So erholt wie ich den Umständen entsprechend sein konnte, stand ich am nächsten Nachmittag - nach einem kurzen Anruf um mich anzukündigen - vor Rikus Haustüre.
Als mein bester Freund hatte er wohl ein Recht darauf, als erster von alldem zu erfahren, was sich so abgespielt hatte. Mit ihm zu reden tat mir schon immer unglaublich gut, auch wenn es momentan eher selten dazu kam.
Wieder etwas, das einzig und alleine meine Schuld war.
"Samu!", wurde ich freudig begrüßt und ohne Zögern in die wohl herzlichste Umarmung der letzten Zeit gezogen. Sofort wusste ich, dass hier her zu kommen definitiv eine gute Entscheidung gewesen war. Zwar nicht ganz freiwillig, da mich schließlich Emilia erst auf die Idee gebracht hatte, doch das änderte nichts daran, dass ich mich sofort ein Stück wohler fühlte, kaum saßen wir auf dem eigentlich viel zu großen Sofa. Aber für vier Personen, die hier nun mal wohnten reichte es wohl gerade noch.
Apropos, normalerweise sollte hier schon längst etwas mehr los sein.
"Wo sind denn alle?"
"Zoo. Ich dachte, wenn du dich schon wieder mal blicken lässt, dann... Naja, hat das vielleicht einen Grund. Willst du was trinken?"
Das war natürlich wieder ganz typisch Riku. Selten hatte sein Gehirn mal Pause.
"Wasser.", antwortete ich nur knapp und fing mir einen überraschten Blick ein.
"Zu viel Alkohol in den letzten Tagen..", erklärte ich also gleich und sah, wie er mich kritisch musterte.
"So siehst du auch aus."
Es hätte mich auch überrascht, wenn ich wie das blühende Leben gewirkt hätte."Erzähl.", setzte er sich nach ein paar Minuten wieder und ich merkte, wie sofort wieder die Erinnerungen hoch kamen, die ja eigentlich noch viel zu frisch waren um sie schon verdrängen zu können.
'Herrgott nochmal, Haber! Reiß dich zusammen. Das ist ja nun wahrlich nicht deine erste Trennung.'
Mit einem kurzen Nicken, gab ich meiner inneren Stimme Recht und versuchte dann, einen passenden Anfang für alles zu finden.
"Also.. Es geht mir schon eine ganze Weile nicht besonders gut mit.. Naja, mit allem.", begann ich also, doch er schaltete sich bereits ein bevor ich überhaupt tiefer in die ganze Geschichte einsteigen konnte.
"Wissen wir. Oder dachtest du, es fällt keinem auf?"
Wie? Meinte er das ernst? Hatte man es mir tatsächlich so sehr angemerkt?
"Schau nicht so. Wir kennen uns doch alle schon ewig und du warst sowieso noch nie der Beste darin, irgendetwas zu verstecken. Wenn es dir mies geht, am allerwenigsten."
Mehr als ein Nicken brachte ich gerade nicht zustande, denn mir war klar, er hatte recht.
Natürlich sahen meine Freunde mir an, wenn etwas nicht stimmte - was wären sie denn sonst für Freunde?
"Keine Ahnung. Ich weiß es selbst nicht. Ich weiß bald gar nichts mehr..", verließ mich ein unglaublich tiefes Seufzen als ich meinen Kopf auf die Lehne hinter mir sinken ließ.
Wie konnte das alles hier so einfach und gleichzeitig so schwierig sein?
"Was ist denn passiert?"
Zu lange war ich einfach nur stillschweigen da gesessen, bis Riku endlich nachfragte und mich damit dann endgültigt zum sprechen brachte.
"Sohvi.. sie hat.. Also vor drei Tagen kam ich heim. Zuerst dachte ich sie ist nicht da, weil es so still war. Aber sie war da. Ich hab sie erwischt. Im Bett, mit irgendeinem komischen Typ und.."
Ich musste einfach abbrechen.
Mich einen Moment lang wieder sammeln, denn auch wenn ich es inzwischen vielleicht ein wenig verarbeitet hatte, waren diese ekelhaften Bilder noch immer präsent, ganz besonders jetzt wo ich alles nochmal schilderte.
"Was?!"
Riku schnellte bei meinem letzten Satz derart plötzlich nach oben, dass ich mich tatsächlich kurz erschreckte, war er doch eigentlich eher der ruhige Typ.
Außer er regte sich wirklich auf..
"In eurem Bett?"
Ich nickte.
Und er sah mich fassungslos an.
"Scheiße! Man.. Ich wusste doch, dass mit der was nicht stimmt. Von Anfang an! Aber das.. Du hast sie doch rausgeschmissen?!"
"Sofort. Und auch seitdem nichts mehr von ihr gehört."
Noch immer aufgeregt sah er mich an, doch nun auch noch verwundert.
"Ha! Warum sollte sie auch? Was soll sie schon sagen? 'Hey, ich hab fremdgevögelt, aber könnte ich nicht trotzdem Geld kriegen'?", fuhr er mich an und sofort spürte ich wie sich seine Worte in mein Herz bohrten. Mich unfähig machten, darauf etwas zu sagen.
Das einzige was ich tun konnte war, ihn weiter anzustarren.
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In this Heartbreak Century
FanfictionWir leben im Jahrhundert der gebrochenen Herzen, wovon auch Samu keine Ausnahme bildet. Nichts scheint mehr so wirklich zu stimmen in seinem Leben. Der Job - Freudlos. Seine Beziehung - am Anfang vom Ende oder vielleicht schon einen Schritt weiter...