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Hi es geht weiter

„Oh, du schönste aller Frauen," spielte Thatch theatralisch, als er vor Blackbeard auf die Knie fiel und seine raue Hand ergriff, „Wollt Ihr mir diesen Tanz gewähren?"
Mit verstellter Stimme kicherte Teach ein verschleimtes Ja und ließ sich daraufhin vom Kommandanten der vierten Division wie eine professionelle Tänzerin, welche auf Grund von Teachs ansehnlicher Leibesfülle eher wie eine Walküre mit Haltungsschaden wirkte, herumwirbeln. Als ob die schlechte Schauspielerei der beiden nicht schon zum Brüllen komisch gewesen wäre, hatte Teach dem ganzen durch sein eigenwilliges Kostüm die absolute Krone aufgesetzt.

Ein paar Stunden bevor die Crew das trockene Holz, welches sie vom Schiff mitgebracht hatten, anzündeten, um daraus ein riesiges Lagerfeuer zu machen, waren Thatch und Blackbeard bemüht gewesen eine der nahe stehenden Palmen zu missbrauchen und ihr ein paar Kokosnüsse sowie etliche Wedel zu entwenden. Daraus bastelten sie äußerst geschickt einen Rock und einen Büstenhalter. Letzteren hatten sie mit einer in zwei Hälften zerteilten Kokosnuss gefüllt.

Als der Alkohol dann zu fließen begann und die Geister stumpfsinnig machte, gaben die beiden ihre Einlage zum Besten. Und die kam an! Die Crew bog sich vor Lachen und auch du warst mehr damit beschäftigt dir den Bauch zu halten, als vom Bier zu trinken.
Schließlich holte einer der Piraten, ein begabter Akkordeonspieler, sein Instrument hervor und stimme ein kleines Scherzlied dazu an. Teach und Thatch, um weitere Lacher nicht verlegen, stiegen auf den Klamauk ein und begannen das leicht frivole Lied über einen Mönch und eine Nonne nachzuspielen. Sogar Whitebeard, der dem bunten Treiben etwas Abseits auf dem sandigen Boden sitzend beiwohnte, musste sich bei dieser Posse ein oder zwei Lachtränen aus dem von der Zeit gezeichneten Gesicht wischen.

Wie alle, klatschte er den beiden Scherzkeksen Beifall, als sie sich am Ende des Liedes wie Akteure einer Bühnenkomödie verbeugten. Selbst als die zwei Clowns sich längst wieder gesetzt hatten und selig an ihren Bierkrügen nuckelten, behielt Teach das Kleidchen an und musste sich von Marco fasziniert seinen Kokosnussbusen begrabschen lassen. Teach, der sich mit seiner Verkleidung zu identifizieren schien, schlug dem blonden Kommandant schnippisch auf die Hand und wackelte mit dem wurstigen Zeigefinger: „Untersteh dich!", knurrte er gespielt und rückte sich seine hölzernen Brüste zurrecht.
„Ach komm schon, nur einmal noch, eh!"
„Nein, mach dir selbst welche!", nölte Teach und hatte deutlich zu tun den Vize vom Grabschen abzuhalten. Wieder johlte die gesamte Bande los und du musstest derartig lachen, dass du rückwärts von der Kiste, auf der du es dir bequem gemacht hattest, fielst. Die Welt schleuderte nach Hinten und Horizont und Meer tauschen ihre Plätze, als du auf dem nachtkalten Sand aufschlugst und sich ein pochender Schmerz in deinem Hinterkopf breit machte.
Verlegen sahst du nach allen Seiten, als du dir den schmerzenden Schädel riebst. Bis auf Thatch, der belustigt über seine Schulter in deine Richtung feixte, hatte es glücklicherweise niemand mitbekommen. Nichts war dir unangenehmer, als wenn die Crew dich in deinen tollpatschigen Momenten, die du zur Genüge hattest, beobachtete. Mit einem 'Du hast auch schon mal mehr vertragen' - Blick, drehte Thatch sich wieder zu Jozu und knallte mit triumphalem Grinsen eine Karte auf die zum Pokertisch umfunktionierte Kiste. Wenn Thatch Jozu nicht gerade mit debilen Wortspielen auf den Zeiger ging, so spielte er mit ihm Black Jack und war deswegen zumeist chronisch pleite.
Über deine eigene Ungeschicklichkeit grummelnd rappeltest du dich wieder auf und klopftest dir den Sand aus deiner schwarzen Dreiviertelhose. Dabei konntest du einen guten Blick in die illustre Runde von abgehärmten Männern werfen, die sich langsam aber sicher ins Land der Träume soffen. Etwas spät fiel dir auf, dass eine Person fehlte. Ace! Das überraschte dich doch sehr, denn normalerweise war er niemand, der einer Feier fern blieb. Vor allem dann nicht, wenn es Alkohol und Essen im Überfluss gab. Hattest du ihn wirklich derartig gekränkt, dass er eine der besten Gelegenheiten sich den Wanst voll zu schlagen entgehen ließ?
Deine Lippen formten sich zu einer schmalen Linie, während das schlechte Gewissen an deine Tür klopfte und dir Jozus Worte vom Vormittag ins Gedächtnis rief.
Ace war eine Nervensäge und manchmal würdest du ihm am liebsten erwürgen, aber du musstest dir auch eingestehen, dass du es bisweilen wirklich auf die Spitze triebst und Ace darunter sehr zu leiden hatte. Nicht zu vergessen, dass ein Fest ohne deinen besten Freund, denn das war er nun mal für dich, irgendwie nicht wirklich Spaß machte.
Seufzend griffst du nach deiner weißen Strickjacke und warfst sie dir um die Schultern. Du konntest es nicht ertragen zu wissen, dass du dich hier vergnügtest, während Ace irgendwo in einer Ecke saß und Trübsal blies. Natürlich konntest du dir Schöneres vorstellen, als vom warmen Lagerfeuer wegzugehen und in der frischen Brise der Nacht nach der Feuerfaust zu suchen, doch die Freundschaft mit ihm bedeutete dir viel zu viel, dass du sie wegen so einer lächerlichen Streitigkeit riskieren wolltest. Leicht beschwippt, aber immer noch bei Sinnen, begannst du den Strand nach ihm abzusuchen.

Leuchtkäferlicht  Verbotene Liebe  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt