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Die üppige Blondine mit dem zuckersüßen Schmollmund drückte sich lasziv an seine behaarte Brust, gewährte ihm dabei jedoch einen vorzüglichen Blick auf ihre festen, runden Brüste, die neckisch aus ihrem Mieder quollen. Ihr ebenmäßiges Gesicht mit den meerblauen Augen war jung und wunderschön. Was für eine Frau!
Blackbeards Hände zitterten vor Gier, als er sie um ihre schmale Taille legte und sie an sich zog. Ihr strammer Hintern, mit dem sie auf seinen Schoß saß rieb dabei verführerisch an seiner empfindlichsten Stelle.
Es war alles perfekt, bis sie den Mund auftat und ihn stutzen ließ. Durch ihre vollen, rot bemalten Lippen dröhnte ihm ein tiefer Bass entgegen:

„Teach!“

Blackbeards Traum zerplatzte mit einem lautlosen Knall, als ihn zwei Hände schüttelten. „Teach… TEACH!“, rief es abermals im Bass und das Zerren an seinen Schultern wollte nicht aufhören, „Wach auf!“
Schlaftrunken blinzelte er aus halbgeöffneten Augen in ein ovales, gut gebräuntes Gesicht, an dessen Kinn ein schwarzer Ziegenbart hing, der mit etwas Pomade zu einem flotten Bogen nach vorne gezwirbelt worden war. Den kannte er doch irgendwo her?
Teach, der die brummige Stimme immer noch mit der fügsamen Blondine assoziierte, sprang perplex auf, als sein Hirn endlich das Subjektive vom Objektiven trennen konnte und weder die Stimme noch den Bart mit der vollbusigen Dame mehr in Verbindung setzte.
„Boah, Alter… Thatch!“, raunte er und verfing sich vor Schreck in seiner dünnen Decke, die sich wie eine Schlange um seinen kugelförmigen Leib wand. Ade, du Chance eines schönen Traums!  
Hohl glotzte Thatch seinen Freund an, der sich murrend das Kissen vor sein schinkenartiges Gesicht schlug. Gott sei dank wusste er nicht, was Blackbeard vor ein paar Sekunden noch durch den Kopf gegangen war…
„Waff wilft du?“, nuschelte ihm das Kissen entgegen, „Ef ift doch noch nift mal Mittag!“ Mürrisch stieß Thatch ihm die Faust in die Rippen und zog ihm die Decke weg, wobei  er Teach mehrfach um die eigene Achse wälzte: „Komm, steh auf!“, grunzte der Dunkelblonde unter höhnischem Grienen, „Wir haben da ein kleines Problem.“
Grummelnd richtete sich Blackbeard auf und kullerte seinem Freund hinterher ins Freie, nicht ohne ein letztes Mal seine markante Duftmarke im Zelt zu hinterlassen.

Etwas ratlos standen Marco und Jozu vor einer Kiste mit Sake. Sie hatten sie hier eigentlich abgestellt, damit sich ihr Kapitän bei Gefallen daran bedienen konnte. Whitebeard liebte Sake und schüttete das hochprozentige Gesöff in sich hinein wie andere Leute Wasser. Allerdings schien am Abend irgendjemand die Kiste geplündert und beinahe leer gesoffen zu haben, denn die vielen Flaschen aus milchigem Glas lagen wie tote Käfer auf dem zerwühlten Sandboden. Obendrein hatte sich der Dieb in Form von Erbrochenem auf seiner unrechtmäßigen Beute verewigt.
„Tja, der Sake ist hin.“, merkte Marco trocken an und verschloss angewidert das unappetitliche Bild in der Kiste mit dem dazugehörigen Holzdeckel. Es war eine ärgerliche Angelegenheit, denn da ihnen das Beste für ihren Kapitän gerade gut genug war, hatten sie etliche Berry für den Reiswein hingelegt.
„Wir sollten schleunigst Neuen besorgen. Du weißt wie ungehalten Vater wird, wenn er seinen Sake nicht bekommt.“, murrte Jozu und vergrub die Hände in seinen Taschen. Weder ihm, noch Marco war es recht, dass Whitebeard seinen angeschlagenen Körper mit diesem Zeug weiterhin vergiftete, so wie er es schon all die Jahre zuvor getan hatte. Aber sie waren nicht berechtigt es ihm zu verbieten und einem alten Mann sollte man bekanntlich seine kleinen Freuden lassen.
Es war schon etliche Zeit vergangen, nachdem Aces ich von ihnen verabschiedet hatte und, weiß Gott wohin, gegangen war. Nicht das sie sich Sorgen um den jungen Mann machten, denn er konnte gut auf sich selbst aufpassen, aber sie fühlten sich nicht ausnehmend wohl bei dem Gedanken, dass Ace inzwischen wusste, in wen er sich da verguckt hatte.

Auch wenn Whitebeard zwischen dir und der Crew gemeinhin keinen Unterschied machte, brach es ihm trotzdem das Herz, wenn er daran dachte, dass es dir eines Tages wie deiner Mutter ergehen könnte. Du solltest nicht als Piratenbraut, vielleicht noch mit einem Kind, in irgendeiner Stadt zurückgelassen werden und dort vor Kummer vergehen. Die See gab dir Freiheit und Schutz und solange in Whitebeards Körper noch ein Funken Leben war, würde er dich vor allem Unbill der Welt behüten. Genauso wie die Bande es tat, denn für sie warst du ihr Licht, ein Schatz, den es zu beschützen galt. Besonders dann, wenn so ein liebeskranker Ochse wie Ace, in dessen Adern das Blut Gold Rogers floss, daherkam und ausgerechnet die Tochter des größten Widersacher seines Vaters als Objekt seiner Begierde aussuchte. Was wärt ihr beide nur für ein Paar?

Der Strand war immer noch ruhig, auch wenn es ein paar von den draußen schlafenden Trunkenbolden gelungen war aus ihrem Koma zu erwachen und zögerlich die erste, feste Nahrung zu sich zu nehmen, herrschte eine Katerstimmung, die jeglicher Beschreibung spottete. Eben jene Katerlaune lag auch in Blackbeards Gesicht, als er teilnahmslos hinter Thatch herwatschelte und zu den beiden ungleichen Kommandanten stieß.
„Marco, Jozu….“, gähnte Teach herzhaft und kratzte sich genüsslich am Bauch, „Solch unchristliche Weckaktionen können doch nur auf eurem Mist gewachsen sein.“
„Da bist du ja, mein Traum aus Kokosnuss und Palmenblatt“, summte Marco und warf einen vergnügten Blick auf das Röckchen aus Wedeln, welches von Teach immer noch getragen wurde. Peinlich berührt rupfte sich Blackbeard das filigrane Gebilde von den Hüften und warf es beiläufig in den Sand. Wohin der improvisierte Büstenhalter und sein Inhalt verschwunden war, konnte Blackbeard gar nicht sagen. Irgendwann hatte er einfach einen Filmriss gehabt.

Lässig legte Thatch einen Arm um Blackbeards Schultern und machte mit der Hand eine ausholende Geste: „Weißt du, uns ist gestern irgendwie der Sake ausgegangen.“
„Was redest du da, eh?“, zuckte Marco und verschränkte seine Arme vor der Brust, „Irgendjemand hat einfach draufgekotzt!“
„Jedenfalls werden wir jetzt einen kleinen Streifzug unternehmen und das Kaff ganz in der Nähe mal nach etwas Sake absuchen.“, lächelte Thatch und tätschelte seinem Freund die Schulter, „Ganz nebenbei habe ich gehört, dass es hier ein nettes Bordell geben soll.“
Blackbeards Miene erhellte sich und sein Mund verzog sich zu einem obszönen Grinsen, in das Marco und Thatch mit einstimmten. Jozu, ganz der Denker, behielt sein Pokerface bei, doch war er damit mehr als einverstanden.
„Also dann meine Herren“, lachte Blackbeard, „Worauf warten wir dann noch?“
„Darauf, dass du dich ausgehfertig machst.“, prustete Marco los und zog hinter seinem Rücken den Kokosnussbüstenhalter hervor. Thatch und Jozu quiekten vor Lachen. Was war dieser Marco manchmal nur für ein hinterfotziger Mistkäfer?!

Leuchtkäferlicht  Verbotene Liebe  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt