Kapitel 17 - Entschuldigung

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Auch wenn ich es absolut nicht wollte, ließ ich nun endlich ihren Arm los und schon war sie um die Ecke verschwunden. Ließ mich ziemlich verloren und mit all den vielen Gefühlen, die sich einen regelrechten Kampf in meinem Inneren lieferten, auf dem leeren Gang stehen.
Scheiße.
Wie unglaublich dumm war ich eigentlich? Ich hätte mich doch wohl in Emilias Gegenwart noch zusammenreißen können und nicht einfach meine Wut raus lassen.. Das wäre zwar besser gewesen, aber war es mir einfach nicht möglich.
Zu intensiv waren all die vielen Gefühle auf einmal.
Ich entschloss mich, auch wenn mein erster Impuls mir befahl ihr sofort wieder nach zu laufen, dies nicht zu tun.
Sie musste ebenso wie ich die Ereignisse von gerade eben verarbeiten und brauchte dafür Zeit.
Die gab ich ihr auch, fast den ganzen Tag lang meldete ich mich nicht bei ihr, auch wenn ich es noch so sehr wollte. Vielleicht tat es auch mir gut, ein bisschen ruhiger zu werden bevor ich wieder mit ihr sprach.
Ich musste ihr unbedingt klar machen, dass dieser Ausbruch nicht gegen sie gerichtet war und ich jedes Wort, welches ich zu ihr gesagt hatte ernst meinte.
Nie im Leben käme ich auf die Idee sie zu verletzen, egal ob physisch oder psychisch. Doch genau daran hatte sie vorhin gezweifelt und es war bestimmt nicht einfach, sie nach allem nun wieder vom Gegenteil zu überzeugen.
Aber ich würde nicht locker lassen bis sie verstand was sich vorhin in mir abgespielt hatte. Dafür waren die vielen Fortschritte, welche wir gemeinsam in den letzten Monaten gemacht hatten viel zu wertvoll.
Und auch mein Herz wollte um jeden Preis ihr Vertrauen zurück gewinnen.
Ich durfte bloß auf keinen Fall nochmal derart ausrasten, auch wenn ich alleine bei dem Gedanke an ihre Exfreunde am liebsten das gleiche nochmal gemacht hätte.
Der Faustschlag gegen die Wand hatte tatsächlich auf meiner Hand seine Spuren hinterlassen, so fest war er. 

- Etwas später -

Ich hatte nun bereits zwei Nachrichten geschickt und einen Anruf getätigt, doch wie ich es eigentlich erwartet hatte reagierte Emilia darauf nicht.
Mittlerweile war der Tag, der so turbulent begann beinahe vorüber und ich beschloss, es zu versuchen.
Nun stand ich also vor ihrem Zimmer und klopfte vorsichtig, ohne überhaupt zu wissen was ich sagen würde wenn sie öffnete.
Alles auf einmal war ja leider nicht möglich und ich konnte meine vielen Gedanken nicht einmal für mich selbst ordnen.
Aber das Wichtigste war ohnehin, sie von meinen ausschließlich positiven Absichten zu überzeugen.
Bis heute Morgen hatte sie es schließlich selbst noch geglaubt.. Sogar so sehr, dass sie mir ihre Narben zeigte. Die wohl außer mir und diesen ekelhaften Kerlen noch niemand gesehen hatte.
Noch mehr vermasseln hätte ich diese Situation wirklich nicht können.
"Emi? Bist du da?"
Natürlich war sie da.. Ich sah, wie im Zimmer Licht brannte.
Allerdings schien dies das einzige Zeichen zu sein, denn Antwort bekam ich keine. Ich seufzte, konnte ich mir durchaus angenehmeres vorstellen als mitten auf dem Gang eines Hotels zu stehen und sie davon zu überzeugen, mich hinein zu lassen.
"Bitte mach' auf.. Ich.. Wir sollten reden."
Natürlich öffnete sie nicht.
Meine Erinnerungen sprangen automatisch an diesen einen Tag zurück, als sie mich ängstlich anrief weil dieser Erik ihre Wohnungstüre fast einschlug.
Und nun wollte ich das gleiche. Sie konnte mich doch nicht zu einhundert Prozent mit diesem Arschloch vergleichen, zumindest ein bisschen mussten doch meine vergangenen Handlungen für mich sprechen.
Ich klopfte erneut, diesmal etwas fester aber dennoch weit von aggressiv entfernt.
"Komm schon. Bitte. Ich geh' hier sowieso nicht weg, bevor wir nicht geredet haben.”, versuchte ich ihr klarzumachen und hoffte einfach, sie würde irgendwann doch öffnen.
Es war mein voller Ernst, notfalls blieb ich die ganze Nacht hier stehen.
“Jaja, reden!”, kam nun endlich eine Antwort von der anderen Seite der Türe, jedoch war es nicht unbedingt eine die ich hören wollte. 
Vor allem ihr Tonfall zeigt mir mehr als deutlich, dass es ein ganzes Stück Arbeit wurde, ihr mein Handeln von vorhin zu erklären.
Ich seufzte tief.
"Bitte. Du kannst mich ja auch jederzeit wieder rausschmeißen.. Aber gib mir doch wenigstens eine Chance. Ich weiß, es war nicht richtig. Aber du hast es auch falsch verstanden.."
"Was hab' ich falsch verstanden?! Glaub mir, die Sprache der Gewalt kann ich fließend!"
Bis jetzt hatte es ja bestens funktioniert.. Und um ehrlich zu sein fühlte es sich bereits an als gingen mir die Worte aus.
"Ich aber nicht. En.. Emi, bitte."
Gerade noch rechtzeitig gerettet. Beinahe wäre mir hier eine Bezeichnung rausgerutscht, die zwar stimmte, in dieser Situation aber alles andere als passend wäre.
Einige Sekunden später hörte ich von drinnen tatsächlich Schritte und kurz darauf öffnete sich die Türe einen kleinen Spalt weit.

In this Heartbreak CenturyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt