Es war ein wunderbares Gefühl, das sich kaum berührten meine Lippen die ihren, in meinem gesamten Körper ausbreitete.
Sie hatte es vorhin bereits richtig beschrieben - warm. Pure Wärme strömte durch mich hindurch.
Ließ mich diesen ersten, vorsichtigen Kuss unglaublich intensiv wahrnehmen und blendete alles andere um uns herum aus.
In diesem Moment existierte für mich einzig und allein Emilia, die gerade ein wenig überfordert wirkte.
Ich konnte nicht genau sagen weshalb, doch ich konnte es spüren.
Also löste ich mich wieder ein wenig von ihr und lächelte automatisch als ich meine Augen wieder öffnete und sie sah.
Um nicht zu viel Abstand zwischen uns zu bringen, lehnte ich meine Stirn an ihre.
"Alles in Ordnung?", fragte ich nach und strich über ihre Wange.
"Perfekt. Ich bin nur.. Das ist alles etwas.."
"Viel", beendete ich ihren Satz mit meiner Ahnung.
Zaghaft, beinahe schon entschuldigend nickte sie und biss leicht auf ihre Lippe, die so herrlich süß schmeckte, wie ich nun wusste.
Am liebsten würde ich nie wieder damit aufhören sie zu küssen, war ich wohl bereits jetzt süchtig nach diesem Geschmack.
"Weißt du, was mir die letzten Tage so richtig klar geworden ist?"
"Was?"
Sie klang etwas atemlos, aufgeregt und beinahe so als könnte sie das alles hier noch nicht so wirklich glauben.
Ich ließ es mir dennoch nicht nehmen, mir einen weiteren kurzen Kuss von ihr zu holen bevor ich sie wieder ansah.
Mein Lächeln, das ganz von selbst kam musste dem eines verliebten Teenagers ähneln - genau so fühlte ich mich in diesem Moment auch.
Meine nächsten Worte waren zwar kaum mehr als ein Flüstern, doch deutlich genug um sie zu verstehen.
"Es gibt da seit einem halben Jahr diese bezaubernde Frau in meinem Leben. Und.. Was soll ich sagen, ich bin komplett verliebt in sie."
Kaum ausgesprochen, sah ich ihre Augen verdächtig glitzern, bevor sie diese kurz schloss.
"Diese Frau kann sich wirklich glücklich schätzen..", schmunzelte Emilia ein wenig unsicher, bevor diesmal sie sich einen Kuss von meinen Lippen stahl.
"Und ich glaube, es geht ihr ähnlich. Mit diesem Mann, der einfach nicht locker lassen wollte."
"Ich würde es immer wieder so machen."
Auch wenn ich damals auf keinen Fall hätte ahnen können, wo diese eine Begegnung und meine darauf folgende Beharrlichkeit uns beide noch führen würde.
Das einzige was ich wirklich sofort gewusst hatte war, dass ich mich in ihrer Gegenwart vom allerersten Augenblick an wohl fühlte.
Bis heute hatte sich daran absolut nichts geändert, wohl eher im Gegenteil.
Mit jedem Tag der bisher vergangen war fiel es mir ein bisschen schwerer, mich von ihr zu verabschieden.
Wenn auch bloß für ein paar Stunden, doch machte das für mein Empfinden überhaupt keinen Unterschied.
Mein Nähebedürfnis war ohnehin sehr ausgeprägt, trotz dem ich es bis jetzt bei ihr ziemlich gut unter Kontrolle halten konnte.
Schließlich wollte ich Emilia damit nicht gleich verschrecken, wusste ich doch, dass es für sie nicht so einfach war wie für mich.
Seit sie allerdings begonnen hatte, meine Umarmungen zuzulassen und mittlerweile sogar von sich aus anfing, war es etwas einfacher.
Auf keinen Fall aber hätte ich mit dem gerechnet, was hier gerade passierte.
Nicht heute, nicht nach vorgestern und generell.. Nicht von ihr ausgehend.
Die schüchterne Frau von vor einem halben Jahr wäre bestimmt nicht in der Lage gewesen jetzt so mit mir zu sprechen..
Mich so zu küssen, wie sie es getan hatte.
Sie war gewachsen, hatte wieder etwas von ihrer Persönlichkeit zurück, welche ich anfangs nur unter ihrer Fassade erahnen konnte.
"Wirklich?", riss sie mich aus meinen Gedanken, die ohnehin bei ihr waren.
Die Realität, in der sie gerade ganz dich bei mir stand und mein Arm sie noch immer festhielt war mir allerdings um Welten lieber.
"Wirklich. Wenn ich gewusst hätte wo es einmal hinführt wäre ich wahrscheinlich noch nerviger gewesen", schmunzelte ich bei der Erinnerung daran, wie ich vor dem Haus ihrer Therapeutin gewartet hatte.
In der Hoffnung, sie hätte jede Woche den gleichen Termin und würde gleich aus dieser Türe spazieren.
"Du warst nicht nervig! Am Anfang vielleicht ein bisschen.. gruselig."
Meine Augenbraue schnellte nach oben. Echt jetzt?
"Gruselig?"
"Ja! Wie würdest du jemanden nennen, den du nicht kennst und der dir vor einem Haus auflauert, weil er reden möchte?"
Ok, ja. Ganz normal klang das nicht, das musste ich wirklich zugeben.
Nach dem ersten Moment huschte aber doch ein Grinsen über mein Gesicht.
"Verliebt."
Vielleicht war ich das von Anfang an bereits gewesen? Auf irgendeine Weise vielleicht tatsächlich.
Nun war es an ihr, mich mit hochgezogener Augenbraue anzusehen.
"Okay, okay.. Und eventuell ein bisschen gruselig. Aber definitiv nicht Horrorfilm-tauglich!", grinste ich, was sie mir gleichtat.
"Auf keinen Fall. Dafür bist du einfach.. Zu liebevoll."
Da hatte sie wohl mal wieder recht - voller Liebe war ich tatsächlich.
Ich konnte ja selbst kaum glauben was während der letzten Minuten passiert war.
"Schade. Die Karriere kommt dann wohl nicht infrage", murmelte ich und gleich darauf kicherte Emilia so niedlich, dass vermutlich selbst eine Horrorfilm-Figur dahin geschmolzen wäre.
"Ein Glück… Für die Filmindustrie."
"Hey! Sag' mal!", empörte ich mich, doch es half wohl alles nichts.. Mir kam allerdings im nächsten Moment eine Idee.
"Weißt du was ich noch gar nicht herausgefunden habe bis jetzt?"
"Was denn?"
Meine Hände wanderten beide an ihre Taille und ich begann zu grinsen.
"Ob du kitzelig bist."
Schnell verstummte ihr Lachen und sie schüttelte sofort den Kopf.
"Bin ich nicht."
Aus irgendeinem Grund kaufte ich ihr das ganz und gar nicht ab.
"Sicher?"
"Jap!"
Kaum machte ich allerdings einen kleinen Vortest, zuckte sie schon zusammen und biss sich auf die Lippen.
"Überhaupt gar nicht?"
“Nein. Das wäre nur unnötige Mühe”, versicherte sie mir, allerdings selbst eher wenig überzeugt von ihren Worten.
“Dann stört es dich ja sicher nicht, wenn ich es trotzdem ausprobiere, oder?”
Schon als ich es nur ankündigte, zuckte sie erneut leicht zusammen und vermied es, mich anzusehen.
Im nächsten Moment fing ich an, sie erst nur leicht zu kitzeln und ein paar Sekunden später lachte sie auch schon los.
Dachte ich's mir doch!
“Ha! Ich wusste es!”, grinste ich, war allerdings noch weit davon entfernt, aufzuhören.
Dafür war ihr helles Lachen, welches inzwischen die ganze Wohnung erfüllte viel zu schön.
“Hör auf!”, lachte sie und schaffte es irgendwie, sich aus meinem Griff zu befreien.
“Okay, okay. Ich geb's ja zu. Ein bisschen kitzelig bin ich vielleicht doch”, gestand sie ein wenig atemlos und hielt sich dabei zur Sicherheit die Hände über ihren Bauch.
Vermutlich um mich nicht wieder auf dumme Gedanken zu bringen.
“Ein ganz kleines bisschen..”, grinste ich und wollte sie wieder zu mir ziehen, doch sie wich mir aus.
“Nicht. Ich brauch eine Pause.”
“Von mir? Jetzt schon?”
Sie schüttelte den Kopf.
“Das nicht. Aber so langsam habe ich Hunger.”
Schon schlug sie den Weg Richtung Küche ein.
Natürlich zögerte ich keine Sekunde, ihr zu folgen.
Kaum angekommen, bekam ich ihren Arm zu fassen.
“Warte mal kurz.”
Sie drehte sich mit einem fragenden Blick zu mir um.
“Bekomme ich noch einen Kuss?”
“Trotz der Kitzelattacke?”, stellte sie frech grinsend die Gegenfrage, machte allerdings einen Schritt auf mich zu und erfüllte meine Bitte.
Zwar nur kurz, doch für den Augenblick genügte es mir völlig.
Solange ich nur wusste, dass die letzten Minuten kein bloßes Wunschdenken meinerseits waren.
Möglich wäre es durchaus, denn der Gedanke von ihren Lippen zu kosten geisterte schon eine ganze Weile lang durch meinen Kopf.
Abwesend sah ich ihr dabei zu, wie sie etwas orientierungslos durch ihre Küche tigerte und musste dabei schmunzeln.
Schien als konnte sich da jemand nicht entscheiden.
"Brauchst du Hilfe?", fragte ich amüsiert nach und bekam ein Schulterzucken als Antwort.
"Ach keine Ahnung. Ich hab die letzten Tage immer nur das nötigste gekauft.. Jetzt ist nichts brauchbares da."
"Dann bestellen wir einfach was."
Emilia blieb ziemlich abrupt stehen bevor sie mich verhalten lächelnd ansah.
"Alles ok?"
Sie senkte ihren Blick.
"Ja.. Es ist nur.. Dieses 'Wir' klingt schön", erklärte sie mir mit geröteten Wangen und wenn ich es nicht besser wüsste hätte ich gedacht, meine Wangen nahmen langsam eine ähnliche Farbe an wie die ihren.
Gerade als ich ihr antworten wollte, zog ein ziemlich lautes "Miau!" meine Aufmerksamkeit woanders hin.
Richtig!
Ihre Katze war inzwischen auch wieder daheim. Tatsächlich freute ich mich darauf die kleine kennenzulernen.
Als ich in die Richtung aus der sie sich gerade eben gemeldet hatte schaute, lugten zwei wirklich große, grüne Augen in die Küche.
Neugierig, aber doch noch unsicher was sie nun von mir halten sollte, machte sie ein paar kleine Schritte auf mich zu, blieb dann aber lieber stehen.
Ihr Fell war dunkelbraun mit einer leichten helleren Musterung - ein schöner Kontrast zu diesen leuchtend grünen Augen.
"Schätze wir haben Besuch", sagte Emilia, ging an mir vorbei und nahm sie auf den Arm.
"Wen von uns beiden meinst du?", schmunzelte ich und näherte mich den beiden.
Nicht zu schnell, denn ich wollte die Kleine ja nicht gleich verschrecken. Es genügte wohl, dass plötzlich ein fremder Kerl in ihrer Wohnung herumhing.
Angekommen hielt ich meine Hand vor sie, damit sie sehen konnte was gleich passieren würde.
Als ich danach anfing durch ihr weiches Fell zu streicheln, begann sie beinahe augenblicklich zu schnurren.
Emilia strahlte als der Katzenmotor lief.
"Sieht aus als ob ihr zwei euch versteht. Samu, das ist Susi. Susi, Samu", stellte sie uns einander offiziell vor.
Tatsächlich bemerkte ich in diesem Moment, wie sehr ich diese Tiere eigentlich mochte.
Früher hatte ich selbst zwei pingelige Exemplare gehabt, doch Sohvi hatte nichts für Katzen übrig.
Im Nachhinein hätte ich mich wohl lieber für die beiden Fellnasen entschieden.
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In this Heartbreak Century
FanfictionWir leben im Jahrhundert der gebrochenen Herzen, wovon auch Samu keine Ausnahme bildet. Nichts scheint mehr so wirklich zu stimmen in seinem Leben. Der Job - Freudlos. Seine Beziehung - am Anfang vom Ende oder vielleicht schon einen Schritt weiter...