Die erste Beziehung

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Unser kleines Haus erschien bereits wenig später, weiß bedeckt von dem vielen Schneefall in den letzten Tagen.
"Du hast ein schönes Haus!", kam es neben mir von Micha und er lächelte mich an.
"Danke, aber lass dich nicht täuschen. Drinnen liegen überall Kartons", entgegnete ich.
"Wie viele Geschwister hast du nochmal?", fragte er.
"Drei Geschwister, warum?"
Er steckte seinen Arm aus und zeigte auf zwei halbgroße Gestalten, die auf uns zu liefen.
"Oh, oh."
Es waren Lisa und Nicky, in Schal und Mütze gewickelt und mit roten Wangen, die ungeschickt zu uns liefen und meinen Namen riefen.
Ich drehte meinen Kopf zu Micha.
"Noch kannst du fliehen"
Doch Zombey lachte nur, und dann war es auch schon zu spät.
"Maurice, du bist daheim!", rief Lisa und klammerte im nächsten Moment auch schon an meinen Beinen.
Nicky folgte kurz darauf, umarmte mich kurz und sah dann Michael.
"Nicky, das ist Micha, ein Freund aus meiner Schule", erklärte ich schnell, ehe er eine peinliche Frage stellen konnte.
Die beiden grüßten sich knapp, dann gingen wir zu viert hinein.
Knapp zeigte ich Micha, wo er seine Jacke aufhängen konnte, dann kam meine Mutter aus der Küche, meinen Bruder auf dem Arm.
Sie grinste Micha warm an, und hielt ihm die freie Hand hin.
"Du bist Michael, oder? Du kannst mich gern Susanne nennen!"
Micha lächelte und bedankte sich sogleich, dass er hier sein durfte.
"Ich müsste mich bei dir bedanken. Nach dem, was Maurice erzählt, hätte er ohne dich nicht so schnell Anschluss gefunden", entgegnete meine Mutter nur und brachte mich dabei in Verlegenheit, ehe sie wieder in die Küche ging und über ihre Schulter rief: "Habt ihr schon Hunger?"
Ich sah prüfend zu Micha und er deutete mir, ein wenig hungrig zu sein. Lächelnd folgten wir ihr also.
"Ja, Essen wär jetzt nicht schlecht", antwortete ich meiner Mutter und sah in den Topf auf dem Herd, in welchen gerade Spaghetti kochten.
"Michael, ich wusste nicht, was du so magst, also hab ich einfach Nudeln gekocht. Wenn es dir aber nicht schmeckt, sag es ruhig. Wenn es hier im Haus an etwas nicht fehlt, dann ist das Essen!"
Micha lacht nur und versicherte ihr, Nudeln könne er immer essen.
Wir setzten uns an den Esstisch und ich sah Micha an.
"Sollen wir nach dem Essen gleich Hausaufgaben machen?"
Ich erntete ein Grinsen, das ich mit einem verwirrten Blick entgegnete.
"Was?", fragte ich zusätzlich nach.
"Du hast definitiv guten Einfluss auf mich", lachte Micha nur, "Hausaufgaben sind bei mir immer sonntags in letzter Sekunde dran. Oder im Bus"
"Du hast, seit ich hier bin, nie die Hausi im Bus gemacht", erwiderte ich jedoch.
Seine blauen Augen nahmen jetzt etwas Träumerisches an und er lächelte.
"Wird schon seinen Grund haben"

Nach dem Essen saßen wir also in meinem Zimmer auf dem Boden, hörten Musik, machten Hausaufgaben und unterhielten uns. Micha lehnte sich zurück und sah sich um; mein Zimmer hatte zwei gelbe Wände, die anderen beiden weiß, der Boden war blau und ich hatte dunkle Holzmöbel. An der Wand gegenüber von der Tür war mein Schreibtisch und unzählige Kartons und rechts davon mein Bett. Es war nicht viel, aber mir reichte es.
"Ich muss auch mal zu dir und dein Zimmer sehen. Ist es größer als meins?", fragte ich, während ich auf dem Bauch lag und in mein Heft schrieb.
"Etwas", antwortete Micha knapp, aber freundlich.
Das erinnerte mich an eine Sache.
"Ich weiß sowieso nichts über dich", fing ich an und sah jetzt zu ihm auf, "ich hab das Gefühl, du weißt meine Lebensgeschichte, aber von dir weiß ich nichts"
Zombey hob eine Augenbraue. "Aber du weißt doch viel"
Ich schüttelte jedoch nur den Kopf und setzte mich auf.
"Hast du Geschwister?"
"Ja, einen Bruder"
"Älter oder jünger?"
"Älter"
"Was ist deine Lieblingsfarbe?"
"Lila"
"Lila?"
"Ja, lila"

Grinsend sah ich ihn an.

"Siehst du? Es gibt noch einiges Überraschendes von dir zu wissen"
Zombey schmunzelte und setzte sich jetzt in den Schneidersitz.
"Mehr Fragen?"
Ich nickte, überlegte kurz und fragte dann: "Wie viele Beziehungen hattest du schon?"
Stille.
Shit.
"W-war das zu persönlich? Tut mir leid, ich hätte so etwas nicht fragen sollen!", ratterte ich entschuldigend und schlug mir selbst gegen die Stirn.
"Ist schon gut", meinte Zombey jedoch und lächelte dabei, "ich hatte bis jetzt nur eine ernsthafte Beziehung. Ich spreche nur nicht gern darüber, weil ich lange gebraucht habe, um darüber hinwegzukommen"
Verstehend nickte ich und mein Gegenüber lehnte sich wieder entspannt zurück und schloss die Augen.
"Und jetzt weißt du alles Interessante über mich"

Ja, huch
Ist es denn schon Weihnachten? ^\\^

Zomdado - A (more or less) basic school story 🏫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt