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Sanft küsste Ace deinen Hinterkopf, bevor er dich wieder umdrehte und dich mit diesem unnachahmlichen Teufelsgrinsen anlächelte. Es strahlte Selbstbewusstsein, Stärke und Kühnheit aus und konnte für jede Situation in seinem Leben stehen. Ace´s Lächeln war mehrdeutig, wie immer, nur im Zusammenspiel mit seinen schwarzen, wachen Augen konnte man erkennen, wem dieses schalkhafte Grinsen zukam. Und man musste schon ganz genau hinsehen, denn so schnell ließ sich der junge Mann nicht in die Karten schauen. „Was werden wir jetzt machen, Ace?“, wolltest du wissen, „Wie wird das weitergehen?“
Eine seiner schwarzen, fein geschwungenen Augenbrauen zog sich nach oben und verlieh diesem Schmunzeln einen gewissen „Wen kümmert es denn?“- Ausdruck. Ace lebte im Hier und Jetzt, schöpfte aus dem Moment des Augenblicks seine Kraft und verschwendete kaum Gedanken an die Zukunft. Nicht, dass die Feuerfaust ein Narr gewesen wäre, denn er war gerissen wie ein Fuchs, aber die Folgen seiner Taten juckten ihn ebenso wenig wie eine Mücke einen Elefanten.
„Ich meine es ernst, Ace!“, knurrtest du und schlugst ihm mit der flachen Hand schwach gegen die Brust, „Es ist nicht so, dass ich… nun ja… die Sache ist komplizierter, als es dir erscheinen mag.“
Du wusstest nicht, wie du es der Feuerfaust verständlich machen konntest, dass du Whitebeards Tochter warst und er sich ernsthaften Ärger einhandeln konnte. Der letzte aus der Crew, ein junger Bursche Mitte zwanzig, der dir schöne Augen gemacht hatte, wurde von der Bande Kielgeholt. Warm legte sich Ace´s Hand auf deinen Mund, unterband jedes weitere, unnütze Wort und du verstandst. Für eine Sekunde setzte dein Herz aus und alles begann sich in deinem Kopf zu drehen. „Marco und Jozu haben mir alles erzählt.“, flüsterte Ace derweilen und dieses Lächeln, dieses zuckersüße Lächeln, welches dir beim ersten Mal, seit du es gesehen hattest den Kopf verdreht hatte, wollte nicht aus seinem Gesicht verschwinden. Sollte er es dir erzählen?
„Na ja, es gibt da auch eine Sache, von der du nichts weißt.“, sprach Ace derweilen ruhig weiter und blieb schlagartig stehen. Das Lächeln aus seinem Gesicht schwand und eine bittere Ernsthaftigkeit breitete sich um ihn aus wie eine Wolke aus Stahlstaub: „Was ich dir jetzt erzähle, muss unter uns bleiben. Versprich es mir!“
Stumm, doch voller Ungeduld, nicktest du. Die Stille war so laut, so entsetzlich laut…  

„Ich bin der Sohn von Gol D. Roger.“

Dein Mund klappte nach unten und du rangst nach Luft, als dein Herz für einen Moment aussetzte. Damit hattest du nicht gerechnet. Alle Farbe wich aus deinem Gesicht und du glaubtest die Feuerfaust hätte sich einen billigen Scherz mit dir erlaubt.
Wer kannte ihn nicht, den großen Gold Roger, oder auch Gol D. Roger wie er sich nannte, bevor er zum König der Piraten wurde? Schweigend gingst du auf Abstand, ohne dabei den Blick von ihm zu wenden. Dem Sohn des Erzfeindes deines Vaters. Was für eine abartige Ironie!
Ace rührte sich keinen Zentimeter, sondern sah dich aus traurigen Augen an. Keine Lüge lag in ihnen und nie zuvor hatte sich Portgas D. Ace so schwach gezeigt. Es war ihm schwer gefallen und hatte einige Überwindung gekostet, aber er fand es nur gerecht. Der Abstand zwischen euch beiden betrug nur ein paar Schritte, doch hätte er genauso gut tausend Meilen groß sein können.
Seufzend ließ Ace die Schultern hängen und wandte sich zum gehen. Er hatte es wieder einmal versaut, dem war er sich sicher. Der Blick in deinen Augen sagte alles und doch nichts, bohrte einen unsichtbaren Dolch in sein Herz, welches er dir so offen dargelegt hatte. Warum hatte er nicht einfach seine Klappe halten können?!

„Wo willst du hin, du alter Esel?“, merktest du auf, als Ace sich an dir im Wasser vorbei schob und dabei kleine Wellen fabrizierte, „Du glaubst gar nicht, wie egal es mir ist, ob du der Sohn von Gold Roger oder vom Teufel persönlich bist.“
„Ich dachte…“
„Du sollst nicht denken, Ace. Das ist nicht deine Stärke.“, lächeltest du keck und warfst dich in seine Arme. Hatte er wirklich geglaubt, dass dies zwischen euch stehen könnte? Was war er doch nur für ein Einfaltspinsel?!
Ace hatte dir nichts verschwiegen, hatte quasi die Karten offen auf den Tisch gelegt. Ein Spiel, bei dem es keinen Gewinner oder Verlierer gab, denn ihr beide hattet vier Asse und das fünfte ein deinen Armen, zog dich abermals in die wonnigen Untiefen einer lüsternen Hölle, die nur durch ihn angeheizt wurde. Er eroberte und herrschte. Das war seine Art, sein Element und du ließt dich vom Feuerstrom, den er in dir entfacht hatte, abermals mitreißen…

Jozu traute seinen Augen nicht, als er die Szene von der kleinen Anhöhe beobachtete. Er hatte eine schlimme Vorahnung gehabt, als er sich durch das Dickicht gekämpft hatte und inständig gehofft, dass er falsch gelegen hätte.
Von seinem kleinen Aussichtspunkt aus, konnte er euch beide sehr gut sehen, auch wenn er selbst hinter einem hohen Busch aus Wildbeeren, geschützt von den herabhängenden Ästen einer alten Birke, nicht entdeckt werden konnte.
„Jozu?“, fragte Marco, der sich hinter ihm aufbaute. Von den vier Männern war Marco der Jüngste und mit einer beneidenswerten Agilität gesegnet, doch hatten ihm die Zweige der Bäume einige Kratzer an Armen und Beinen zugefügt als er seinem Freund gefolgt war. Verschwörerisch drehte sich Jozu zu dem Blondschopf, dessen Gesicht ein einziges Fragezeichen war und legte sich den kurzen, wurstigen Zeigefinger auf den Mund.
Es war ihm nicht recht, dass Marco das ganze sehen würde. Vielleicht hätte Jozu es auf sich beruhen lassen. Hätte einfach so getan, als wäre nie etwa vorgefallen, denn, entgegen seiner meist verdrießlich wirkenden Art, mochte er die Feuerfaust, welcher dir gerade einen innigen Kuss gab, der mehr forderte als die drei berühmten Worte.
„Was zur Hölle?!“, zuckte Marco zusammen, als er sich neben Jozu stellte, der gerade Zeuge wurde, wie Ace dich anhob und schmachtend seine Hand um eine deiner Brüste faltete. Jozu und Marco war es nicht peinlich dich nackt zu sehen. Verdammt, du warst als kleines Kind an sonnigen Tagen in Unterhosen über das Deck geflitzt! Jozu war mit dir in der Stadt gewesen, als du ihm schreiend entgegen gelaufen warst und gemeint hättest du würdest verbluten, als du deine erste Periode bekamst. Ihnen war durchaus bewusst, dass du kein Kind mehr warst, aber in ihren Herzen warst du es immer noch! Ace´s rhythmische Beckenbewegungen, die deutlich unter dem Wasser zu erkennen waren, war für die beiden wie Schläge ins Gesicht.
„Dieser Trottel, eh!“, flüsterte Marco und drehte der Szene mit einer leidenden Blässe im Gesicht den Rücken zu, „Warum tut er das?!“
„Ich glaube wir sollten die beiden alleine lassen.“, knurrte Jozu, „Wir befassen uns später damit.“
Einvernehmlich nickten sich die zwei Nakama zu und schlichen zurück zur Straße, auf der Thatch und Teach warteten. „Was war denn los?“, fragte Blackbeard und rückte sich die schwere Kiste auf der Schulter zurrecht. Thatch, der sich gerade eine verspätete Zigarette danach angezündet hatte, sah ebenso ratlos aus wie sein beleibter Freund.
„Wir gehen!“, knurrte Marco harsch. Jozu folgte ihm auf den Fuß. Konfus tauschten Blackbeard und Thatch Blicke aus, sagten jedoch nichts. Marco schien ungehalten und Jozu hatte sich, mehr als sonst, hinter einer Mauer aus tödlicher Ruhe verborgen…

Leuchtkäferlicht  Verbotene Liebe  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt