🔄*Emilia*
Samu. Samu. Samu. Verdammt nochmal, reiß dich zusammen! Das war doch nicht möglich, dass mir dieser eine Mann nun seit ganzen vier Tagen nicht mehr aus dem Kopf ging. Komisch war er ja auf jeden Fall - hatte eine Freundin und lauerte mir vor meiner Ärztin auf um dann mit mir Kaffee zu trinken. Genau vor solchen Männern wollte ich mich doch.. Blödsinn, vor allen Männern wollte ich mich in Acht nehmen. Und dennoch hatte er sich in meinen Gedanken festgesetzt. Was wollte er eigentlich von mir? Wusste er selbst nicht.. Klar, wer's glaubt. Da steckte doch bestimmt irgendwas dahinter. Ich wusste ja nicht einmal ob er sich überhaupt wirklich melden würde und ob ich das überhaupt wollte. Natürlich schien er irgendwie ganz in Ordnung zu sein, doch da war noch mehr. Ganz sicher. Denn egal wie oft ich bis jetzt immer der Meinung war, dass jemand "in Ordnung" war - jedes einzelne Mal wurde ich enttäuscht und eines besseren belehrt. Vielleicht nicht immer sofort, aber nach einer gewissen Zeit hatten sie alle ausnahmslos ihr wahres Gesicht gezeigt. Und ich schwaches, naives Etwas ließ es mir auch noch gefallen. Das war wohl genau mein Problem - ich fühlte mich davon regelrecht angezogen, obwohl ich es doch inzwischen besser wissen müsste. Ich kannte also Typen wie es dieser Samu einer war mehr als gut. Groß und gutaussehend. Er wirkte ganz nett, aber diese Fassade kannte ich ja schon, sie wirkten schließlich alle nett. Nicht die Nerven verlieren, Emilia. Immer daran denken, wozu sie fähig sind und was er dir antun könnte wenn du ihn nur lässt. Er ist nicht anders. Kopfschüttelnd drehte ich den Wasserhahn wieder zu, den ich die letzten Minuten völlig ausgeblendet hatte und warf einen Blick in den Spiegel direkt vor mir. Und obwohl ich ganz genau wusste, dass man längst nichts mehr sehen konnte kam es mir vor, als hätte ich wieder mal ein blaues Auge und wurde einmal mehr schlagartig von Erinnerungen eingeholt. Ich stand minutenlang einfach nur da und starrte mein Spiegelbild an, als könnte ich dadurch etwas ungeschehen machen. Bis ich plötzlich durch mein Handy beinahe zu Tode erschreckt wurde. Einmal atmete ich tief durch bevor ich den Anruf entgegen nahm und trotz allem setzte mein Herz kurz aus als sich die Anruferstimme meldete.
"Emilia? Hier ist Samu. Ich.. Ich will dich nicht überfallen, aber hast du gerade Zeit?"
Ob ich Zeit hatte? Ja. Und nein. In meinem Inneren überschlugen sich noch meine Gedanken, während ich bereits meine eigene Stimme antworten hörte.
"Ähm.. Ja, hab ich. Ist alles in Ordnung?" Was war das denn für eine Frage, Emilia.. Natürlich war nicht alles in Ordnung, das schien es bei ihm sowieso nicht zu sein. Und obwohl meine Gehirn mich regelrecht anbrüllte einfach aufzulegen, Samu zu sagen er solle mich in Ruhe lassen und anschließend seine Nummer zu löschen, hatte ich angefangen mir Sorgen zu machen.
"Nein, nicht wirklich.. Können wir uns vielleicht kurz treffen? Bitte?"
Verflucht nochmal. Nein!! Halt dich fern von ihm, wer weiß was er vor hat!
"Ja.. Okay, von mir aus.", murmelte ich stattdessen und fand mich keine zehn Minuten später auch schon auf dem Weg zu dem Treffpunkt wieder. Was war bloß in mich gefahren? Ein fremder Kerl meldete sich bei mir, fragte ob ich Zeit hatte und ich ließ mich auch noch darauf ein. Genau dieses Spielchen kannte ich doch bereits und doch stand ich nun hier und wartete auf Samu. Etwas unsicher sah ich mich um, bis ich ihn schließlich entdeckte, wie er leicht lächelnd auf mich zu kam. Eine Erscheinung war er ja schon, das musste man ihm lassen. Und doch schien dieses Lächeln eher angestrengt als entspannt zu wirken. Er kam mir ziemlich nah, fast schon zu nah, bevor er zögernd stehen blieb und zum Glück keine Anstalten machte mich berühren zu wollen.
"Hey.. Tut mir leid, dass ich mich nicht früher gemeldet habe.", begann er und brachte mich damit tatsächlich zum lächeln.
"Alles gut. Ich hab ja auch gesagt, dass ich gern etwas Zeit hätte."
"Stimmt.. Wie geht's dir?" Smalltalk also. Ich hoffte nur, dass ich jetzt nicht alles stehen und liegen gelassen hatte, bloß weil Samu gerade danach war über's Wetter zu reden. Sein Blick schien allerdings tatsächlich ein wenig besorgt, beinahe so als würde er mir meine Gedanken und Erinnerungen, welche vorhin wieder mal hochkamen ansehen können.. Ob es ihn wirklich interessierte? Nein. Bestimmt nicht.
"Ja ganz gut. Aber dir nicht?", stellte ich schnell die Gegenfrage und hoffte, er rückte bald damit raus warum wir eigentlich jetzt hier standen. Er seufzte und zuckte kurz mit den Schultern, bevor er zwar antwortete, mich damit aber eher noch mehr verwirrte.
"Ich weiß es nicht.. Eigentlich nicht. Aber.. Ich wollte dich einfach sehen."
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In this Heartbreak Century
FanfictionWir leben im Jahrhundert der gebrochenen Herzen, wovon auch Samu keine Ausnahme bildet. Nichts scheint mehr so wirklich zu stimmen in seinem Leben. Der Job - Freudlos. Seine Beziehung - am Anfang vom Ende oder vielleicht schon einen Schritt weiter...