Der erste Abschied

2.7K 227 134
                                    

Jetzt oder nie, waren meine Gedanken, als Zombey aufstand, um darauf zu warten, dass der Bus vollends anhielt.
"Du, Micha?"
Angesprochener drehte den Kopf interessiert zu mir.
Ich wendete meinen Blick leicht ab.
"Sorry nochmal, dass ich deinen Platz geklaut hab...", murmelte ich verlegen.

Als Antwort hätte ich alles erwartet.
Ein Lachen, ein "Ist schon gut", ja selbst ein "Sieh zu, dass es nicht nochmal passiert!", doch Zombey tat nichts davon.

Zombey schwieg.
Der Bus hielt an und ich bekam Angst, er würde überhaupt nicht mehr antworten.
Also hob ich meinen Blick wieder und sah, dass er nachdachte.
Schließlich drehte er sich wieder zu mir - mein Herz machte einen Sprung bei dem Blick in seine eisblauen Augen.
Mit einem Ruck stützte er sich auf seinen und den Sitz des Vordermanns, sodass er mir nun sehr nahe war.
Sehr, sehr nahe.
Zu nahe.
Und er starrte mir eindringlich in die Augen, ich konnte nur nervös zwischen Seinen hin- und herschauen.

"Wehe...", fing er mit leiser und ruhiger Stimme an, "Wehe du klaust mir morgen nicht wieder den Platz..."

Und mit diesen Worten richtete er sich wieder auf, legte meinen Ordner zurück auf meinen Schoß, schmunzelte nochmal und verschwand schließlich aus dem Bus.

Perplex blieb ich zurück.
Ich war verwirrt.
Er wollte, dass ich morgen wieder hier saß - auf seinem Platz.
Das hieß, dass er mich auf jeden Fall wieder sehen wollte.
Mehr als das, er wollte mir wieder nahe sein.
Ein Grinsen machte sich auf meinen Lippen breit und meine Wangen wurden warm.
Ich schwöre, wäre ich hier nicht im Bus voller Leute gewesen, ich hätte geschrien vor Freude.
Und auch, wenn ich jetzt Zombeys Nummer hatte, wie sehr ich mich auf das Wiedersehen morgen freute, konnte ich kaum sagen.

Mein Blick fiel auf die Uhr und ein Seufzen entfuhr mir.
Es dauerte noch so lange, bis ich ihn endlich wieder sah.
Das Herzklopfen jedoch lenkte mich wieder ab, und sobald ich die Augen schloss, sah ich sein Gesicht, so gestochen scharf, als wäre er hier bei mir.
Es stand endgültig fest;
Ich war verliebt.

Verliebt in den ersten Jungen, den diese Stadt mir bot - toll gemacht, Maurice.
Ich hätte jeden ausgelacht, der sich so schnell in jemanden verguckte, doch anscheinend war es möglich, so früh Gefühle zu entwickeln.
Hatte ich ja gemerkt...

Ehe ich's mich versah, waren wir an meiner Bushaltestelle.
Ich packte den Ordner wieder in meinen Schulranzen, dann trat ich meinen Nachhauseweg an.
Gut, es war kalt. Sehr kalt eigentlich, nur der Schnee hatte aufgehört zu fallen.
Schnee im September... Dieses Dorf war wirklich eigenartig.

Doch ich spürte nichts von der Kälte. Um mein Herz hatte sich eine wohlige Wärme gebildet und mit den Gedanken war ich bei Zombey.
Ich hörte seine Stimme, sein Lachen, jedes Blau erinnerte mich an seine Augen, und das Schlimmste;
Ich hatte Angst, er würde bis morgen jemanden kennenlernen.
Ich war schon verrückt, mich in ihn zu verlieben...


Meinung? 🙈









Zomdado - A (more or less) basic school story 🏫Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt