz bevor die Lichter des Schlosses auftauchen sollten, rückte er schließlich mit der Sprache heraus: „Darf ich dich etwas fragen?"
Camille nickte. „Tu dir keinen Zwang an."
Zögernd sah er aus dem Fenster, leckte sich über die Lippen und wandte sich ihr dann wieder zu. „Warum sprichst du plötzlich wieder mit mir? Wenn unsere Eltern..."
„Unsere Eltern haben damit gar nichts zu tun", erwiderte sie stumpf und grub ihre langen Fingernägel in ihren Unterarm. Eine lästige Angewohnheit, die ihre Mutter ihr des Öfteren schon hatte austreiben wollen, da diese unschöne Narben hinterlassen würde. Doch wenn Camille nervös wurde, konnte sie nichts dagegen tun. „Ich denke einfach, dass wir alt genug sind, um das alles hinter uns zu lassen. Immerhin hast du in den letzten Jahren bewiesen, dass du nicht wie Sirius bist."
Regulus' Kiefer spannte sich an. „Warum müssen mich bloß immer alle mit Sirius vergleichen." Zwar hauchte er diese Worte bloß, doch sie hatte jedes davon verstanden und bereute ihre eigenen im selben Moment. „Jeder zweifelt mittlerweile an den Erziehungsmethoden von Orion und Walburga Black. Ein Kind aus einer solch mächtigen Familie entscheidet sich nicht ohne Grund gegen diese und stattdessen für weitaus weniger einflussreiche Zauberer. Da liegt es bloß nahe, dass du es ihm gleich tust. Ich weiß noch wie nah ihr euch damals gestanden habt. Du und Sirius."
„Du kennst mich wirklich so überhaupt nicht mehr", schnaubte der Dunkelhaarige kopfschüttelnd und sah betreten aus dem Fenster. „Dass du wirklich so etwas von mir denkst."
„Nun, von Sirius habe ich das auch nicht gedacht", gab Camille zunehmend verärgert zurück, sodass sich ihre feine Nase kräuselte und ihre türkisblauen Augen sich zu Schlitzen verrenkten. Regulus war schon immer ziemlich schnell eine beleidigte Leberwurst gewesen und hatte viel zu oft zu viele Dinge zu persönlich genommen. So war es auch jetzt, denn er sah sie bei seinen nächsten Worten gar nicht mehr an. „Es gab genügend Anzeichen", war seine trockene Antwort und auch die letzte für den Rest der Fahrt.
Durch die verregneten Fensterscheiben konnte Camille die verschwommenen Umrisse des Schlosses ausmachen und auch wenn sie es nicht richtig erkennen konnte, war sie doch wie jedes Jahr wieder von dessen Anblick verzaubert. Während die beiden Vertrauensschüler ausstiegen und Zuflucht vor dem Regen suchend ins Schloss liefen, wobei jeder ihrer Schritte ein schmatzendes Geräusch von sich gab, herrschte zwischen ihnen gähnende Stille.
Das erste Wort, was seit der Ankunft den Mund der Slytherin verlassen sollte, war an ihre beiden Freundinnen Emma und Lorraine gerichtet. „So ein Blödmann."
„Wer?", fragte Lorraine überrascht und sah sie mit ihren großen grünen Augen an, ehe sie diese über ihren Haustisch gleiten ließ, um den Schuldigen auszumachen. Die grün-silbernen Banner wehten in leichten Bewegungen über ihnen und warfen Schatten im Licht der Fackeln auf die zahlreichen Köpfe hinab. Emma seufzte bloß und schien im Gegensatz zu der Blondine genau zu wissen, wer gemeint war und warf jener Person einen finsteren Blick zu. „Na, Muttersöhnchen-Black natürlich."
Sie formte mit ihren hellrosa Lippen ein stummes „Oh", während Camille mit mahlendem Kiefer Regulus dabei zusah, wie er sich, noch immer vom Regen völlig durchweicht, ein paar Plätze weiter zu Evan und Alaric setzte. Sie ballte ihre zarten Hände zu Fäusten und versuchte das Zittern in ihrer Stimme zu unterdrücken. „Da versuche ich nett zu ihm zu sein, dabei hat er das anscheinend gar nicht nötig und denkt, dass ich ihn eigentlich verurteile."
„Wegen Sirius?"
Sie gab als Antwort einen zischenden Laut von sich und reckte trotzig ihr Kinn nach oben. „Ach, die können doch beide bleiben wo der Pfeffer wächst."
„Es gibt außerdem auch viel wichtigere Dinge", stimmte Emma ihr verschwörerisch zu und nahm einen kräftigen Schluck ihres Kürbissaftes, ehe sie fortfuhr: „Zum Beispiel die diesjährige Quidditch-Saison. Dieses Mal werden wir Gryffindor platt machen."
Camille und Lorraine sahen sich augenverdrehend an, natürlich war es für ihre Freundin mit dem Abzeichen des Quidditch-Kapitäns in diesem Jahr besonders wichtig, dennoch konnten die beiden Mädchen selbst dem Sport nicht viel abgewinnen. Auch wenn Camille den Pokal lieber in ihren Händen, als denen von Potter sehen würde.
In diesem Moment öffneten sich die gewaltigen Flügeltüren der Halle ein weiteres Mal und Professor McGonagall schritt mit den tropfenden Erstklässlern im Schlepptau nach vorn. „Schwimmen wäre vielleicht trockener gewesen", merkte Emma schmunzelnd an, während sich über den Rest der Anwesenden Stille senkte. Diese wurde allein durch tropfende Umhänge, ein gelegentliches Magenknurren oder das Zähneklappern der neuen Schüler durchbrochen.
Nach der Zeremonie der Häusereinteilung erhob sich endlich Albus Dumbledore, um seine alljährliche Begrüßungsrede zu halten. Prompt verstummte das gesamte Gemurmel der Schüler, auch wenn sie alle, zumindest bis auf die Erstklässler, diese Rede nicht zum ersten Mal hörten. Der Schulleiter verwies auf die Schulregeln, stellte den neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste; Professor Goldberg vor und eröffnete das Fest, auf das sie alle gewartet hatten.
Camille musste zugeben, dass das Schulessen ziemlich nah an das Essen bei ihr Zuhause in Malfoy Manor herankam, doch laut zugeben würde sie dies vermutlich nicht. Der größte Unterschied lag wohl dabei, dass ihre Mutter nicht anwesend war und ihr Vorschriften machte, wieviel sie zu essen hatte. Laut ihr war sie in einem Alter, in dem sie besonders darauf achten sollte weder zu viel, noch zu wenig zu sich zu nehmen. Camille wusste warum. Ihre Eltern suchten nach einer passenden Partie für sie zum heiraten. So wie sie es damals bei Lucius getan hatten. Denn in ihren Kreisen war es üblich, dass die Kinder verlobt wurden, noch bevor diese das siebzehnte Lebensjahr erreicht hatten und somit volljährig werden würden. Vermutlich damit diese sich nicht wehren konnten oder aber die Zeit und das Verständnis hatten, um sich in jemand anderen zu verlieben, der vielleicht nicht für sie vorgesehen war.