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Kindliche Seele Teil 2

Harry sah seinen Lehrer mit großen Augen an. Der Mann selber machte sich bereits auf alles gefasst. Vermutlich würde der Junge nun wieder einen Wein- und Schreikrampf bekommen. Oder in Angstzustände ausbrechen.
Was auch immer es war, mit der Reaktion die er bekam hätte er in 100 Jahren nicht gerechnet.
Harry rieb sich die Augen, sein Mund öffnete und schloss sich wieder, dann legte er den Kopf schief und sah den Mann vor seinem Bett misstrauisch an.
„Wer sind Sie?"
Jeder im Raum zog die Luft ein. Tom, der ja noch auf Harrys Bett saß, beugte sich zu ihm.
„Das ist Severus Snape, du hast ihn doch gerade selber so genannt. Hast du ihn vergessen?" Wollte er besorgt wissen.
Wild schüttelte Harry den Kopf.
„Nicht vergessen, aber Professor Snape sieht anders aus. Nicht so!" Damit deutete er anklagend auf seinen verjüngten Lehrer.
Remus grinste.
„Severus hat endlich sein wahres Aussehen angenommen."
„Was? Aber, das machen doch normalerweise nur Menschen die schwere Verletzungen haben?" Der Junge verstand immer noch nicht.
„Nicht nur, dieser Hohlkopf hat es ebenfalls gemacht", murmelte Tom verdrießlich.
Ehe Severus etwas darauf sagen konnte meldete sich bereits Lucius zu Wort.
„Weißt du, Severus hat sich mit Absicht älter und hässlicher gehext. Aber jetzt hat er die Zauber endlich rückgängig gemacht. Sieht doch viel besser aus, findest du nicht?"

Harry hatte dem Aristokraten aufmerksam zugehört, dann wandte er seinen Blick wieder zu Severus.
„Warum?"
Der Tränkemeister wusste nun wirklich nicht was der junge Mann von ihm wissen wollte.
„Warum ich den Zauber angewandt, oder warum ich ihn nun behoben habe?"
„Beides", murmelte Harry. Dabei hatte er die Schlange wieder näher zu sich gezogen.
„Ich habe mich schon vor Jahren entschlossen eine Fassade zu tragen, mir war mein Aussehen nie wichtig, und es sollte anderen auch egal sein. Keiner hat sich dafür zu interessieren. Und gelöst habe ich den Zauber, weil diese Idioten hier so lange gestichelt haben bis es selbst mir zu dumm wurde. Jetzt können sie sich zumindest nicht mehr darüber aufregen."
Man sah dem Mann an, dass ihn das Ganze gewaltig gegen den Stich ging. Es reichte doch wenn er privat die Zauber löste. Von nun an würden ihn alle anstarren. Vor allem diese unerträglichen Gören.
„Gemein", schmollte Harry.
Das brachte Severus dazu dem Helden wieder seine Aufmerksamkeit zu schenken.
„Was ist denn so gemein? Das ich keine sabbernden Gören in meinem Unterricht haben wollte? Oder, dass ich darauf verzichten kann, dass ich Tonnen von Liebesbriefen bekomme? Und das nur wegen meines Aussehens. Mit verliebten Schülern hatte ich auch schon so oft genug zu tun, das nervt."
„Severus!" Kam es empört von Lucius.
„Was denn? Nur weil du mit deinem Aussehen deine Ziele erreichst muss das noch lange nicht auf alle zutreffen." Fauchte der Mann zurück.
„Ich erreiche meine Ziele auf Grund meines Talents meine Stärken einzusetzen. Mein Aussehen setzte ich dafür schon seit der Schulzeit nicht mehr ein. Und das weißt du. Außerdem bin ich dir nicht deswegen über den Mund gefahren." Knurrte der Politiker zurück.

Lucius konnte es nicht ausstehen wenn die Leute ihm solche Dinge unterstellten. Im Ministerium gab es auch genug die meinten er hätte sich nach oben geschlafen. Als hätte er das nötig. Nur weil er attraktiv war hieß das noch lange nicht, dass er sich darauf verließ. Lucius wusste wie man arbeitete und er scheute auch sicher nicht davor zurück. Und das alles wusste Severus ganz genau, aber immer wieder begann er einen Streit genau mit solchen Worten. Das hatte er schon in ihrer Jugend getan. Der einzige Grund warum Lucius die Freundschaft mit Severus nicht schon vor Jahren beendet hatte war, weil er genau wusste, dass sein jüngerer Freund nur aus Selbstschutz andere verletzte. Und normalerweise konnte Lucius auch damit umgehen. Dennoch, der Tränkemeister wusste schon immer ganz genau in welche Kerbe er schlagen musste um anderen weh zu tun. Nur hatte Lucius gehofft, dass der Mann in den letzten Tagen dazugelernt hätte.
Wie Harry es schaffte sich in so einen Menschen zu verlieben war dem Politiker ein Rätsel.

-Ruhe ihr Idioten, um euch geht es gerade nicht.- Giftete die Schlange. Natürlich konnten sie weder Severus noch Lucius verstehen, aber sie hielten die Klappe und blickten wieder auf Harry.
„Entschuldige bitte. Diesen Streit führen wir schon seit Jahren", erklärte Lucius den Jungen.
„Bis jetzt scheint ihn niemand gewonnen zu haben", murmelte Remus.
Tom beachtete die Anderen gar nicht.
„Was wolltest du Severus denn sagen? Was findest du so gemein von ihm?"
Harry schob beleidigt die Unterlippe vor.
„Das er mir diesen Zauber nie gezeigt hat. Ich wollte mein Aussehen auch schon oft ändern, vor allem die Narbe wollte ich verschwinden lassen. Aber ich dachte immer, dafür müsste man ein Metamorph Magier sein."
Nun hatte der junge Mann wieder die Arme verschränkt und starrte wütend zu seinem Lehrer hoch.
„Ich hätte nie gedacht, dass Sie so fies sind." Warf er dem Mann vor.
Remus und Lucius brachen in Lachen auch. Und auch Tom schmunzelte.
Severus verdrehte nur die Augen über so viel Albernheit.
„Warum wollten Sie denn immer anders aussehen? Sie sind doch nicht hässlich."
Harry verzog das Gesicht.
„Weil jeder mich sofort erkennt, und das nur wegen dieser blöden Narbe. Ich wollte sie schon als kleines Kind loswerden. Aber nicht mal Make-up hat funktioniert."
Severus seufzte.
„Natürlich nicht, das ist eine Fluchnarbe die bleiben immer sichtbar, egal wie man versucht sie zu verbergen."
Harrys Augen weiteten sich.
„Also werde ich sie immer offen zeigen müssen?"
Der Tränkemeister nickte.
„Dann hätte es ja gar nichts gebracht wenn Sie mir gezeigt hätten welche Zauber Sie auf Ihr Aussehen anwenden." Dachte der Patient laut nach.
Nun musste selbst Severus schmunzeln.
„Nein, es hätte keinen Unterschied gemacht. Nur hätten Sie dann mein Geheimnis gekannt."

Nur im Krieg erwachsenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt