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Der Morgen brach über Ace herein wie ein schwerer Sturm, als er in seinem Zelt erwachte, welches er sich mit Teach teilte. Dieser schlief, ganze Urwälder schnarchend, neben ihm und sein Bauch rage wie ein wabbeliger Fels in die Höhe.
Schlaftrunken setzte sich der junge Mann auf und rieb sich gequält die Schläfen. Ein übler Geschmack kroch aus seinem Mund und ließ ihn husten. Wäre die Welt jetzt in einem lauten Knall untergegangen, so wäre es der Feuerfaust egal gewesen. Er fühlte sich beschissen und der morgendliche Kater, der nun mal zwangsläufig durch übermäßigen Alkoholgenuss eintrat, tanzte mit seinem Hirn Walzer. Schon der bloße Gedanke an Essen ließen ihn würgen, obwohl er wirklich Hunger hatte.
Genauso träge wie Ace erwacht war, kamen auch die Erinnerungen an die vorhergehende Nacht zurück. „Oh Gott!“, krächzte Ace und ließ sich zurück auf sein Kopfkissen fallen, „Das war ja wieder mal ein Schuss in den Ofen.“
Vorsichtig rieb er sich über die warme Haut seiner Wange, auf der er glaubte immer noch deine Backpfeife nachzwiebeln zu fühlen.

„Du Dummkopf!“, hattest du geschrieen und dem armen Ace gleich noch eine Ohrfeige verpasst, als dieser naiv fragte, ob das nun Nein hieße. Wie einen Trottel hattest du ihn stehen lassen und warst in deinem Zelt verschwunden. Ace lief dir nicht nach. Dafür war er einfach zu betrunken und so zog er es vor eine innigere Beziehung mit der Sakekiste einzugehen, in dem er sich einfach in ihr übergab. Der gute Sake war nicht mehr zu gebrauchen… schade eigentlich. So hatte Ace sich doch irgendwie aufgerappelt und war zu den feiernden Männern gekrochen. Was danach geschah, wusste er nicht mehr, nur dass  Marco ihn im weiteren Verlauf der Feier zu einem Wettsaufen herausforderte, welches ihm den Rest gegeben hatte.

Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen lag er nun da und gaffte Löcher in die Zeltplane. Im Grunde hatte er nicht wirklich Lust aufzustehen, doch ein lauter und übel riechender Furz von Teach, der ihm entwich, als er sich schmatzend im Schlaf drehte, zwangen die Feuerfaust schließlich aus dem Zelt zu flüchten.
Fluchend schlug er die Decke, welche man vor den Zelteingang gehängt hatte, beiseite und sah sich um. Der Strand, der vor ein paar Stunden noch von lautem Gelächter und Geschwätz ertränkt worden war, breitete sich schweigend und weiß vor seinen Augen aus. Das große Lagerfeuer war längst herunter gebrannt und verbreitete den Geruch von verbranntem Holz, den Ace fast gar nicht wahrnahm, da ihm Teachs Ausdünstung immer noch in der Nase hing.  
Vorsichtig stieg er über die Leiber einiger Schlafender, die es wohl nicht mehr  in ihr Zelt geschafft hatten und einfach an Ort und Stelle ihren Rausch ausschliefen. Einige zähe Kameraden waren jedoch bereits wach und hockten auf ausgebreiteten Decken, den Blick auf das Meer gerichtet und nippten leidended an ihren Tassen mit Kaffee. Der Smutje war wohl der einzige Nüchterne unter ihnen, denn er war emsig damit beschäftigt die Frühaufsteher mit einem Katerfrühstück zu versorgen. Als er mit seinem Tablett an Ace vorbeiwirbelte, drückte er ihm in eingeübter Schnelligkeit eine Tasse Kaffe und ein belegtes Brötchen in die Hand. „Hau rein, Kommandant!“, zwinkerte er und war schon wieder zu der nächsten lebenden Alkoholleiche verschwunden.
Würgend sah Ace auf die Stulle und der bittere Inhalt seines Magens, der wohl nur noch aus Alkohol zu bestehen schien, kroch ihm unheilvoll die Speiseröhre empor. Schwer schluckte er die Brühe wieder nach unten. Nein, dazu war sein Magen wirklich noch nicht bereit!
Seufzend zwang er seine Füße, die in schweren, schwarzen Stiefel steckten, durch den Sand und nahm auf einer der Decken platz. Der frische Morgenwind, der den salzigen Geruch des Meeres auf die Insel trieb, war angenehm und der gleichmäßige Schlag der Wellen beruhigte das unablässige Dröhnen in seinem Schädel.
Neben Ace lag Marco ausgestreckt auf einer Decke und wartete auf die ersten wärmenden Strahlen der Sonne, die Mühe hatten sich durch den grau bewölkten Himmel zu kämpfen. Schmunzelnd blinzelte er Ace aus einem Auge an, sagte allerdings nichts. Zwischen den Männern herrschte eine ganze Weile brüderliches Schweigen. Ace war dankbar, dass Marco ihn nicht nach seinen Verbleib in der Nacht fragte, bevor er zu ihnen gestoßen war. Was hätte er ihm auch schon sagen sollen? Marco war der der letzte Mensch aus der Crew mit dem er sich Ärger einhandeln wollte.
„Du Marco?“, krächzte Ace aus trockener Kehle.
„Hm?“
„Sag mal, warst du schon mal… ich meine… na ja…“, er wusste nicht wirklich wie er seine Frage formulieren sollte, ohne dass er sich lächerlich machte, „Hast du schon mal eine Frau gewollt?“
„Willst du mir damit sagen, dass dir die Hose drückt?“, lachte Marco und biss in sein Brötchen. Das er nach so einem Zechgelage etwas zu sich nehmen konnte war unfassbar.
Ace wurde puterrot: „Ja… ich meine NEIN!“
„Ja, was denn dann?“
„Wolltest du schon mal eine Frau, die dich nicht will und über die du eigentlich gar nichts weißt?“
Marco machte ein furzendes Geräusch mit seinen Lippen und setzte sich auf. Sein blonder Schopf, den er sich am Nacken hatte ausrasieren lassen, war zerzaust. Ernst blickte er den jungen Mann an: „Meinst du damit Missy?“
„…“
„Hab ich´s mir doch gedacht!“, knurrte Marco und schleuderte das Brötchen mit einem starken Wurf in das Meer, „Ich sage es dir jetzt ein letztes Mal und zwar so, dass auch du es endlich verstehst. Missy gehört der Crew. Sie ist unsere Schwester und das sollte sie auch für dich bleiben!“
„Was zur Hölle spricht dagegen?!“
„Alles!“, der dunkle Schatten von Jozu tat sich plötzlich über den beiden auf. Breitbeinig stand er hinter ihnen und war unfreiwillig Zeuge der Unterredung geworden. Sofort hielt Marco inne und schloss nachdenklich die Augen. Sollte er es dem zweiten Maat erzählen?
„Marco, sag ihm doch einfach die Wahrheit.“, brummte Jozu und verschränkte die Arme vor der Brust. Verwirrt sah Ace zwischen den beiden Männern hin und her. Noch nie hatten sie es geschafft ihn zu verunsichern, doch jetzt, in ihrer düsteren Ernsthaftigkeit, hatten sie ihn wirklich in die Enge getrieben. Am liebsten wäre er schreiend weggerannt...  

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Disclaimer: Ich bedanke mich noch einmal bei allen, die mich darauf hingewiesen haben, dass es nicht Satch, sondern Thatch heißt.

Als ich einmal nach dem Namen vom Kommandanten der vierten Divison googelte, ist mir anscheinend eine falsche Schreibweise untergekommen und wurde auch so von mir übernommen.

Ich habe den Fehler in den vorhergehenden Kapiteln korrigiert. ^^ Soll nicht wieder vorkommen, versprochen.

Leuchtkäferlicht  Verbotene Liebe  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt